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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wirkung entfaltete, wenn man sie auf eine Wunde auftrug.
    In ihrem Kopf war eine ganz leise, aber penetrante Stimme, die sie daran zu erinnern versuchte, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, welche Wirkung diese Salbe sonst noch haben mochte, und durchaus die Gefahr bestand, dass sie alles schlimmer machte statt besser, aber sie schob sie beiseite. Wortlos stellte sie das mitgebrachte Gefäß vor Kron auf den Boden, verließ die Hütte und kam wenige Augenblicke später mit einem Krug voll frischen Wassers zurück, den sie allerdings nur halb gefüllt hatte, um nicht so schwer tragen zu müssen.
    Kron sah sie zweifelnd an, streckte aber gehorsam die Hand aus, als sie ihn mit einer entsprechenden Kopfbewegung dazu aufforderte, und Arri versorgte seine Wunden, so gut sie es konnte. Sie war nicht sicher, ob es auch wirklich gut war. Kron war ein starker Mann, dem so leicht kein Schmerzenslaut über die Lippen kam, und dennoch sog er ein paar Mal scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, und obwohl er nichts sagte, wurden die Blicke, mit denen er sie maß, immer zorniger. Dennoch ließ er ihre Behandlung nahezu klaglos über sich ergehen und bedankte sich sogar mit einem angedeuteten Nicken, als Arri endlich fertig war, und sie das Tuch, mit dem sie seine Wunden ausgewaschen hatte, in dem Gefäß mit dem mittlerweile schmutzig gewordenen Wasser auswrang.
    »Du bist ein gelehriges Kind, wie?«, fragte er. »Hat dir deine Mutter das beigebracht?«
    Arri legte das Tuch beiseite und setzte dazu an, ihre Finger in der Schale zu waschen, besann sich dann aber eines Besseren, als sie sich das Wasser noch einmal genauer ansah. Es schillerte nicht nur in einem hässlichen, von gelben Streifen durchzogenen Braunrot, es roch mittlerweile auch wie eine eiternde Wunde. Statt die Finger hineinzutauchen, wischte sie sie kurzerhand an ihrem Rock trocken, etwas, das ihre Mutter auf den Tod nicht ausstehen konnte, das ihren Rock nach dieser Nacht aber auch nicht mehr schmutziger machte. Erst mit einiger Verspätung antwortete sie auf Krons Frage. »Es bleibt nicht aus, das man das eine oder andere mitbekommt, wenn man so viele Verwundete und Kranke sieht.«
    »Und wenn man das Kind einer Hexe ist«, fügte Achk von seinem Platz neben der Tür aus hinzu.
    Arri beachtete ihn nicht. Das war das Einzige, was sie im Augenblick tun konnte. Jede Antwort, die sie hätte geben können, hätte es nur noch schlimmer gemacht. Sie fragte sich, ob ihre Mutter sie hergeschickt hatte, um sie zu bestrafen, und wenn ja, wofür.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie, an Kron gewandt. Seine Antwort bestand jedoch nur aus einem Schulterzucken und einem kritischmissbilligenden Blick, mit dem er den Verband maß, den sie mit deutlich mehr gutem Willen als wirklichem Geschick an seiner Hand angelegt hatte. Vielleicht war er ja nötig, damit sich seine Wunden nicht entzündeten und er die andere Hand nicht womöglich auch noch einbüßte, doch im Moment war seine Wirkung genau so, als wäre eben das bereits geschehen. Sie hatte Krons Hand zu einer unbeholfenen Faust zusammengebunden, aus der nur sein Daumen herausragte.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete der Jäger. »Die Schreie und der Lärm haben mich geweckt. Als ich aus der Hütte gelaufen bin, habe ich die Flammen schon gesehen.« Er bedachte Achk mit einem bezeichnenden Blick, zog aber zugleich auch eine Grimasse, wie um Arri auf diese Weise klarzumachen, dass sie keine Antwort von ihm bekommen würde, zumindest keine, mit der sie etwas anfangen konnte.
    Sie versuchte es trotzdem. »Was ist passiert, Achk? Wieso ist das Feuer ausgebrochen, mitten in der Nacht?«
    »Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Achk in feindseligem Ton. »Es hat angefangen zu brennen, mehr kann ich nicht sagen. Die Hitze hat mich geweckt, und ich hatte Glück, überhaupt noch aus der Hütte zu kommen. Hätte ich nicht die Stimme des Feuers gehört, so wäre ich im Schlaf verbrannt.«
    »Die Stimme des Feuers?«, fragte Arri. »Was soll das sein?«
    Achk schnaubte abfällig. »Man arbeitet nicht ein Leben lang mit dem Feuer, ohne seine Stimme zu kennen und seine Sprache zu verstehen«, stieß er hervor. »Ich habe es gehört. Etwas hat gebrannt.«
    Arri tauschte einen fragenden Blick mit Kron, auf den sie jedoch nur ein abermaliges einseitiges Schulterzucken zur Antwort bekam, und fuhr dann fort: »Dein Brennofen? Habt ihr das Feuer nicht richtig gelöscht?«
    »Was fällt dir ein, du unverschämtes Balg?«, erwiderte Achk

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