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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geflochtene Lehne berührt hatte, und Arri war ziemlich sicher, dass sie auf der Stelle eingeschlafen wäre.
    Aber sie zwang ihre Lider, sich noch einmal zu heben, und sah zuerst den schlafenden Schmied und dann ihre Tochter aus rot geränderten Augen an. »Verzeih«, sagte sie matt. »Das war ungerecht.«
    Arri setzte sich weiter auf und antwortete auch darauf nur mit einem stummen Achselzucken. Ihre Mutter hatte Recht - sie war ungerecht gewesen, aber das war Arri gewohnt und nahm es kaum noch zur Kenntnis. So war sie eben. »War es. schlimm?«, fragte sie mitfühlend.
    »Nein«, antwortete Lea. »Aber anstrengend. Wir haben Glück gehabt, trotz allem. Niemand wurde wirklich schwer verletzt, aber es ist kaum einer ohne Brandblasen, wunde Hände oder versengte Haare davongekommen.« Sie lachte, doch es war ein Laut, dem jeglicher Humor fehlte. »Immerhin brauchen wir uns bis zum ersten Schnee keine Sorgen um unser Essen zu machen. Seit heute Nacht steht das ganze Dorf noch tiefer in meiner Schuld.«
    »Außer Sarn«, vermutete Arri. Die Bemerkung tat ihr schon Leid, bevor sie sie ausgesprochen hatte, denn das Gesicht ihrer Mutter verdüsterte sich so sehr, dass sie es trotz der dicken Schicht aus eingetrocknetem Ruß, Schweiß und Schmutz auf ihrer Haut erkennen konnte.
    »Ja«, antwortete Lea. Ein bitteres Lächeln huschte über ihre Lippen und verschwand wieder. »Er hat sich die Finger nur schmutzig gemacht, als er sich nach seinem Stock gebückt hat.« Sie zögerte einen Herzschlag lang und fuhr dann mit leiserer Stimme fort: »Und vielleicht vorher, als er die Hütte angezündet hat.«
    Achk grunzte im Schlaf und drehte sich lautstark schmatzend auf der Matratze herum, wie um darauf zu antworten. Arri sah erschrocken in seine Richtung, aber der Alte schnarchte bereits weiter. Wenn er die Worte gehört hatte, dann verstellte er sich meisterhaft. »Du meinst.«, begann sie ungläubig.
    Ihre Mutter richtete sich ein wenig auf dem Korbstuhl auf, straffte die Schultern und legte den Kopf in den Nacken, um ihn ein paar Mal hin und her zu bewegen und ihre verkrampften Muskeln zu entspannen. Dann stand sie auf, zog das Schwert unter dem Umhang hervor und befestigte es sorgfältig wieder an seinem Platz an der Wand. Ohne sich zu Arri umzudrehen, sagte sie: »Wer soll es sonst gewesen sein?«
    »Aber warum sollte er das tun?«, erwiderte Arri verstört. Plötzlich verstand sie die Worte ihrer Mutter von vorhin, als sie sich mit dem Schamanen gestritten hatte, besser - und auch Sarns zornigerschrockene Reaktion darauf.
    »Weil er nicht will, dass wir tatsächlich Erfolg haben könnten«, antwortete sie.
    »Aber das Dorf braucht einen Schmied«, widersprach Arri.
    »Und es wird ihn auch bekommen«, seufzte Lea, ließ sich schwer in den Korbstuhl zurücksinken und bettete den Hinterkopf an die zerschlissenen Lehne. Sie schloss die Augen, sprach aber weiter. »Rahn hat ein Gespräch zwischen ihnen und dem Hohepriester von Goseg belauscht, als Nor das letzte Mal hier war. Goseg wird einen neuen Schmied herschicken, im nächsten Sommer.« Sie lachte wieder dieses leise, vollkommen freudlose Lachen. »Natürlich muss das Dorf danach noch mehr Tribut an Nor und seine Bande von Halsabschneidern bezahlen, aber du hast vollkommen Recht - wir brauchen einen Schmied.«
    »Warum sollte er so etwas tun?«, fragte Arri noch einmal - obwohl sie sich zugleich in Gedanken selbst fragte, warum sie diese Frage überhaupt stellte. Sie wusste ja, dass ihre Mutter Recht hatte. »Ich meine: Er ist der Älteste. Das Feuer hätte das ganze Dorf vernichten können! Er würde nichts tun, was den Menschen hier schadet!«
    »Sarn«, antwortete ihre Mutter betont, »würde vor allem nichts zulassen, was ihm schadet.«
    »Und du weißt, dass er es war?«, vergewisserte sich Arri. »Oder vermutest du es nur?«
    »Jedermann weiß es«, antwortete Lea müde.
    »Und ich habe es gesehen«, fügte eine Stimme von der Tür aus hinzu. Arri fuhr erschrocken um und erblickte Rahn, der gebückt unter dem Türrahmen hindurchtrat und Grimassen schneidend ein Gähnen unterdrückte.
    »Du hast ihn gesehen?«, vergewisserte sich Arri.
    Rahn schlurfte mit hängenden Schultern durch den Raum und bedachte Arri mit einem Blick, als wäre er nicht ganz sicher, ob sie einer Antwort überhaupt wert war. Er gähnte erneut und lehnte sich neben Lea an die Wand, bevor er antwortete. »Nicht direkt«, räumte er ein. »Aber er kam mir aus der Richtung der Hütte entgegen, ganz

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