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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem Lokal bei Kaffee und Grappa zurück.
    Rosati gehörte zu den Typen, um die man als Fremder einen Bogen machte. Es lag nicht an seinem Aussehen, da wirkte er ziemlich normal, nein, von ihm ging etwas aus, das mit dem Begriff Gefühlskälte umschrieben werden konnte.
    Rosati wirkte wie ein Eisschrank auf zwei Beinen. Er brauchte nur den Kopf zu heben und jemand anzuschauen, dann zuckte der andere zurück, weil er wußte, woran er war.
    So erging es auch der Bedienung. Die junge Frau hütete sich, in der Nähe ihres Gastes zu bleiben. Sie war froh, wenn sie auf dessen Rücken schauen konnte.
    Wenn er bestellte, schnickte er nur mit den Fingern. Dann wußte sie, daß sie ihm zwei Grappa und einen Kaffee bringen mußte. Als sie Tasse und Gläser auf das Tablett stellte, zitterten ihre Hände, und die Gegenstände stießen zusammen. Das leise Klirren begleitete ihren Weg bis zu Rosatis Tisch.
    Als das Mädchen das Tablett abgestellt hatte und verschwinden wollte, hielt Rosati es fest.
    Die Kleine erschrak, wurde blaß und konnte nichts machen, als der Mann sie zu sich heranzog.
    »Hör zu!«
    »Si?«
    »Wir suchen zwei Männer, Fremde, du verstehst?«
    »Si.«
    Rosati fragte geschickt. Schon sehr bald wußte er, daß die etwas dralle Person einen der beiden, einen Blonden, bedient hatte. Da wollte der Killer natürlich mehr wissen. Aus Angst redete die Kleine wie ein Wasserfall. Sie brachte einiges durcheinander, Dichtung und Wahrheit lagen da sehr eng zusammen, aber es kristallisierte sich auch etwas hervor, und Rosati spitzte die Ohren.
    Die beiden waren weggefahren, ohne daß sich Testi um seinen ermordeten Vater gekümmert hätte. »Wohin sind sie denn gefahren?«
    »Nicht an die Küste.«
    »Das weißt du?«
    »Si, sehr genau. Sie wollten ins Innere der Insel, denn die beiden unterhielten sich hier.«
    »Die ist auch groß.«
    Er starrte das Mädchen aus seinen kalten, dunklen Augen an, und die Kleine bekam eine Gänsehaut. Sie schien sogar zusammenzuschrumpfen, so sehr fürchtete sie sich. Dabei schien die Sonne warm in das kleine Lokal hinein.
    Glücklicherweise kehrte Scotto zurück. Rosati ließ das Mädchen los und stieß es noch zur Seite. Am Gesicht seines Kumpans las er ab, daß Tassilo fündig geworden war.
    »Und?«
    »Komm mit!«
    Rosati kippte den Grappa weg und stand auf. Er dachte nicht daran, auch nur eine Lira zu zahlen. Und es war niemand da, der es wagte, ihn danach zu fragen. Rosati wirkte allein durch sein Auftreten.
    Auf der Straße wurde Scotto konkreter. »Sie müssen zu einem Kloster gefahren sein.«
    »Was?«
    »Zu einem Nonnenkloster.«
    »Was wollen sie denn da?«
    Scotto grinste. »Das werden wir herausfinden. Los, wir haben keine Zeit mehr!«
    Als der Wagen mit den beiden Männern den Ort verließ, gab es nicht wenige, die sich vor Glück darüber bekreuzigten…
    ***
    Wir mußten die Äbtissin stützen, als wir mit ihr durch das Kloster schritten, um die Zelle der Solara zu erreichen.
    Lucia war völlig durcheinander und erzählte uns wieder, daß so etwas noch nicht vorgekommen wäre. Sie hatte überhaupt keine Erklärung dafür, und andere Schwestern waren beauftragt worden, noch einmal das Kloster zu durchsuchen.
    »Gab es denn Spuren von Gewaltanwendung?« erkundigte sich Romano Testi.
    »Ich habe nichts gesehen, aber dazu fehlt mir wohl auch der Blick«, schränkte sie ein.
    Die Gänge waren breit und düster. Wenn Lampen ihr Licht verstreuten, hinterließ es auf dem Boden einen blassen Schimmer. Die Nonnen, die wir sahen, schauten uns ängstlich und auch fragend an. Sie wirkten eingeschüchtert. Das Verschwinden ihrer Mitschwester mußte sich rasch herumgesprochen haben.
    Wir hatten die Äbtissin in die Mitte genommen. Sie wirkte wie eine Frau, die sich selbst nur Vorwürfe darüber machte, daß sie nicht richtig aufgepaßt hatte. Sicherlich waren auch Erinnerungen an Maria wach geworden. Die Tür zum Zimmer der Verschwundenen stand offen. Ich hatte mich schon öfter in Klöstern aufgehalten, am Mobiliar der Zellen hatte sich kaum etwas geändert. Man konnte es als schlicht und zweckmäßig ansehen.
    Als sich Lucia an mir vorbeidrängen wollte, bat ich sie, vor der Tür zu warten.
    »Ja, wenn Sie es wollen.« Sie sprach mit zwei älteren Nonnen. Die Frauen redeten allerdings so leise, daß ich kein Wort davon verstehen konnte.
    Romano Testi war mir gefolgt. Er stand inmitten des Raums, hatte die Hände in die Seiten gestützt, schaute in die Runde und schüttelte den Kopf.
    »Da

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