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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es.«
    »Und was ist mit Solara?«
    »Sie wurde entführt. Es ist die einzige Möglichkeit, die mir dazu einfällt.«
    Die Äbtissin schwieg ebenso wie Romano Testi. Ihnen beiden war wie mir klar, daß wir versagt hatten. Lucia sprach es auch aus, wobei sie die Hände rang. »Was wollen wir denn jetzt unternehmen? Ich weiß mir keinen Rat mehr.«
    »Wir müssen Solara finden.«
    »Und wo, Signore Testi?«
    »Überall.«
    Sie senkte den Blick. »Das heißt mit anderen Worten, Sie wollen das Kloster durchsuchen.«
    »Ja.«
    »Auch außen«, sagte ich. »Es kann durchaus sein, daß er sie in den Garten geschleppt hat.«
    »Sogar auf den Friedhof«, meinte Testi.
    Die Äbtissin wußte nicht mehr, was sie noch erwidern sollte. Schließlich hob sie die Schultern. »Ich habe den Eindruck, daß mir hier einiges über den Kopf gewachsen ist. Wenn Sie wollen, dann tun Sie alles, was Sie tun müssen. Aber bringen Sie mir um Gottes willen Solara wieder zurück. Tun Sie uns allen den Gefallen.«
    Ich schickte ihr ein Lächeln. »Darauf können Sie sich verlassen. Wir werden Solara finden, davon bin ich überzeugt.«
    Das war sie auch, doch sie bat uns, ihr die junge Nonne auch lebend zurückzubringen.
    Das konnten wir ihr nicht garantieren, behielten es allerdings für uns.
    ***
    Daß wir Herbst hatten, war daran zu merken, daß es früher dunkler wurde.
    Die Oktobersonne war verschwunden, die grauen Boten der Dämmerung fluteten lautlos heran. Viele Gegenstände waren nicht mehr so scharf und klar zu erkennen wie bei Tageslicht.
    Zu ihnen gehörte auch der hinter der kleinen Kirche liegende Friedhof mit den gepflegten Grabstätten, die ohne Prunk waren, aber gerade wegen ihrer Schlichtheit wirkten. Jedes Grab wurde von einem Rand aus hellen Steinen eingefaßt, die manchmal die Form von bleichen Gebeinen aufwiesen.
    Die Grabsteine waren ebenfalls schlicht. Flach lagen sie auf den letzten Ruhestätten.
    Die Klostermauer warf einen Schatten über die Gräber. Er kam uns wie ein Omen vor.
    Ich drehte mich von der vor mir liegenden Grabreihe weg und schaute auf die andere. Laut Beschreibung sollten wir dort das Grab der Maria finden.
    Ich entdeckte es und machte Testi darauf aufmerksam. Starr blieb er neben mir stehen, den Kopf gesenkt. Ich gönnte ihm diese Ruhe, denn seine Beziehung zu der Toten war eine andere als die meine.
    Wahrscheinlich durchtosten ihn zahlreiche Gedanken. Ich sah, wie er über sein Gesicht wischte, die Erinnerung wühlte ihn auf. Bestimmt dachte er auch an seinen toten Vater.
    »Hier liegt sie also und ist tot«, murmelte er.
    Ich nickte.
    »Oder lebt sie noch, John?«
    Das war eine schwere Frage. »Ich kann dir keine genaue Antwort geben. Ihr Leib wird vermodert sein.«
    »Mein Vater hat ihn aber gesehen.« Er räusperte sich. »Er hat ihn aus dem Wasser gezogen, und er fühlte sich nicht anders an als du oder ich. Darüber komme ich nicht hinweg.«
    »Es muß mit der Wiedergeburt zusammenhängen«, erwiderte ich leise.
    Lautes Reden hätte hier nur gestört. »Maria ist wiedergeboren, davon gehe ich erst einmal aus. Das ist der Stamm meiner Überlegungen. Welche Äste davon dann abzweigen, kann ich dir nicht sagen, aber so ist es nun einmal.«
    »Sehr wenig.«
    »Sicher. Ich würde sie zu gern finden.«
    »Und wo könnte sie sein?«
    Testi drehte sich bei der Frage um. Er wollte möglichst viel von dem Außengelände innerhalb der Klostermauer überblicken.
    Da stand die Kirche, da waren die Gärten, wir sahen auch die Zypressen und die Obstbäume. Einige Fächerpalmen spendeten Schatten. Durch die lange Hitze des Sommers sah die Natur vertrocknet und verstaubt aus. Man wartete auf den Regen.
    »Vielleicht haben wir in der Kirche Glück«, sagte ich.
    »Nicht schlecht. Das wäre sogar ein guter Platz, um sich zu verstecken. Ich frage mich nur, wen du damit meinst? Maria oder Solara?«
    »Beide?«
    »Nein, John. Nicht Solara. Ich glaube kaum, daß sich der Hexenmeister in die Kirche traut.«
    »Wir werden nachschauen.«
    »Bene.«
    Es war nicht weit. Den kleinen Friedhof hatten wir schnell verlassen.
    Über einen mit hellen Steinen belegten Weg schritten wir dem Eingang der kleinen Kirche entgegen. Wir waren allein. Man konnte den Eindruck bekommen, von der Ruhe erdrückt zu werden. Nur das Knirschen unserer Tritte war zu hören.
    Bevor wir die Tür erreicht hatten, wurde sie von innen wuchtig aufgestoßen. Da löste sich dieses dunkle Rechteck aus der weißen Mauer. Damit hatten wir überhaupt nicht

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