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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Haufen mit einigen tausend Mann unsere Burg stürmen will.»
    «Dann ist die markgräfliche Familie ernsthaft in Gefahr?»
    Phillip dachte daran, dass die Holdersteiner den badischen Markgrafen freundschaftlich verbunden waren und er somit verpflichtet wäre, sich zur Unterstützung anzubieten. Aber weder fühlte er sich zum Helden berufen, noch hatte er die geringste Zeit zu verlieren, wollte er seinen Vater noch lebendig sehen.
    «Das weiß nur der Allmächtige», erwiderte der Anführer und spähte durch die Gegend, als würde er hinter den nächsten Büschen und Bäumen schon die Bauernhorden vermuten.
    «Gott möge sie schützen», murmelte Phillip. Dann fragte er bang: «Wisst Ihr vielleicht auch, wie’s um die Ortenau steht?»
    «Nicht viel anders als hier. Ein Gastwirt aus Willstätt hat bei Oberkirch über achttausend Mann gesammelt, und das Kloster Schuttern haben sie schon gewaltsam bezwungen.»
    «Das alles klingt nicht gut. Nun, ich will Euch nicht weiter aufhalten. Habt vielen Dank für die Auskünfte.»
    «Wartet, nicht so eilig. Hier wimmelt’s von Aufrührern. Am besten begleiten wir Euch bis Tennenbach. Zumindest von den Hachberger Bauern wird dann keine Gefahr mehr drohen.»
    In zügigem Trab durchquerten sie die Hügellandschaft unterhalb der mächtigen markgräflichen Festung bis zu einem kleinen, lichten Tal. In der Stille des Wiesengrundes erhoben sich Türme und Wehrmauern der Cistercienserabtei Tennenbach, eines der reichsten Klöster im Land. Phillip fragte sich, wie lange wohl dieser friedliche Anblick noch währen würde.
    Sein Begleiter reichte ihm die Hand zum Abschiedsgruß. «Wo gedenkt Ihr, Euer Nachtquartier zu nehmen?»
    «In Kenzingen. Da kenn ich einen freundlichen Gasthof.»
    «Davon rate ich Euch ab, junger Freund. Macht einen großen Bogen um die Stadt. Selbst der Kenzinger Schultheiß ist mit den Bauern im Bunde. Nächtigt besser bei den Benediktinern von Ettenheimmünster. Und meidet überhaupt das Rheintal. Haltet Euch stattdessen an die waldigen Vorberge, die notfalls Schutz bieten.»
    «Habt herzlichen Dank für Eure Hilfe. Gott schütze Euch!»
    «Gott schütze Euch auch, Junker, auf all Euren Wegen.»
     
    Unbehelligt kam er am nächsten Tag bis hinter Burg Hohengeroldseck. Getreu dem Ratschlag des markgräflichen Reiters war er kreuz und quer, waldein, feldaus durch die Gegend geritten, ohne einer Menschenseele zu begegnen, und hatte bei den mehr als besorgten Mönchen von Ettenheimmünster übernachtet. Die halbe Nacht war er wachgelegen und hatte an die Wehrlosigkeit all der Klöster im Land gedacht. Nun, da sie überall Gefahr liefen, geplündert und gebrannt zu werden, sah er Antonia in höchster Gefahr.
    Auch jetzt, wo er sich fast schon auf heimatlichem Boden befand, versetzte ihm der Gedanke an sie einen Stich ins Herz. Warum nur hatte sie nicht auf ihn gewartet, wo er doch in seinem Brief so offen seine Liebe gestanden hatte, und stattdessen den Schleier genommen? Hatte er sich in ihren Gefühlen so sehr getäuscht?
    Vorsichtshalber umging er auch hier die Dörfer, suchte sich unwegsame Waldwege und einsame Furten. Als er am frühen Nachmittag das Ufer der Kinzig erreichte, atmete er auf. Höchstens zwei Wegstunden waren es noch bis Holderstein.
    Vielleicht war er deswegen leichtsinnig geworden und hatte sich nicht aufmerksam genug umgesehen, vielleicht hatten die Männer ihn aber auch schon zuvor bemerkt und waren ihm nachgeschlichen, als er seinen Falben durch eine seichte Stelle des Flusses trieb. Durch das Platschen der Hufe jedenfalls hatte er sie nicht kommen hören, und plötzlich war er umringt von einem guten Dutzend Männern.
    «Runter vom Pferd, Waffen heraus! Sonst bist du tot!»
    Entgeistert blickte Phillip in die erhitzten, rotwangigen Gesichter der Bauern, die mit Sicheln und Äxten bewehrt waren. Es gab keinen Zweifel: Die Männer meinten es ernst, und zum Nachdenken war keine Zeit. Da blieb nur die Flucht nach vorn.
    Blitzschnell wandte er den Oberkörper nach hinten, brüllte: «Hierher, Leute!», während seine Rechte das Schwert vom Leder zog. Für den Bruchteil eines Augenblicks waren die Strolche abgelenkt, wandten die Köpfe in die Richtung, aus der er gekommen war. Zeitgleich fegte er mit der Breitseite seines Schwerts den Kerl, der unmittelbar vor ihm stand, zur Seite und stieß seinem Ross die Sporen in die Flanken, woraufhin das Tier in einem mächtigen Satz nach vorn aus dem Wasser sprang und in stürmischen Galopp fiel. Aus dem

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