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Die Himmelsmalerin

Die Himmelsmalerin

Titel: Die Himmelsmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Rosenberger
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Eisig fuhr ihr der Schreck in die Glieder. Unter den Arkadenbögen stand Marx Anstetter und stritt sich lautstark mit einem Novizen. Sie begann zu zittern.
    »Aber Ihr könnt da nicht hinein«, schrie der Novize, der so jung war, dass seine Stimme kiekste, und hielt den Tübinger an seinem edlen Mantel fest. Dieser befreite sich mit einem Ruck und stürmte durch den Chor auf sie zu. Lenas Herz klopfte. Lionel, der den Lärm ebenfalls gehört hatte, stellte sich lautlos hinter sie und legte ihr die Hand auf den Arm.
    »Keine Angst«, flüsterte er.
    Die hohen Wände hallten von Anstetters schnellen Schritten, aber kurz bevor er sie erreicht hatte, stockte er und zögerte. Seinen Hut drehte er dabei unaufhörlich in den Händen. Er nickte, als sehe er bestätigt, was er schon seit langem heimlich vermutet hatte.
    »Das hätte ich mir ja denken können, dass die Metze jetzt für Euch die Beine breit macht«, sagte er grob. Die Worte, die Lena sich zurechtgelegt hatte, zerrannen wie Schneegestöber in ihrem Kopf.
    »So nicht! Nicht mit mir!«
    Valentin gesellte sich zu Konrad in die offene Tür der Sakristei. Beide verschränkten die Arme unter der Brust.
    »Meister Anstetter!« Verzweifelt versuchte sie, die Gedanken in ihrem Kopf zu sortieren.
    Doch er konnte einfach nicht aufhören, den Kopf zu schütteln. »Mich hast du abserviert und denkst, dass du statt meiner den Burgunder kriegst, dem der Adel aus dem Mund stinkt. Glaubst du wirklich, dass der dich nimmt? Für den bist du vielleicht ein Zeitvertreib, mehr aber nicht.«
    Lena runzelte die Stirn. Was redete er da? Lionels Hand lag schwer auf ihrer Schulter.
    »So geht das nicht!« Anstetter trat so nahe, dass sie seinen sauren Atem roch. Lena bewegte sich unwillkürlich zurück und trat Lionel auf den Fuß, der keinen Zoll nach hinten wich.
    »Wir werden das gütlich regeln, Meister Anstetter«, sagte er.
    »Das denkt Ihr«, höhnte der Tübinger. »Aber Ihr habt ja keine Ahnung. Ich war gerade bei ihrem Vater. Auch der wollte sich aus der Verlobung herauswinden wie ein Aal.«
    Lena zog scharf die Luft ein.
    »Und seine eigene Abmachung nicht mehr kennen.«
    Sie konnte Anstetters schiefe Vorderzähne sehen, die vorstanden wie bei einem Frettchen.
    »Von wegen Mitgift!« Ein Spucketröpfchen traf ihr rechtes Auge, das sie nicht einmal wegwischen konnte, weil sie noch immer das Glasbild in den Händen hielt.
    »Weißt du was, Lena? Es gibt Verträge, und es ist Geld geflossen. Dein Vater hat uns Anstetters teuer dafür bezahlen lassen, dass wir in die Stadtkirchenwerkstatt einheiraten dürfen.«
    »Was?« Dass es so schlecht um die Werkstatt stand, war Lena nicht klar gewesen. Eigentlich hätte sie zornig auf ihren Vater sein müssen, der sie hin und her schob wie eine Schachfigur, aber sie spürte nur Mitleid. Kein Wunder, dass er sich so schlecht erholte.
    »Gib mich frei!«, sagte sie schlicht. »Geld kann man zurückzahlen.«
    Sie wusste zwar nicht, wie, aber Lionel schien welches zu haben. Vielleicht reichte es ja, um sie freizukaufen. Sie spürte seine Hand tröstlich auf ihrer Schulter.
    Doch Anstetter schüttelte den Kopf. »O nein!«, sagte er. »So billig kommt ihr mir nicht davon. Die Gelegenheit, in Esslingen Fuß zu fassen, können wir Anstetters uns nicht entgehen lassen. Du wirst mich heiraten, ob du es nun willst oder nicht, und dein ganzes Leben lang büßen, was du mir angetan hast.«
    »Eher friert die Hölle zu!« Lionels Stimme war so kalt, dass Lena ein eisiger Schauder über den Rücken lief.
    »Ach was! Der feine Pinkel lästert Gott in seinem Haus! Ich sage, meine Braut bleibt meine Braut.«
    »Nein!«, schrie Lena.
    »Doch, mein Kind!«
    »Aber was ist mit der Magd Loisl aus dem Fürstenfelder Pfleghof?«, rief sie.
    »Gerade du musst mir das vorwerfen, untreue Metze«, sagte er leichthin. »Wage es ja nicht wieder, dich in meine Angelegenheiten einzumischen.«
    Lena starrte ihn an, und er starrte zurück. Er war also die ganze Zeit in Esslingen gewesen und hatte ihr keine Hilfe angeboten, als sie mit der Arbeit allein zurechtkommen musste. Sie begriff, dass es ihm gerade recht gewesen war, sie schmoren zu lassen und den Auftrag für die Franziskaner in die Länge zu ziehen.
    »Mistkerl«, zischte sie.
    Anstetter bedachte Lena noch einmal mit einem verächtlichen Blick. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging davon.
    »Madeleine«, sagte Lionel eindringlich. »Wir werden das nicht zulassen.«
    Konrad und Valentin standen plötzlich

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