Die Hexenmeister
gerechnet, und deshalb gelang den beiden Männern die Überraschung. Wir kamen nicht einmal dazu, ein Wort zu sagen, denn gegen zwei Revolvermündungen ist man machtlos…
***
»Auch das noch – Rosati!«
Ich hatte Testis Flüstern gehört und vernahm das Lachen des einen Mannes. Er war ein kantiger, glatter Typ mit glatten Haaren und einfach widerlich kalten Augen. Der zweite neben ihm fiel kaum auf, doch er war sicherlich nicht weniger gefährlich.
»Du kennst ihn, Romano?«
»Den kennt jeder Polizist in Italien.«
»Danke, das reicht.«
Die Eingangstür der Kirche war ziemlich breit. Sie hatten beide darin Platz.
Es war Rosati, der sprach. »Los, kommt zu uns! Wir haben euch einen schönen Platz zum Sterben ausgesucht. Direkt am Altar. Kann es einen wirklich originelleren Ort geben?«
Testi rührte sich nicht. Er wollte Fragen beantwortet haben. »Was hast du hier zu suchen, Rosati?«
»Dich!«
»Das glaube ich dir nicht.«
Der Killer grinste. »Doch, ich bin dir gefolgt. Du hast dich in London zu schlecht benommen. Das verlangt nach Rache. Der Fuchs war außerdem ein Freund von mir. Und jetzt kommt, ich will aus dieser Gegend so schnell wie möglich weg.«
Der kleinere der Männer trat tiefer in die Kirche zurück. »Er heißt Tassilo Scotto«, flüsterte mir Testi zu. »Unterschätze ihn nicht, der ist in der Branche auch bekannt. Beide werden keine Rücksicht nehmen. Die schießen.«
Wenn Romano das sagte, mußte es stimmen. Er kannte die Branche besser als ich.
In der Kirche war es kühl. Und auch still. Ich konnte mir vorstellen, daß diese Stille plötzlich von Schüssen zerrissen wurde, das Krachen der Echos, das Pfeifen der Kugeln, das alles konnte passieren im seichten Dämmerlicht, das durch die Fenster sickerte und sich in der schlichten Kirche verteilte.
Die Typen hatten uns in die Zange genommen. Und sie machten nicht den Eindruck, als könnten sie Spaß vertragen.
Rosati zielte auf Testis Kopf, Scotto hielt mich in Schach. Vor die Mündungen der Waffen waren keine Schalldämpfer geschraubt, und Rosati hatte das Kommando übernommen.
»Zum Altar!« flüsterte er, »wenn wir euch schon umlegen, dann richtig stilecht.«
Testi blieb stehen. »Damit holst du deine Kumpane auch nicht zurück.«
»Aber du folgst ihnen. Darauf habe ich schon lange gewartet. Du bist ein Geschwür, du bist die Pest in unserem Leib, Testi.«
»Ist der nicht schon verrottet genug?«
»Wirst du sehen!«
Ich hatte mich herausgehalten und Scotto beobachtet. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Er ließ keinen Blick von mir.
Ich konnte ihm ansehen, wie scharf er überlegte. Er schaffte es wohl nicht, mich irgendwo einzuordnen. Ich gehörte nicht zur italienischen Gegenseite, und das machte ihn nachdenklich.
Er sagte etwas zu Rosati.
»Was ist?«
»Wer ist dieser Mann?«
»Weiß nicht.«
Da ich die beiden verstanden hatte, konnte ich auch antworten. »Ich komme aus London.«
»Ein Bullenkollege?«
»So ähnlich.«
»Um den ist es nicht schade!« flüsterte Rosati. »Der gehört ebenfalls ins Jenseits.« Er lachte leise, bevor er sich wieder an Testi wandte. »Auch deine Hilfe hat dir nichts genutzt, Hundesohn. Wir packen euch, wir packen euch alle.«
»Dann habt ihr auch Scotland Yard auf den Fersen«, sagte ich.
»Was macht das schon?«
»Und Costello wird sich bestimmt freuen, wenn wieder ein Bulle umgelegt worden ist«, erklärte Scotto. Da hatte er recht.
Wir saßen in der Klemme. Ich wußte nicht, wie ich da rauskommen sollte. Die beiden Waffenmündungen glotzten mich an. Ich stand im Kreuzfeuer der Kanonen, die Finger lagen am Abzug, die beiden gaben sich keine Blöße. Sie waren Killer, sie waren Kenner, die taten dies nicht zum erstenmal.
Es gab in der Kirche nur wenige Bänke. Sie standen links und rechts, ein Mittelgang trennte sie. Er endete dort, wo der Altar begann. Dieser wiederum stand etwas höher. Wir mußten eine Stufe hinaufgehen, um die breitere Plattform zu erreichen.
Ein schlichter Altar. Zwei Kerzen rechts und links, dazwischen stand ein Kreuz. Es war aus Holz gefertigt und besaß einen steinernen Sockel.
Sie waren jetzt hinter uns. Auf meinem Rücken spürte ich das unangenehme Kribbeln, den Schauer des Wissens, daß jeden Moment der Tod in meinen Rücken hineinjagen konnte.
Eine schmucklose Kapelle. Keine Wandmalereien, kein Blumenschmuck, ein blanker Steinboden, über den wir schritten, dann mußten wir vor der Stufe stehenbleiben.
»Mach den Altar frei,
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