Die Hexenjagd von Salem Falls
Porzellanladen getrampelt war.
Matt hatte beschlossen, das Gespräch mit Amos Duncan und seiner Tochter bei ihnen zu Hause zu führen. Normalerweise machte er keine Hausbesuche, aber in diesem Fall hielt er es für besser. Das Mädchen in sein Büro zu laden, würde die bevorstehende Schlacht im Gerichtssaal nur um so erschreckender machen. Im Augenblick war es für alle Beteiligten besser, daß Gillian die Ruhe bewahrte, damit sie, wenn Matt sie schließlich in den Zeugenstand rufen mußte, vor den Geschworenen genau so reagierte, wie er es brauchte.
Er nahm die Tasse Kaffee, die Gillian ihm reichte, und trank einen Schluck, während sie sich neben ihren Vater auf die Couch setzte. »Schmeckt ausgezeichnet. Aus Hawaii?«
Amos nickte.
»Der aus Jamaika ist genauso gut. Im Büro kriegen wir natürlich nur Instantbrühe.«
»Ich spendiere dem Büro der Staatsanwaltschaft eine Espressomaschine«, schwor Amos, »wenn Sie den Scheißkerl einbuchten.«
Matt nickte. »Mr. Duncan, Sie haben mein vollstes Verständnis. Und deshalb bin ich hier. St. Bride ist wegen eines schweren Sexualdeliktes angeklagt und muß mit bis zu zwanzig Jahren Gefängnis rechnen. Ich habe vor, die Höchststrafe zu verlangen. Das bedeutet, daß eine Absprache zwischen Anklage und Verteidigung zwecks mildernder Umstände bei einem Schuldbekenntnis nicht in Frage kommt.«
»Kommt er auf freien Fuß?«
»St. Bride hat keine Aussicht auf Kaution, er wird also bis zum Prozeß und für die Dauer des Prozesses in Untersuchungshaft bleiben. Nach seiner Verurteilung wird er zwanzig Jahre abbüßen und dann bis an sein Lebensende überwacht werden.« Er lächelte traurig. »Also, nein, Mr. Duncan. Er wird in absehbarer Zeit nicht auf freien Fuß gesetzt.«
Matt wandte sich an Gillian. »Unser Büro kann dir psychologische Hilfe besorgen, wenn du möchtest.«
»Darum haben wir uns bereits gekümmert«, entgegnete Amos.
»Gut. Zur Zeit führen wir Zeugenbefragungen durch. Gillian, fällt dir irgend jemand ein, der über das, was gestern nacht passiert ist, etwas wissen könnte?«
Gillian blickte ihren Vater an. Er war aufgestanden und ging im Zimmer auf und ab. »Die anderen, denke ich. Whitney und Chelsea und Meg.«
Matt nickte. »Detective Saxton wird mit ihnen sprechen.«
»Was ist mit den Untersuchungen, die im Krankenhaus gemacht wurden?« fragte Amos. »Hat sich daraus irgendwas ergeben?«
»Das können wir erst in zwei Wochen sagen, Mr. Duncan.«
»Zwei Wochen? Dauert das so lange?«
»Hauptsache, wir kriegen die Laborergebnisse vor Prozeßbeginn. Ich bin sicher, wir finden Indizien, die Gillians Zeugenaussage untermauern.«
»Meine Zeugenaussage?«
Matt nickte. »Ich muß dich in den Zeugenstand rufen.«
Sie schüttelte augenblicklich den Kopf. »Das kann ich nicht.«
»Doch, das kannst du. Wir sprechen deine Aussage vorher genau durch; es wird keine Überraschungen geben.«
Gillians Finger nestelten am Saum ihres Pullovers. »Aber was der andere Anwalt fragen wird, können Sie doch gar nicht wissen.« Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Wenn das Labor beweisen kann, daß er es war, muß ich dann immer noch aussagen?«
Eine solche Reaktion eines Vergewaltigungsopfers war nicht selten, schon gar nicht bei einem jungen Mädchen. Matt sagte sanft: »Zerbrich dir jetzt darüber nicht den Kopf. Ich habe noch nicht alle Beweise vorliegen. Ich habe noch nicht alle Polizeiberichte erhalten und auch noch nicht alle Zeugenaussagen. Laß mich einfach meine Arbeit machen, laß Detective Saxton seine Arbeit machen … und dann überlegen wir uns die beste Strategie.« Matt zögerte. »Ich muß dir allerdings noch eine Frage stellen«, sagte er. »Gillian, ich muß dich fragen, ob du noch Jungfrau warst, als diese schreckliche Sache passiert ist.«
Gillians Blick huschte zu ihrem Vater, der wie angewurzelt stehengeblieben war. »Mr. Houlihan…«
»Es tut mir leid. Aber die Antwort ist wichtig.«
Gillian ließ ihren Vater nicht aus den Augen, als sie leise »Nein« sagte.
Amos wandte sich ab, versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. »Ich möchte bei den Ermittlungen behilflich sein«, erklärte er unvermittelt.
Seine Tochter war über die Ankündigung genauso verblüfft wie Matt. »Danke für das Angebot. Aber das überlassen wir besser den Fachleuten, Mr. Duncan. Nicht, daß St. Bride noch wegen Formfehlern freikommt.«
»Krieg ich sie zu sehen?« wollte Amos wissen.
»Was?«
»Die Berichte. Die Polizeiprotokolle. Die
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