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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Zusage!“ Jetzt sah er mich wieder an: „Am Sonntagnachmittag, ja?“
„Abgemacht, junger Mann.“
Anschließend konnte auch ich meine Freude nicht verbergen. Jeder hätte sie mir angemerkt, wäre ich nicht schnurstracks in meiner Stube verschwunden, die ich erst eine volle Stunde später wieder verließ.

    K aum besser am folgenden Tag. Den Unterricht stand ich zwar unauffällig durch, doch als ich am Nachmittag neben der Köchin Helga am Küchenherd stand, sagte sie mir auf den Kopf zu, ich sei verliebt.
„Du hoscht ‘n Knall“, gab ich im hier üblichen Ton zurück, doch sie stellte lachend fest:
„Wirscht ja rot. Also, wer isch es, ä Studentle?“
„Es Herdfeuer isch es, hoscht ja selbst ä rot Birn.“
Darüber lachte sie noch lauter, bis Gerlinde sie bremste: „Schluss jetzt, Helga, konzentrier dich auf dein Quittenkompott.“

    D er rostige Nachwuchs meines Haars maß, wenn ich die Locken straff zog, bereits zwei Finger lang, weshalb es immer schwieriger wurde, ihn zu verbergen. Für meine Verabredung mit Raimund hatte ich meine adrette schwarz-weiße Ausgehkleidung angelegt, wandt mir jetzt vor dem Spiegel meinen früheren weißen Schleier um den Haaransatz an Stirn und Schläfen und setzte anschließend einen breitkrempigen weißen Filzhut auf. Nun schaute ringsum nur noch weißblondes Haar heraus, das mir bis in den Rücken fiel. Soweit ein hübscher Anblick, doch das helle Blond stach unnatürlich gegen die rechte rot-blonde Braue und die ebenfalls rot-blonden Wimpern beider Augen ab - und dann diese Narben! Unzufrieden wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab und begab mich zur Schule.
In den mollig beheizten Aufenthaltsräumen vergnügten sich die Fräulein und Jünglinge mit Brett-, Würfel- und anderen Gesellschaftsspielen. Ich grüßte freundlich nach allen Seiten, und bald entdeckte ich auf dem Flur Raimund. In einem weinroten Samtrock mit Goldknöpfen, dazu schwarze Beinlinge und einen schwarzen Federhut auf dem Kopf, sah er blendend aus, war wohl sein Sonntagsstaat. Er lächelte mir entgegen, und nach unserer Begrüßung deutete er mit galanter Handbewegung auf die Tür zu einer kleinen Plauderstube.
Nur drei grüne Polstersessel um einen flachen Tisch verteilt fanden hierin Platz, und auf dem Tisch waren eine brennende Wachskerze sowie eine Schale mit Süßigkeiten zurechtgestellt. Während wir zwei Sessel einnahmen, erklärte mir Raimund: „Ich lass die Tür absichtlich aufstehen, damit jeder sehen kann, wie harmlos wir hier beieinander sitzen.“
„Wie umsichtig von dir.“ Ich blickte mich um: „Hier kann man sich wohlfühlen, Raimund. Bei uns drüben ist alles kalt, karg und hart, anscheinend soll das die Seelen schmirgeln. Ich kann den Tag kaum erwarten, an dem ich dem Kloster für immer ade sage.“
„Wirst du es nach deinem Studium verlassen?“
Eine Frage, der ich ausweichen musste: „Das entscheide nicht ich alleine, mehr meine Familie. Aber jetzt möchte ich von dir hören, wie dir die Hildegardschriften gefallen.“
„Ganz außergewöhnlich. Und sie wirken unvergleichbar effizient.“
„Genau meine eigene Erfahrung, Raimund.“
Jede freie Stunde habe er in der Bibliothek zugebracht, erzählte er mir, versunken in diese Werke. Zwar habe er sich von Jugend an mit naturwissenschaftlichen Themen beschäftigt, vorzugsweise mit Sternkunde, und habe auch in Italien zwei Jahre Tierheilkunde studiert, doch die Kenntnisse der Hildegard überträfen alles. Ich freute mich über seine Begeisterung, und bald führten wir einen regen Gedankenaustausch. Allerdings saßen wir in unserer gemütlichen Stube längst nicht so ungestört wie gewünscht, da mehrmals Studentinnen aufdringlich zu uns hereinlugten, auch gerne näher getreten wären, es sich letztendlich aber doch nicht wagten. Ich wusste, dass ihr Interesse einzig Raimund galt. Zwar waren all unsere Mitschülerinnen vor Antritt ihres Studiums mit einem von ihren Eltern bestimmten Edelmann verlobt worden, doch für Monde von ihm getrennt, schlug das Herz so mancher schon mal für einen Anderen, vorwiegend für den aparten Raimund, dem begehrtesten der Studenten.
Raimund und ich unterhielten uns jetzt über Sterndeutung, und er erkundigte sich nach meinem Geburtstag.
„Ich werde Anfang nächsten Sonnmonds zwanzig“, gab ich ihm preis, worüber er staunte:
„Schon zwanzig?“ Dann lächelte er erfreut: „Und ich werde Anfang nächsten Hartungs fünfundzwanzig. Du bist im Sternbild Zwilling geboren und ich im Wassermann, diese

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