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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Müller auf die Schulter. «Jetzt brauchst nie wieder Zins ans Kloster zahlen, Vitus Mehlmann. Da haben unsre Männer ganze Arbeit geleistet.»
    «Dummkopf! Es war nie die Rede davon gewesen, das Kloster zu plündern und in Brand zu stecken.»
    Urban zuckte nur die Schultern. «Gott und der Heilige Geist wirken auch im Volk. Und wenn das Volk ungestüm gewesen ist, dann hat Gott es grad so haben wollen.»
    Mit diesen Worten schob er Marx grob zur Seite und setzte sich neben Antonia.
    «Morgen früh geht’s nach Bonndorf, und du kommst mit mir.» Er legte ihr den Arm um die Schultern. Sein Mund stank nach saurem Wein, als er sich ihrem Gesicht näherte. Zugleich schob er ihr die Rechte in den Ausschnitt ihres Mieders. Antonia fand keine Kraft mehr, sich zu wehren.
    «Lass das Weib in Ruh!» Drohend baute sich Vitus Mehlmann vor ihm auf.
    «Was soll das? Sie gehört mir.»
    «Das wird sich zeigen. Und jetzt Pfoten weg!»
    «Du hast mir gar nichts zu sagen.»
    «O doch! Vorerst bin immer noch ich der Sprecher unserer Rotte. Zumindest bis Hans Müller was andres entscheidet. Auch über diese Klosterfrau.»
    «Hans Müller, der Bauernhauptmann?», stieß Antonia hervor.
    «Ebender. In Bonndorf sammeln sich die Bauern aus dem ganzen Land. Ein riesiges, gut bewaffnetes Heer werden wir sein, und dann geht’s los in Richtung Breisgau und Oberrhein. Die Herren dort werden sich wundern.»
    Obwohl der Pachtmüller wie auch der junge Marx weiterhin ein Auge auf sie gehabt hatten, fand Antonia in dieser Nacht kaum Schlaf auf ihrer Bank. Beim Flammenschein des Herdfeuers wurden Landsknechts- und Spottlieder gegrölt, so manch einer brüstete sich, was er alles im Kloster zerrissen, zerschlagen, zerstoßen oder auch geplündert hatte.
    «Ich hab das beste Beutestück ergattert», hörte sie mehr als einmal Urban ausrufen. «Eine bildhübsche, blutjunge Braut Christi!»
    Antonia zog sich ihren Umhang über das Gesicht, um ihre Tränen zu verbergen. Warum nur hatte Magdalena sie nicht mit sich genommen?
     
    Nach nicht einmal zwei Wegstunden erreichten sie am nächsten Vormittag Bonndorf. Unterhalb einer Burg, die den Ortsherren derer von Lupfen gehörte, ließ Vitus Mehlmann sie anhalten. Zu ihren Füßen lag der Marktflecken inmitten einer hügeligen Hochebene, über die an diesem Tag ein eisiger Nordwind fegte.
    Antonia zog sich die Kapuze tiefer in die Stirn. Unterwegs waren immer neue Gruppen von Bauern zu ihnen gestoßen, und so war die Rotte um den Pachtmüller auf bestimmt zweihundert Mann angewachsen. Anfangs hatten ihr all diese grobschlächtigen, lauten Mannsbilder, unter denen sich in Windeseile herumsprach, dass sie eine Klosterfrau aus dem verhassten Liebfrauenwalde war, Angst eingejagt. Doch in dem Maße, wie ihre Kräfte zurückkehrten, obsiegten in ihr Trotz und Zorn. Mit welchem Recht hielt man sie wie eine Gefangene?
    «In Zweierreihen aufmarschiert», befahl der Pachtmüller nun. Einige Männer murrten.
    «Ich hätt da noch ein paar Brandpfeile im Sack», rief einer und deutete auf die Burgmauern.
    «Die kannst dir sonstwohin stecken. In Reih und Glied ziehen wir im Lager ein, und wer ausschert, dem jag ich meinen Armbrustbolzen hinterher. – Du, Bertha, läufst mit der Nonne.»
    Die Magd verzog verächtlich das Gesicht, als sie neben Antonia Aufstellung nahm.
    «Was für ein Bockmist, dieses Weib mitzuschleppen.»
    «Halt dein Maul und gib auf sie acht.»
    Kurz darauf waren sie in die Talaue hinabgestiegen, wo es von Menschen nur so wimmelte. Antonia glaubte sich in einem riesigen Landsknechtslager. Überall waren Karren und Zelte aufgestellt, zwischen denen Ziegen und Maultiere weideten, wo bärtige Männer ihre Hieb- und Stichwaffen reinigten, sich an den Feuerstellen zu schaffen machten oder auch einfach faul herumsaßen beim Würfel- und Kartenspiel. Die wenigen Frauen hockten am Bachufer beim Wäschewaschen oder hängten Kleidungsstücke zum Trocknen auf. Aber zumindest gab es hier überhaupt Frauen, was Antonia ein klein wenig ruhiger werden ließ.
    Ein untersetzter, dicker Mann mit übergroßem Federhut trat ihnen entgegen. Er stellte sich als Quartiermeister vor und wies ihnen einen reichlich sumpfigen Lagerplatz zwischen zwei Bachläufen zu.
    Mehlmann schüttelte den Kopf. «Nie und nimmer. Da holen sich meine Leute ja die Schwindsucht.»
    «Den Letzten beißen die Hunde. Und jetzt mach keinen Aufstand, da drüben gibt’s Stroh und Reisig zum Unterlegen. Außerdem ist’s nur für eine

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