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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihr nicht auch so angefangen, hatte sie nicht auch die ungewöhnlichen Träume gehabt, die unheimliche Bedrohung, die immer näher kam und sich wie ein gewaltiger Schatten auf sie legte?
    Das alles wußte sie aus den Erzählungen der Äbtissin, und vor ihren Augen erschien das ernste und sorgenvolle Gesicht der älteren Frau, für die die jüngeren Nonnen wie Kinder waren. So sehr wurden sie von ihr behütet und beschützt.
    Bei jedem Schritt schwankte sie. Ihre Träume hatten sie nie tagsüber erreicht, obwohl sie dort auch einige Stunden schlief. Immer waren sie in der Nacht gekommen und hatten zugeschlagen. Sie waren so schlimm gewesen, daß sie sich an Einzelheiten nicht mehr erinnern konnte. Doch was sich aus ihrem Gedächtnis hervorstahl, waren Bilder des Schreckens, des Grauens, der Angst.
    Szenen, an die sich Solara nicht mehr hatte erinnern wollen, die aber trotzdem mit einer wahren Brachialgewalt auf sie einströmten, ausgerechnet jetzt, wo sie auf dem Weg war, der ihre Träume zur Realität werden lassen konnte.
    Ihre Augen brannten. Sie konnte bald nicht mehr. Der rußige Qualm der Fackel überholte sie und wischte über ihr Gesicht, als hätte ein Monster seinen heißen, stinkenden Atem ausgestoßen.
    Der Gang schien kein Ende nehmen zu wollen. Sie war ihn noch nie gegangen, sie wußte nur, daß an seinem Ende eine Tür lag und dahinter der letzte Raum.
    Ihr Todesverlies.
    In ihrem Körper kribbelte die Furcht. Über den geheimnisvollen Raum hatten die älteren Mitschwestern nur immer flüsternd gesprochen, als würden sie sich vor ihm fürchten.
    Er war etwas Besonderes, aber negativ gesehen. Dort hatten die alten Mauern das Schreien der Opfer gehört und es aufgesaugt wie Wasser.
    Da war gefoltert worden.
    Das lag lange zurück, aber die Überlieferungen hatten sich gehalten.
    Heidnische Krieger waren in das Kloster eingefallen und hatten das alte Verlies zum Raum des Satans und zu ihrer Folterkammer gemacht. Da war die Rede von Teufelsanbetern gewesen, die sich im letzten Jahrhundert breitgemacht hatten.
    Sie sah die Tür.
    Das Licht der Fackeln huschte gegen das alte morsche Holz. Es gab ihm den Anschein, als würde es leben, als hätten sich zahlreiche Würmer im Holz breitgemacht.
    Sie mußte stehenbleiben. Der Hexenmeister erreichte es durch eine Geste. Er legte ihr seine knochige, kalte Hand auf die rechte Schulter. Ihr stockte der Atem.
    Die Hand war bleich. Sie besaß lange Finger und eine sehr dünne Haut, die straff wie Papier war. Solara sah auch die Nägel. Grau und schwarz sahen sie aus, als wären sie extra für diesen Weg mit Farbe bestrichen worden.
    Ihr Herz schlug noch schneller. Wenn sie Atem holte, hatte sie den Eindruck, als würde sie flüssige Luft trinken. In ihrem Kopf hämmerten die Gedanken. Sie stellte sich etwas vor, schreckliche Bilder, die aber verschwammen, als wäre eine gewaltige Hand über sie hinweggehuscht.
    Die andere Hand verließ ihren Platz und bewegte sich nach rechts. Sie rutschte dabei wie ein kaltes Stück Eis an ihrem Oberarm entlang nach unten.
    Am Handgelenk kam sie zur Ruhe.
    Solara erstarrte.
    Die Finger waren wie stählerne Spinnenbeine, aber sie drückten nicht zu. Dann beugte sich Valentin vor. Er brachte den Mund dicht an ihr Ohr.
    »Jetzt wirst du öffnen!« flüsterte er.
    Die junge Nonne nickte nur. Es gelang ihr kaum, sich zu bewegen. Auf einmal waren die Arme schwer wie Blei, was dem Hexenmeister nicht paßte. »Soll ich dich verbrennen?«
    »Nein, ich…«
    »Los, jetzt!«
    Die alte Klinke war von einer dicken Rostschicht bedeckt. Sie kratzte an ihren Handflächen, als sie mit den Fingern das Metall umschloß.
    Stoßweise kehrte die Gänsehaut zurück. Ihre Augen brannten, im Innern tobte ein gewaltiger Schrei. Warum hilft mir denn keiner?
    Die Tür gab fürchterliche Geräusche ab, als die junge Nonne sie aufzog.
    Sie schloß die Augen, weil sie den Eindruck hatte, von schreienden Ungeheuern umgeben zu sein. Das große Zittern überkam sie. Das Gefühl, einfach in den Boden versinken zu müssen, um dann nichts mehr hören und sehen zu müssen.
    Sie mußte stärker ziehen, um die Tür überhaupt so weit öffnen zu können, daß sie hindurchgehen konnte.
    Wieder merkte sie den Druck der widerlichen Hand. Der Hexenmeister schob sie vor.
    War das ihr Grab?
    Die langen Jahre schienen in dem letzten Verlies ihre Spuren hinterlassen zu haben. Der Atem einer unheimlichen Welt wehte ihr entgegen. Es roch nach Moder, nach stockigem Blut und nach

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