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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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ihres Vaterunsers war Antonia auch schon eingeschlafen. Zuvor jedoch hatte sie noch einen Entschluss gefasst. Sie würde mit dem Haufen bis Freiburg mitziehen, erst recht, wo nun Peter an ihrer Seite war. In der Universitätsstadt dann würde sie Bernhard Schiller von Herdern aufsuchen, jenen berühmten Professor, bei dem ihr Bruder einst untergekommen war. Mit ein bisschen Glück würde er ihr weiterhelfen und sie zu den Nonnen von Guntersthal bringen, bei denen sie damals übernachtet hatten. Und von dort wollte sie zurückkehren nach Marienau, zu Äbtissin Lucia Störkin.
     
    Das reichhaltige Essen und der tiefe, traumlose Schlaf hernach hatten Wunder bewirkt. Gestärkt und mit einem Anflug von neuem Lebensmut war sie erwacht. Das Wirtshaus zeigte sich menschenleer, als Peter sie hinausgeleitete. Dafür war in der Talaue kein Durchkommen mehr. Sämtliche Männer hatten sich versammelt, um ihren Eid auf Fahne und Artikelbrief zu schwören.
    «Über siebentausend Mann sind wir inzwischen in unserer Christlichen Vereinigung des Schwarzwalds», raunte Peter ihr zu, während Hans Müller von Bulgenbach unter Trommelwirbel ein hölzernes Podest erklomm und mit erhobener Hand um Ruhe bat. «Nicht nur unsre Bauern vom Wald sind dabei», fuhr Peter fort, «sondern auch die Stühlinger, die Klettgauer, die Hegauer. Ja, sogar die Bauern der Grafschaft Hauenstein am Hochrhein haben sich uns sämtlich angeschlossen.» Ein derber Schlag gegen den Nacken ließ Peter verstummen.
    «Bis später», flüsterte sie ihm zu und zog sich aus dem Gewühl zurück, während der Oberste Hauptmann auf dem Schwarzwald, wie Hans Müller sich nun stolz nannte, den Artikelbrief der oberdeutschen Bauern verlas.
    Sie wanderte ein Stück den Bachlauf entlang in Richtung ihres Lagerplatzes, bis der einsetzende Regen sie zwang, Schutz unter einem zweirädrigen Karren zu suchen. Dort fand Bertha sie.
    «Das ist der Karren von Matthes und somit auch meiner. Verschwind.»
    «Falsch», gab Antonia schneidend zurück. «Es ist ein Karren aus Liebfrauenwalde.»
    «Liebfrauenwalde gibt’s nicht mehr. Also weg hier!»
    Bevor Bertha den Arm nach ihr ausstrecken konnte, beschloss sie, freiwillig ihr Obdach zu verlassen. Vom Versammlungsplatz her waren Trommelwirbel und Fanfarenstöße zu hören, dann Jubelgeschrei und einzelne Rufe:
    «Auf geht’s nach Freiburg» – «Dass der ganze Schwarzwald unser werde!»
    Antonia blickte sich um. Außer den Karren und Zeltplanen der Bauern war weit und breit kein Unterstand zu entdecken.
    «Und wo soll ich auf die Nacht unterkommen?»
    «Das ist mir von Herzen wurscht! Aber frag doch die da.»
    Bertha wies auf die Männer ihrer Rotte, die nach und nach herbeischlenderten.
    «Jetzt wird gefeiert!» Urban warf seinen Hut in die Luft.
    Bertha packte ihn beim Arm. «Die Nonne sucht einen Schlafplatz. Nimm sie mit zu dir, du hast sie schließlich angeschleppt.»
    «Nur allzu gern.» Urban zog Antonia an sich, dann drückte er ihr einen feuchten Kuss auf den Mund. Wütend entwand sie sich seinem Griff und spie ihm vor die Füße.
    «Na, na, na – du kleiner Teufel. Dich will ich schon noch zähmen – mit meinem Knüppel zwischen den Beinen.»
    Die Umstehenden brachen in Gelächter aus.
    «Halt dich bis Ostern lieber im Zaum, Urban», blökte Matthes dazwischen. «Wir haben noch die Stille Woche.»
    «Wieso? Was gibt’s Heiligeres, als mit einer Nonne zu vögeln.»
    «Niemand vögelt hier irgendwen.»
    Ein Faustschlag gegen die Schulter ließ Urban taumeln. Er kam von Hans Müller, der unbemerkt herangetreten war.
    «Ein Spaß, Hauptmann, nichts als ein kleiner Spaß», stammelte Urban.
    «Solche Späße mag ich nicht unter meinen Leuten. Falls du die Jungfer noch einmal berührst, schlag ich dir mit meinem Schwert eigenhändig deine dreckigen Pfoten ab.»
    Antonia stellte sich zwischen die Männer.
    «Habt recht vielen Dank – aber ich kann mich schon selbst wehren, Herr Hauptmann.»
    Damit wandte sie sich ab und ging eiligen Schrittes davon, ohne zu wissen, wohin.
    «So warte doch.» Der Hauptmann schloss neben ihr auf. «Wo willst du hin? Es wird bald dunkel.»
    Antonia blieb stehen. In ihren Augen standen Tränen des Zorns. «Ihr wisst genau, dass ich nirgendwohin kann. Warum fragt Ihr also?»
    Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. «Komm mit. Du schläfst im Wirtshaus.»
    Mit sanftem Druck führte er sie am Arm neben sich her. Rundum flammten die ersten Fackeln auf, es wurde fröhlich und lauthals dem

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