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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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kostet deinen Vater nur den Bruchteil einer Mitgift für den Ehestand. Was glaubst du, warum so viele Edelleute ihre Töchter ins Kloster geben?»
    «Und trotzdem hätt ich dir hundertmal lieber den Ehestand ermöglicht.» Antonia und Magdalena fuhren herum. Ihr Vater stand vor ihnen und hielt ihnen jeder eine aufgespießte Wurst hin. «Aber nun ist’s, wie es ist.» Er seufzte übertrieben. «Geht jetzt eure Würste braten, es sind die letzten, die ich für euch ergattert habe. Und die Glut am Rand ist grad richtig.»
    Bei den letzten Worten nahm er den Ritter beim Arm und führte ihn ein Stück weit mit sich. Magdalena rannte hinterher.
    «Was ist – was ist, wenn das Kloster mich nicht haben will?»
    Da lachte der Ritter doch tatsächlich lauthals, als hätte Magdalena einen derben Scherz gemacht.
    «Die werden schon wollen, meine Liebe, die werden schon wollen.»
    In diesem Augenblick schlug Phillip Antonia hart auf die Schulter. «Mein Vater wird Magdalena verkaufen. Genau wie er mich an die Ebersteiner verkauft hat.» Die Worte kamen ihm schwerfällig über die Zunge. «Gegen ein Säckchen Silber oder ein gestiftetes Gütle geht alles.»
    «Was redest du da für einen Hühnerschiss!», erwiderte Antonia. «Das mit dem Kloster ist doch kein Kaufherrenhandel, sondern eine fromme Stiftung. Und außerdem ist’s
mein
Vater, der spendet, und nicht deiner.»
    «Dass ich nicht lache! Glaubst du im Ernst, dein Vater könne es sich leisten, zwei Töchter zu verheiraten, eine ins Kloster zu schicken und den Sohn studieren zu lassen? Im Leben nicht! Zumindest bei Bernward weiß ich, dass mein Vater, der edle Ritter, das Studiengeld begleicht. Sogar die Beerdigung deiner Mutter hat er bezahlt. Da kannst mal sehen, wie verbunden sich unsre Familien sind.»
    «Du bist gemein!»
    Als er nach ihrem Arm griff, schüttelte sie ihn ab. Es tat weh, dass sie hier inmitten der ausgelassenen Menschen, die jetzt nach Sackpfeife und Fiedel zu tanzen begannen, herumstritten, anstatt ihren letzten Abend miteinander zu genießen.
    Phillip schwankte gegen einen Bauernburschen.
    «He, Blindschleiche! Gib doch acht, wo du hintrittst!», schnauzte der.
    «Ich werd dir gleich – weiß du nicht, wen du vor dir hast, du grindiger Flohbeutel?»
    «Sag ich doch: eine Blindschleiche, eine kleine, besoffene Blindschleiche.»
    Blitzschnell ließ Phillip die Faust gegen das Kinn des anderen schnellen. Im nächsten Augenblick schon wälzten sich beide in wütender Umklammerung im Staub. Die Umstehenden wichen zurück und feuerten die Kämpfer an.
    Antonia drückte einem kleinen Jungen mit rußverschmiertem Gesicht ihre Wurst in die Hand und zwängte sich durch die Menge. Die Männer waren doch alle gleich auf solchen Festen. Erst wurde gefressen und gesoffen, dann getanzt und am Ende gerauft. Und gekotzt, fügte sie hinzu, als sich neben ihr im Dunkel einer die Seele aus dem Leib spie.
    Am Bach traf sie auf Magdalena, deren zierliche Gestalt sich gegen den nachtblauen Himmel abzeichnete.
    «Was tust du hier so allein?»
    «Ich genieße die Abendstimmung.» Sie lachte fröhlich, was äußerst selten vorkam.
    «Ich werd dich vermissen, Lena.»
    Magdalena nickte nur.
    «Meinst du, ich darf dich im Kloster besuchen?»
    «Ich glaube nicht. Ein Kloster ist kein Grafenhof. Außerdem ist Breisach sehr weit weg. Zu Fuß drei Tagesmärsche von hier.»
    «Woher weißt du, dass es nach Breisach geht?»
    «Ich hab den Ritter eben gefragt. Und das Kloster trägt den schönen Namen Marienau.»
    «Dann ist es so was wie ein Abschied auf immer?»
    «Ich weiß es nicht.» Sie nahm Antonias Hand. «Ich möchte nach Haus. Begleitest du mich ein Stück?»
    «Gern. Hier hab ich eh nichts mehr verloren.»
    Querfeldein stapften sie den Hügel hinauf, als ihnen keuchend jemand hinterherrannte.
    «Warte, Antonia!»
    Es war Phillip. Antonia wollte ihren Schritt beschleunigen, aber ihre Schwester hielt sie zurück.
    «Ich glaube, er hat dir was zu sagen.» Sie drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. «Ich geh schon mal voraus.»
    Unsicher wartete Antonia, bis Phillip herangekommen war. Vom Festplatz drangen Gelächter und Gesang herauf, jemand hatte Holz nachgelegt, und im Feuerschein sah sie deutlich Phillips verschwitztes Gesicht und das Blut an der linken Stirnseite.
    «Es tut mir leid», stieß er außer Atem hervor. «Es tut mir leid, was ich da vorhin gesagt hab. Ich bin ein rechter Esel.»
    Unwillkürlich verschränkte sie die Arme und drehte ihm die Schulter zu.
    «Du

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