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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Nacht.»
    «Geht’s morgen schon weiter?», fragte Urban. Er hatte sich den ganzen Weg über dicht hinter Antonia gehalten, und jetzt legte er ihr frech den Arm um die Hüfte.
    Der Dicke nickte. «Mit Ziel auf Freiburg. – Bist du der Anführer?», wandte er sich wieder an den Pachtmüller.
    «Ja, Vitus Mehlmann von Moosgrund.»
    «Du musst dich gleich beim Hauptmann melden, mit einer Liste deiner Leute. Du findest ihn im Wirtshaus Zum Rappen.»
    Mehlmann wählte Urban sowie Matthes, den Schmied, zu seinen Begleitern aus. Dann zeigte er auf Antonia. «Du kommst auch mit.»
    Sie bahnten sich ihren Weg durch das Feldlager, bis sie die ersten Häuser von Bonndorf erreichten. Der Rappen war leicht zu finden, denn er war das einzige Gasthaus am Ort. Ein Wächter mit Hellebarde versperrte ihnen den Zutritt.
    «Wer seid ihr und woher des Wegs?»
    «Vitus Mehlmann heiß ich und bring Leute aus der Klosterherrschaft Liebfrauenwalde.»
    «Und was will dieses Weib beim Hauptmann?»
    «Sie ist eine Nonne von ebendort.»
    Der Wächter pfiff durch die Zähne. «Ein Geschenk für den Hauptmann? Da wird er sich aber freuen. Sein Herzliebchen ist ihm letzte Woche auf und davon. Mit einem Jüngeren.»
    Grinsend streifte er Antonia die Kapuze vom Kopf und begutachtete sie ausgiebig. Dann trat er zur Seite, um sie eintreten zu lassen. Den weitläufigen Schankraum fanden sie zweigeteilt: Im Eingangsbereich beim Tresen waren mehrere lange Tische aufgestellt, während der hintere Raum mit Strohsäcken und entlang der Wände mit Schlafbänken besetzt war. Antonia erkannte auf den ersten Blick, dass im Rappen nicht der gemeine Bauersmann Quartier genommen hatte. Die, die sich gerade ihr Mittagsmahl auftragen ließen und hier wohl auch übernachteten, waren dem Gewand nach Handwerksmeister, städtische Ackerbürger oder ehemalige Landsknechte. Sogar einige Ratsherren wie auch Männer von adligem Geblüt glaubte sie ausmachen zu können.
    Nachdem sie eingetreten waren, erhob sich am Kopfende des ersten Tisches ein stattlicher blondbärtiger Mann, vom Alter her etwa um die dreißig, und musterte sie ruhig unter seinen buschigen Brauen. Das konnte nur Hans Müller von Bulgenbach sein. Antonia hatte ihn sich wesentlich furchterregender gedacht.
    Nachdem er und Vitus Mehlmann einander vorgestellt hatten, führte der Hauptmann sie in eine kleine Nebenkammer, in der ein Schreibpult aufgestellt war. Im Licht einer offenen Fensterluke beugte sich ein älterer Mann mit Augengläsern über das Pult und übertrug Namen aus Papierrollen in ein dickes Buch.
    «Habt ihr eure Liste dabei?», fragte er Vitus Mehlmann. Der nickte und tippte sich gegen die Stirn: «Hier oben.»
    Der Hauptmann lächelte anerkennend. «Solche wie dich können wir hier brauchen. Woher, sagtest du, sind deine Männer? Aus Liebfrauenwalde?»
    «Ja, Hauptmann.»
    «Wir werden euch ins Bonndorfer Fähnlein einreihen. Der Fähnrich hierfür steht noch aus – was hältst du davon?»
    Mit stolzem Grinsen schlug Vitus in die ausgestreckte Hand ein.
    «Gut», sagte der Hauptmann. «So nennt also dem Schreiber Namen und Herkunft eurer Leute und wes Handwerks sie sind. Mich braucht ihr dazu nicht mehr. Nur noch eines: Achtet auf die Trommler. Heut Nachmittag, zur neunten Tagesstunde, werden die zwölf Artikel verlesen und der Schwur drauf geleistet. Morgen bei Sonnenaufgang geht’s dann los.»
    Während dieses ganzen Wortwechsels hatte der Hauptmann Antonia nicht aus den Augen gelassen. Jetzt erst sprach er sie an.
    «Warum bist du hier, Mädchen, und nicht im Feldlager?»
    Sofort trat Urban vor ihn hin. «Weil ich sie …»
    «Still! Ich hab das Mädchen gefragt», unterbrach ihn der Hauptmann.
    «Man hat mich gegen meinen Willen mitgenommen. Ich bin Nonne und aus dem brennenden Kloster geflohen.»
    «So was dachte ich mir schon. Dir scheint es nicht gut ergangen zu sein. Und du», wandte er sich in strengem Tonfall an Urban, «siehst sie wohl in Gedanken schon als deine Dirne.»
    «Nein, nicht doch», stotterte der Schwarzbärtige verunsichert. «Wir dachten, als Geiselpfand könnte sie uns vielleicht von Nutzen sein.»
    «Nun, wir werden sehen.» Er wandte sich an Antonia. «Wie heißt du überhaupt?» Sein Blick wurde freundlicher.
    «Schwester Antonia. Antonia von Oberthann.»
    Der Hauptmann runzelte die Stirn. «Von adliger Geburt?»
    «Mein Vater war Edelknecht auf einem Rittergut. Aber meine Vorväter waren Bauern.»
    «Hört, hört», spottete Matthes. «Jetzt will sie eine von

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