Die Hexenjagd
möglich ersetzen.«
Laurel kamen die Tränen. Cassie konnte es ebenfalls kaum ertragen, darüber zu sprechen. Sie wollte nach Hause, ein heißes Bad nehmen und sich an die Schulter ihrer Mom lehnen. Aber sie musste ihren Freunden beistehen– sie musste versuchen, auf jede nur erdenkliche Weise zu helfen.
»Scarlett hat gesagt, wer immer in einem geschlossenen Zirkel sterbe, müsse von einem Blutsverwandten ersetzt werden. Von dem nächsten in der Abstammungslinie. Also haben wir kein großes Mitspracherecht in der Frage, wer an Suzans Stelle tritt«, teilte Cassie mit.
»Richtig«, stimmte Adam zu. »Aber Suzan hatte keine Geschwister oder andere Familienmitglieder, soweit wir wissen. Also, was geschieht dann?«
»Vielleicht gibt es so was wie einen Joker«, meinte Nick, »und wir können wählen, wen immer wir wollen.«
»Ich wünschte, es wäre so, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es so einfach ist.« Diana blätterte in ihrem Buch der Schatten. Sekunden später fand sie die Seite, nach der sie gesucht hatte.
»Es gibt einen Stammbaumzauber«, erklärte sie und hielt das Buch hoch, damit alle die Seite sehen konnten, bevor sie es wieder auf ihren Schoß legte. »Er könnte uns helfen, Suzans Ahnenreihe zu vervollständigen.«
Adam las über Dianas Schulter hinweg den Zauber. »Er wird uns definitiv sagen, wer der Nächste in der Reihe ist. Falls es überhaupt jemanden gibt.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass Suzans Stammbaum mit ihr endet«, warf Deborah ein. »Sie war das Einzelkind zweier Einzelkinder, nicht wahr?«
»Wir sollten uns da nicht allzu sicher sein.« Adam blickte von dem Buch auf. »Suzans Familie war bekannt für ihre Verschlossenheit. Ihr Vater hat sich immer geweigert, überhaupt mit ihr über die Vergangenheit zu reden. Ich denke, es ist einen Versuch wert, ihren Stammbaum zu überprüfen.«
Diana überflog die detaillierten Anweisungen. »Es scheint ziemlich einfach zu sein. Alles, was wir brauchen, ist ein Blatt Papier und…« Sie verstummte.
»Was?«, fragte Sean, als fürchte er das Schlimmste.
»Wir brauchen etwas von Suzan«, murmelte Diana leise. »Etwas, das DNA enthält. Wie ihr Blut.«
Schweigen senkte sich über den Raum. Cassie sah mit einem Mal Suzans Leichnam vor sich, vergraben im kalten Boden. »Das ist unmöglich«, stellte sie fest. »Vergesst es.«
In diesem Moment stand Laurel auf und lief ins Nebenzimmer. Als sie zurückkehrte, hatte sie Suzans weiche Lederhandtasche in der Hand. »Die habe ich mitgenommen, um ein mächtiges Friedensritual abhalten zu können, eine Gedenkfeier mit einigen ihrer Lieblingsstücke.«
Laurel öffnete die Handtasche und alle schauten gespannt hinein. Sie erblickten das für Suzan typische Sammelsurium an Make-up, Kaugummi und zerknittertem Schokoriegelpapier. Cassie hatte einen Kloß in der Kehle. Die Handtasche roch sogar nach Suzan.
»Ich glaube nicht, dass du Blut darin finden wirst«, bemerkte Cassie. »Zumindest hoffe ich das.«
»Danach suche ich auch nicht.« Laurel nahm Suzans Haarbürste heraus und zog einige rotblonde Strähnen aus den Borsten. »Da hast du deine DNA «, sagte sie zu Diana. »Das funktioniert genauso wie eine Blutprobe.«
»Laurel, du bist ein Genie.« Diana stürzte zu ihrem Schreibtisch, um einen Zeichenblock aus der Schublade zu nehmen. Sie blätterte die Kohlezeichnungen und Acrylbilder durch, bis sie eine leere Seite fand. Dann riss sie die Seite vorsichtig heraus, kehrte zur Gruppe zurück und las im Buch der Schatten weiter.
»Wir brauchen noch Tinte«, erklärte Diana. »Aber sie muss aus etwas stammen, womit Suzan direkten Kontakt hatte. Ist in ihrer Handtasche ein Stift? Wenn sie ihn vor Kurzem benutzt hat, enthält er vielleicht noch immer etwas von ihrer Energie.«
Laurel wühlte in der Tasche, konnte aber keinen Stift finden. »Nichts«, sagte sie. »Aber vielleicht wird das funktionieren.« Sie hielt Diana ein Fläschchen mit Suzans Nagellack hin. Der Lack hatte die gleiche Farbe, mit der sie zuletzt ihre Nägel lackiert hatte– Magentarot mit Glitter.
Diana nahm Laurel das Fläschchen ab und schraubte es auf. »Immerhin hatte sie damit eindeutig Kontakt.«
Während Diana den Zauber vorbereitete, bildeten Cassie und die anderen einen Kreis um sie. Diana legte gemäß den Anweisungen ihres Buches das Zeichenpapier flach auf den Boden und verstreute Suzans Haare darauf. Dann gab sie einige Tropfen Nagellack mitten auf das Blatt und sagte:
Offenbare uns Suzans
Weitere Kostenlose Bücher