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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Gehen, sie aber hielt mich rasch mit einer Frage zurück: „Wann will er denn wieder zum Lesen kommen?“
Darauf versetze ich ihr: „Nach deinem süffisanten Benehmen gestern wohl überhaupt nicht mehr.“
Nun war sie es, die nach Luft rang. Gleich drauf hielt sie sich, tief vornüber sackend, an ihren Rosenkranz fest, richtete im nächsten Moment ihre wässrig-grauen Fischaugen schräg zu mir hoch und winselte regelrecht mit ihrer feuchten Lispelsprache: „Ich fürchte, da habe ich einen Fehler begangen. Setzt du die ehrwürdige Mutter davon in Kenntnis?“
Diese erbärmliche Frage beantwortete ich mit einem verächtlichen Blick, worauf sie flehte: „Bitte, Tora, richte ihm aus, er ist jederzeit gerne hier gesehen.“
„Das würde ihn auch nicht umstimmen.“
„Versuch es wenigstens, Tora, ich bitte dich!“
Das war mir zu viel, ich entfernte mich von ihr und wischte mir, als ich außer Sichtweite war, ihre Spucketropfen von meinem Kinn.
Sicher perlte sie jetzt wieder ihren Rosenkranz.
Magda verlangte uns allen mit ihren stetig wechselnden Launen und ihrer religiösen Verbohrtheit reichlich Beherrschung ab. Mich interessierte nicht, welchem Glauben Raimund angehörte, unter unseren Studenten befanden sich mehrere Protestanten, mit denen ich besten Kontakt pflegte. Für Magda hingegen war jeder Nichtkatholik vom Antichristen besessen. Mich hielt Magda für katholisch, was zutreffen konnte oder auch nicht, die Äbtissin gab mir nicht preis, ob ich katholisch oder protestantisch getauft worden war - vielleicht war ich ja auch Mohamedanerin oder Hinduistin. Im Grunde war es mir gleich, in welchem Gotteshaus ich einst meine Taufe empfangen hatte, entscheidend war doch, wie es heute in meinem Herzen aussah. Ich war fromm, ehrte und liebte Gott, bewunderte seine Schöpfung, ich achtete die kosmischen Gesetze und bemühte mich, ihnen nicht zuwider zu handeln. Für meine Begriffe sollte dies das Fundament eines jeden Gläubigen sein. Bedauerlich, dass die von Menschen erfundenen Sitten und Gesetze den himmlischen oft regelrecht entgegen standen, eine Tatsache, mit der ich nicht umgehen konnte.

    G erade erhitzte ich im Labor über einem Brenner eine selbstgefertigte Cuprumpaste, als Raimund zu mir trat und sich leise erkundigte: „Sprichst du nicht mehr mit mir?“
„Doch, natürlich.“
Seine Antwort war von Fröhlichkeit beschwingt: „Da bin ich erleichtert. Wie geht es dir, Tora?“
„Danke gut, und dir?“
„In deiner Nähe stets bestens.“
Diese Bemerkung löste eine Wärmewelle in mir aus, es war das Netteste, was ich je von ihm gehört hatte.
Was sich noch steigerte. Fortan bewies er mir immer deutlicher sein Interesse, und ich genoss seine charmanten Bemerkungen, obschon zuweilen wieder Unsicherheit bei mir durchbrach - was strebte er an? Er konnte sich doch unmöglich in mich verliebt haben. Raimund war der sympathischste und attraktivste Mann, der mir bisher begegnet war, er konnte nun wirklich ansehnlichere Jungfern für sich gewinnen.
Nach mehr als einer Woche wurde es Zeit, Raimund wieder in die Bibliothek zu bitten, ich hatte Magda lange genug schmoren lassen. Die Gelegenheit dazu ergab sich, als er mich auf meinem Weg von der Schule zum Kloster am Tor überraschte. „Wer da?“, rief er mich scherzhaft an, worauf ich mit wild aufgerissenen Augen zurückgab:
„Der rote Feuerhahn! Darf ich passieren?“
„Noch nicht“, lachte er und zog mich unter den dortigen Kastanienbaum, der etwas Schutz vor dem aufgekommenen Schneetreiben bot. Ich richtete ihm sogleich aus, er sei jederzeit gerne in der Bibliothek gesehen.
„Damit habe ich gar nicht mehr gerechnet“, freute er sich, „danke für diese Nachricht! Da wage ich jetzt noch weniger, dir meinen Wunsch vorzutragen, dessentwegen ich hier auf dich gewartet habe.“
„Mach’s nicht so spannend“, regte ich ihn an, worauf er unbeholfen hervorbrachte:
„Ich, ja - nächste Woche beginnen doch die Winterferien, und vorher würde ich mich gerne mal ausgiebig und ungestört mit dir unterhalten. Falls, nur falls du magst. Ja, vielleicht können wir uns dazu an einem Nachmittag in der Schule treffen, in einem unserer Gesellschaftsräume, dachte ich. - Magst du?“
„Sicher doch, und wann? Mir wäre übermorgen lieb, denn sonntags ist es im Kloster zum Gähnen langweilig.“
Für einen Augenblick blieb ihm der Mund aufstehen, dann aber riss er seitlich beide Arme in die Höhe und den Kopf in den Nacken, wobei er jubelte: „Eine Zusage! Eine prompte

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