Die Hexenjagd
Tasche auf den Küchentisch fallen. »So kann man es auch nennen.«
Ihre Mutter folgte ihr in die Küche. »Zeig mir mal deine Hände.«
»Sie tun nicht mehr weh«, log Cassie und zog die Ärmel hoch. »In ein paar Tagen ist alles verheilt.«
Aber ihre Mutter ließ nicht locker, wickelte den Verband ab und untersuchte die Verletzungen sorgfältig. »Ich habe eine Salbe aus Gartenkräutern für dich hergestellt. Sie steht im Kühlschrank.«
Cassie quittierte die Fürsorge ihrer Mutter mit einem Seufzer, aber in Wahrheit war sie dankbar dafür. Sie hatte sich den ganzen Tag über seltsam gefühlt und ihre Brandwunden pochten ununterbrochen.
Mrs Blake holte den steinernen Mörser, in dem sie die Kräuter zerstoßen hatte, aus dem Kühlschrank und setzte sich zu Cassie an den Küchentisch.
Die Salbe war erbsengrün und roch nach Stinktier. Mrs Blake rührte mit zwei Fingern um und griff dann nach Cassies Hand. »Wie das Buch in deinen Händen heiß geworden ist– so etwas habe ich noch nie gesehen«, murmelte sie. »Ich muss die ganze Zeit daran denken.«
Sie konzentrierte sich darauf, die Salbe gleichmäßig und sanft aufzutragen. »Ich will, dass du mir ehrlich sagst, ob du noch andere Nachwirkungen von dem, was geschehen ist, spürst.«
»Nachwirkungen wie die, dass ich jedes Mal zusammengezuckt bin, wenn ich heute eins meiner Schulbücher geöffnet habe?«
Cassies Mutter runzelte die Stirn. »Ich meine es ernst. Ich möchte nicht, dass du dich diesem Buch noch einmal näherst, zumindest nicht, bis wir herausgefunden haben, wie wir seinen Abwehrzauber außer Kraft setzen können. Es ist zu gefährlich.«
Das Buch von ihrer Mutter zurückzubekommen würde schwieriger werden, als Cassie erwartet hatte. »Aber wie sollen wir denn erfahren, wie man den Zauber brechen kann?«, fragte sie. »Schließlich gibt es niemanden, den wir danach fragen können.«
Ihre Mutter schwieg einige Sekunden lang. »In Zeiten wie diesen wünschte ich, deine Großmutter wäre noch hier. Sie wusste erheblich mehr über diese Dinge als ich.«
Cassie hatte den gleichen Gedanken gehabt, es aber nicht übers Herz gebracht, ihn laut auszusprechen. Ihre Großmutter hatte ihr über Jahrzehnte hinweg gesammeltes Wissen und ihre Weisheit mit ins Grab genommen. Sie war unersetzlich.
»Wenigstens hab ich dich«, erwiderte Cassie, und sie meinte es ernst. In den letzten Monaten waren sie sich nähergekommen, und inzwischen hatte Cassie das Gefühl, ihrer Mom fast alles erzählen zu können.
Während ihre Mutter die Brandwunden frisch verband, erzählte Cassie, was an diesem Morgen im Büro des Direktors passiert war. Sie ließ kein Detail aus, in der Hoffnung, ihre Mutter davon zu überzeugen, wie wichtig es war, sich noch einmal an das Buch zu wagen.
»Ich wünschte, ich wüsste irgendeinen Weg, Faye und Laurel zu beschützen«, sagte sie. »Dabei fällt mir ein: Kannst du dich erinnern, was genau Black John damals getan hat, um deinen Freund vor den Jägern zu retten?«
Ihre Mutter dachte kurz nach. »Es war eine Art Zauber. Ein Fluch, um genau zu sein. Ich könnte mir vorstellen, dass er in seinem Buch der Schatten steht.«
Das Buch der Schatten. Cassie konnte es sich nicht nur vorstellen, sie wusste, dass darin die Antwort lag.
»Ich erinnere mich, dass dein Vater einmal gesagt hat, die Jäger selbst hätten keine Macht, keine magischen Kräfte«, fuhr ihre Mutter fort. »Aber sie verfügen über steinerne Reliquien, die von Generation zu Generation über Jahrhunderte hinweg weitergegeben werden, und diese Reliquien sind unglaublich mächtig. Wenn die Verbindung zwischen Jäger und Reliquie getrennt wird, kann auch das Symbol entfernt werden.«
Cassies Augen leuchteten auf– es gab einen Weg! Aber da hielt ihre Mutter inne und ihre Stimme wurde ernst. »Cassie, ich weiß, was du jetzt denkst. Du willst diesen Fluch finden, um deine Freundinnen zu retten. Aber hüte dich davor, Magie aus einem Buch zu benutzen, das du nicht verstehst. Dunkle Magie hat immer schwerwiegende Folgen. Die Brandmale auf deinen Händen sind nur der Anfang.«
Um ihre Mutter zu beruhigen, nickte Cassie einsichtig. »Aber bis wir wissen, wie wir das Buch gefahrlos benutzen können«, sprach ihre Mutter weiter, »gibt es eine andere Möglichkeit zu helfen. Ich kenne den perfekten Ort, um Faye und Laurel zu beschützen.«
Eine solche Wendung hatte Cassie nicht erwartet. »Wo?«
»Hier bei uns. In diesem Haus gibt es ein geheimes Zimmer.«
Cassie sah ihre
Weitere Kostenlose Bücher