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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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DNA-Beweise.«
    »Im laufenden Prozeß«, sagte Matt, »werde ich Sie ständig über alles unterrichten, was ich in Erfahrung gebracht habe, so bald wie möglich. Ich zeige Ihnen alles, was Sie sehen wollen.«
    Das beschwichtigte Amos. Er nickte steif.
    Aber Matt machte sich Sorgen um Gillian, die offensichtlich noch immer ganz bestürzt über die Eröffnung war, daß sie in den Zeugenstand gerufen werden würde. »Gillian«, sagte er sanft. »Ich werde auf dich aufpassen. Versprochen.«
    Die Linien auf ihrer Stirn glätteten sich, und sie lächelte zaghaft. »Danke.«
    Amos nahm wieder Platz und legte den Arm um seine Tochter, als wollte er ihr in Erinnerung rufen, daß auch er ihr zur Seite stehen würde. Matt blickte weg, um sie in diesem innigen Augenblick nicht zu stören. Und er schwor sich inbrünstig, daß er sich bis zur Selbstaufopferung für die Duncans einsetzen würde, um ihnen wenigstens einen Bruchteil des Lebens zurückzugeben, das sie gehabt hatten, bevor Jack St. Bride aufgetaucht war.
    Bei ihrem letzten Besuch bei Dr. Horowitz war Gilly neun Jahre alt gewesen. Sie erinnerte sich, daß sie mit Puppen gespielt hatte, während Dr. Horowitz etwas in ein Notizbuch schrieb. Und sie wußte noch, daß die Psychiaterin ihr nach jeder Sitzung Pfefferminzplätzchen gegeben hatte. Eines Tages war ihr Vater zu dem Schluß gekommen, daß Gillian den Tod ihrer Mutter verarbeitet haben müßte, und sie war nicht mehr zu den Sitzungen gegangen.
    »Gillian«, sagte Dr. Horowitz. »Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    Dr. Horowitz war jetzt fünf Zentimeter kleiner als Gillian. Ihr Haar war an den Schläfen ergraut, und sie trug eine Bifokalbrille an einer Perlenkette. Sie sah alt aus, was Gilly schockierte – denn wenn für Dr. Horowitz soviel Zeit vergan gen war, dann auch für sie . »Ich weiß gar nicht, was ich hier soll«, platzte Gillian heraus. »Ich komm schon alleine klar.«
    Dr. Horowitz nickte nur. »Dein Vater sieht das anders.«
    Gillian schwieg. Sie hatte Angst zu reden. Es war schlimm genug, mit dem Staatsanwalt und mit Detective Saxton zu sprechen, aber die wollten schließlich nur was in Erfahrung bringen. Nicht so Dr. Horowitz – die wollte ihre geheimsten Gedanken erforschen, herausfinden, was wirklich in ihr vorging.
    »Wie wär’s, wenn wir gemeinsam entscheiden, ob ich dir helfen kann?« schlug die Psychiaterin vor. »Wie fühlst du dich heute?« Gillian zuckte die Achseln und schwieg. »Hast du was essen können? Konntest du schlafen?«
    »Ich wollte nicht.«
    »Kannst du dich konzentrieren?«
    »Konzentrieren!« entfuhr es Gillian. »Ich kann an nichts anderes denken.«
    »Woran denkst du?«
    »An ihn .«
    »Mußt du daran denken, was passiert ist?«
    »Andauernd«, sagte Gillian. »Aber es ist so, als wäre ich nicht da.«
    »Wie meinst du das?«
    Ihre Stimme wurde dünn. »Als würde ich … irgendwo hoch oben sitzen und das Mädchen im Wald sehen … wie er sie packt … und wenn er wegläuft, bin ich plötzlich auch weg.«
    »Das muß beunruhigend sein.«
    Sie nickte und zu ihrem Entsetzen kamen ihr die Tränen. »Tut mir leid. Es geht mir gut, wirklich. Bloß … ich … ich …«
    Dr. Horowitz reichte ihr ein Taschentuch. »Gillian, es ist nicht deine Schuld. Du mußt dich nicht schämen, und es muß dir nicht peinlich sein, was passiert ist.«
    Sie zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum. »Wenn das stimmt«, sagte Gilly, »wieso hat er sich dann ausgerechnet mich ausgesucht?«
    In einer Ecke der Zelle war eine Urinlache, und an der Zementwand klebte etwas Mattes, Getrocknetes, die Hinterlassenschaft des Häftlings, der zuletzt hier in Einzelhaft war. Als die Tür zuknallte, ließ sich Jack auf das Metallbett nieder. Immerhin trug er seine eigenen Sachen. Keine Gefängniskleidung. Sie konnten ihn zwar einsperren, aber sie würden nicht seinen Willen brechen.
    Er tastete den Rahmen des Bettes ab und suchte unter der Matratze, auf dem Rand der Dusche und im Abguß, sogar unten am Klo. Ein Stift , betete er. Bloß ein kleiner Stift . Aber vergeblich, er fand nichts, womit er sich die Zeit vertreiben könnte.
    Jack lehnte sich zurück und inspizierte seine Fingernägel. Er zupfte an einem losen Faden seiner Jeans. Er band sich die Schnürsenkel auf und wieder zu.
    Er schloß die Augen, und sogleich stellte er sich Addie vor. Er konnte sie noch immer auf seiner Haut riechen, ein winziger Hauch ihres Parfüms. Plötzlich spürte er ein Brennen in der Brust und ein

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