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Die Hexenjagd

Die Hexenjagd

Titel: Die Hexenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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wahrhaben wollte. Das Todessymbol der Hexenjäger glühte hell auf Suzans Stirn.

Kapitel Einundzwanzig
    Die Bäume auf dem Friedhof wogten in der warmen Brise, als sich der Zirkel zusammen mit Suzans Vater zu ihrer Beerdigung einfand. Der strahlende Sonnenschein weckte nichts als Schuldgefühle in Cassie, weil sie ihn erleben durfte und Suzan nicht. Suzan, die immer so unbeschwert gewesen war, Suzan, die jeder Situation etwas Erfreuliches hatte abgewinnen können. Wie war es möglich, dass sie hier im hellen Licht der Sonne standen, während Suzan unter der schweren schwarzen Erde begraben wurde? Es war einfach nicht fair.
    Der Friedhof mit seinen kleinen Teichen und Bachläufen war ein idyllischer Ort. Fern im Osten war die gezackte Küstenlinie zu erkennen. Im Westen schloss eine hügelige Waldlandschaft an den Friedhof an. Und über allem ragten von ferne die Granitklippen im Norden auf. Ist das der Grund, warum es Tragödien gibt?, fragte sich Cassie. Um erst in der Stunde des Leids die Wunder der Natur so recht wahrnehmen zu können? Um durch den Schmerz die Freude am Dasein erst so recht würdigen zu können?
    Deborah war die Einzige, die den Mut und die Kraft hatte, an Suzans Sarg einen kurzen Nachruf zu sprechen und mit wenigen Worten das auszudrücken, was der ganze Zirkel empfand. Sie räusperte sich und sah Suzans Vater voller Zuneigung an.
    »Unsere Suzan konnte man leicht unterschätzen«, begann sie. »Tatsächlich wollte Suzan, dass wir sie unterschätzten, damit sie uns später mit ihrem Witz und ihrer Intelligenz überraschen konnte, mit ihrer Güte, ihrer Großzügigkeit und nicht zu vergessen ihrem Sarkasmus. Unter ihren schicken Kleidern und ihrem Make-up war Suzan eine reine Seele.« Deborah kämpfte jetzt mit den Tränen. »Durch und durch rein. Und wir werden sie sehr vermissen.«
    Alle begannen zu weinen, aber Faye war am tiefsten getroffen. Überwältigt von Trauer, konnte sie sich kaum aufrecht halten. Um mit ihrem Schluchzen nicht die gesamte Zeremonie zu stören, taumelte sie zur Seite und lehnte sich an einen Baum.
    Cassie ging zu ihr. Sie näherte sich ihr wie einer verwundeten Straßenkatze, behutsam und vorsichtig und darauf gefasst, sich zurückzuziehen, wenn es notwendig sein würde. Sie versuchte, einen Arm um sie zu legen, aber Faye stieß sie sofort zurück. »Ich will dein Mitleid nicht. Lass mich einfach in Ruhe.«
    »Faye«, sagte Cassie. »Nichts von alledem ist deine Schuld. Du darfst dir keine Vorwürfe machen.«
    Faye starrte grimmig zu Boden. » Ich sollte da unten liegen. Ich wünschte, ich wäre jetzt in diesem Kasten.«
    »Faye.«
    »Nein, Cassie. Du hast leicht reden, von wegen es sei nicht meine Schuld. Du warst die Retterin in der Not. Du bist jetzt die Heldin. Aber ich bin der Grund der Not, der Grund, warum Suzan überhaupt auf diesem Dach war. Und dann hat sie sich vor mich geworfen, um mich vor dem tödlichen Fluch zu retten. Also versuch erst gar nicht, mich zu trösten. Ich verdiene es nicht.«
    Cassie konnte Fayes Empfindungen nachvollziehen. Sie fühlte sich selbst elend und verstand, dass Faye den Wunsch hatte, erst einmal allein mit ihren Schuldgefühlen klarzukommen. Dennoch wich sie nicht von ihrer Seite, sondern versuchte, ihr still und respektvoll beizustehen.
    Aus der Ferne beobachteten sie gemeinsam den Rest der Beisetzung. Nachdem der Sarg in die Erde hinabgelassen worden war, nahm Cassie sanft Fayes Hand und führte sie über den Rasen zum Rest der Gruppe. Mit der anderen Hand griff sie nach Adam. So verließen die elf jungen Menschen gemeinsam den Friedhof, aber Cassie hatte dennoch das Gefühl, als würden sie sich mit jedem Schritt weiter voneinander entfernen. Suzans Tod hatte ihre Verbundenheit empfindlich gestört und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl geschwächt.
    Cassie schaute auf ihre und Adams ineinander verflochtenen Finger. Sie wünschte, dass es da wäre. Das silberne Band. Aber da war nichts.
    Wie bei jeder Beerdigung war auch heute die ganze Stadt auf den Beinen. Menschen, die Cassie noch nie zuvor gesehen hatte, drängten sich in Suzans Haus, um ihrem Vater zu kondolieren, ihm Blumen oder etwas zu essen zu bringen. Suzans Dad reagierte höflich, aber benommen. Es würde Tage, vielleicht Wochen dauern, bis er den Verlust seiner Tochter wirklich begriffen hatte. Cassie wünschte, sie hätte zu ihm gehen und ihm erzählen können, was seinem Mädchen zugestoßen war. Er musste so viele Fragen haben. Aber Cassie hielt sich zurück.

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