Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
sich versunken, erhob sie sich und schlug das Kreuzzeichen.
    «Magdalena!», rief Antonia, wobei ihr Herz vor Glück schneller schlug. Ihre Schwester blickte in ihre Richtung und lächelte verlegen. Noch zarter war sie geworden in diesen letzten zwei Monaten, noch durchsichtiger ihre helle Haut. Doch die großen, runden Augen strahlten beseligt.
    Eine hagere Nonne nahm Magdalena beim Arm und führte sie zu Antonia.
    «Du musst Antonia von Oberthann sein, die jüngere Tochter meiner verstorbenen Base. Möge ihre Seele Frieden gefunden haben. Ich bin Mutter Petronella, die Novizenmutter und eure Lehrmeisterin. Ein herzliches Willkomm in unserer Abtei.»
    Antonia wollte sich schon verneigen, als die Frau mit dem faltigen Gesicht, die äußerlich so rein gar nichts mit ihrer Mutter gemein hatte, Antonia in die Arme zog. Ganz entgegen den Willkommensworten wirkte diese Umarmung sperrig und kühl.
    «Gemeinhin ist es nicht üblich, dass sich eine Novizin zu den Gästen gesellt», fuhr ihre Muhme Petronella von Landeck fort. Sie schob Magdalena auf den freien Stuhl. «Indessen hat sich dein Vormund, Ritter Markwart von Holderstein, dafür stark gemacht, dass Schwester Maria Magdalena heute an deiner Seite feiern darf.»
    Mit einem Nicken in Richtung des Ritters zog sie sich an den anderen Tisch zurück.
    «Magdalena, mein liebes Kind – ich bin so froh, dass es dir gutgeht», ergriff Markwart von Holderstein das Wort. «Nach allem, was ich bisher gehört habe, hast du hier in Marienau deine Bestimmung gefunden.»
    «Ja, Herr Ritter, das ist mein Weg. Und ich möchte Euch von Herzen danken, dass Ihr Euch meiner Schwester angenommen habt nach diesem großen Unglück.»
    Der Ritter winkte ab.
    «Jetzt lasst es euch schmecken», rief in diesem Augenblick der Propst über den Tisch hinweg. «Wie sagt seine Exzellenz, unser lieber Herr Bischof, doch immer? Wer schon fasten muss, soll wenigstens gut essen.»
    Alle bis auf Antonia und Magdalena lachten. Markwart von Holderstein hob den Becher und verneigte sich in Richtung Propst und Äbtissin. «Das ist wohl wahr. Solcherlei Köstlichkeiten werden hier sonst gewiss nicht aufgetragen.»
    Die Nonnen, die den Tischdienst wahrnahmen, hatten mittlerweile reichlich gefüllte Platten und Schüsseln aufgetragen. Da gab es knusprig gebratene Wachteln und Hühnerschlegel, geräucherte Forellen, eingelegten Hering, in Wein gesottene Krebse, dazu allerlei Gartengemüse und in Fett gebackene Küchlein.
    Noch konnte es Antonia kaum fassen, wieder mit ihrer Schwester vereint zu sein. Stumm starrte sie sie an, während Magdalena sich bedächtig ein wenig Gemüse und ein daumengroßes Stück Forelle auf den Teller legte.
    Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und strich Magdalena über den Arm.
    «Ich bin so froh, bei dir zu sein.»
    «Das schwarze Gewand steht dir gut.» Magdalena nahm einen Bissen, dann legte sie den Löffel zur Seite. «Hast du es mit ansehen müssen?»
    Antonia wusste sofort, was gemeint war. «Nein. Mein Pferd ist mit mir durchgegangen, und danach war ich bewusstlos.»
    Magdalena nickte. «So war also der Herr an deiner Seite.»
    «Aber warum? Warum gerade unser Vater, unser Bruder?»
    «Es wäre vermessen, Gottes Bestreben durchschauen zu wollen.»
    Sie nahm den nächsten Bissen und schwieg für den Rest ihrer kärglichen Mahlzeit. Antonia war verunsichert. Irgendwie kam zwischen ihr und Magdalena kein rechtes Gespräch in Gang, während rundum alle lebhaft durcheinanderschwatzten. Was Antonia nicht wenig verwunderte, hatte sie doch geglaubt, in den Klöstern herrsche gerade bei den Mahlzeiten das Schweigegebot.
    Lustlos begann sie, in ihrem Essen herumzustochern.
    «Was ist los mit euch beiden?», fragte Markwart von Holderstein, der seinen Teller schon zum zweiten Mal füllte. «Habt ihr keinen Hunger?»
    Ein nachsichtiges Lächeln spielte um Magdalenas Mund. «Je weniger der Mensch seinen Magen füllt, desto mehr wird seine Seele bereichert.»
    «Aber es heißt auch: Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Wie dem auch sei, Magdalena. Ich habe noch eine Bitte, bevor ich mich wieder auf den Heimweg mache. Gib auf deine Schwester acht. Sie hat viel durchgemacht.»
    «Der Herr wird Antonia Schutz und Schirm sein. So macht Euch denn keine Sorgen, edler Ritter.»
    Sie nahm Antonias Hand und legte sie sich einen Atemzug lang an die Wange.
    «Alles wird gut», sagte sie leise. «Hier in diesen Mauern kannst du dem Schiffbruch der Welt entfliehen. Und nenne mich

Weitere Kostenlose Bücher