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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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morgen früh, dachte sie missmutig, würde sie sich wohl nicht einmal mehr bewegen können, ohne vor Schmerz die Zähne zusammenzubeißen.
    »Du hast mehr Glück als Verstand gehabt«, antwortete ihre Mutter in - zumindest Arris Meinung nach - vollkommen unangemessenem, fröhlichem Ton. »Rahn hätte dich ebenso gut auch umbringen können.« Sie legte den Kopf auf die Seite und sah ihre Tochter prüfend an. »Du hast doch nicht etwa wirklich geglaubt, es mit ihm aufnehmen zu können?«
    Tatsächlich war es genau das gewesen, was Arri geglaubt hatte, obwohl ihr natürlich längst klar war, wie närrisch diese Vorstellung gewesen war. Sie zog es vor, nicht auf diese Frage zu antworten, aber ihr Gesichtsausdruck schien Lea Antwort genug zu sein, denn sie runzelte die Stirn und schüttelte abermals den Kopf. »Wenn das wirklich so ist, dann war ich eine schlechte Lehrerin. Und du hast die Tracht Prügel, die er dir versetzt hat, wahrscheinlich verdient.«
    »Aber.«
    »Ich habe dir ein paar Kniffe und ein paar kleine Gemeinheiten gezeigt, mit denen du dich deiner Haut erwehren kannst, wenn es nötig ist«, fuhr Lea unbeeindruckt fort. »Aber ich habe dir oft genug gesagt, dass du dich nicht überschätzen sollst. Rahn ist sicherlich ein Dummkopf, aber er ist ein verdammt starker Dummkopf. Abgesehen von Grahl und seinem Bruder ist er wahrscheinlich der stärkste Mann im Dorf. Nicht einmal ich hätte den Mut, ihn so zu reizen; zumindest nicht, wenn ich unbewaffnet wäre. Du hast verdammtes Glück, überhaupt noch an Leben zu sein, ist dir das klar?«
    »Ja«, gestand Arri kleinlaut. Ihr Gefühl von Enttäuschung und Zorn verschwand zusehends. Ihre Mutter reagierte weitaus weniger heftig auf ihre Eröffnung, als sie erwartet hatte. Sie ging einfach zur Tagesordnung über, und vielleicht war das ihre Art, ihr zu sagen, dass sie verstand, was sie getan hatte, und warum. Arri aber gestand sich ihrerseits ein, dass sie allen Zorn und jede Strafe verdient hatte, die ihre Mutter sich für ihren Ungehorsam vielleicht noch einfallen lassen konnte.
    Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, sagte Lea in diesem Augenblick: »Ich hoffe, dir ist klar, was du beinahe angerichtet hättest, Arianrhod. Es hätte dich das Leben kosten können.«
    »Ich weiß«, antwortete Arri zerknirscht. »Es tut mir auch Leid, aber.« Hilflos hob sie die Schultern und wusste mit einem Male nicht mehr, wohin mit ihrem Blick und ihren Händen. Auch ohne sie anzusehen, spürte sie, dass diese Worte ihrer Mutter nicht reichten.
    »Ich sollte enttäuscht sein«, fuhr Lea fort. »Ich dachte, du hättest verstanden, was ich dir beizubringen versucht habe, aber ich bin wohl doch keine so gute Lehrerin, wie ich mir eingebildet habe.«
    »Aber ich wollte doch nur.«, begann Arri, aber Lea hörte ihr gar nicht zu, sondern fuhr mit einem Seufzen fort: »Du hast so ziemlich alles falsch gemacht, was man überhaupt nur falsch machen kann. Du musst lernen, vorher über die Folgen dessen nachzudenken, was du tust. Diesmal bist du mit ein paar blauen Flecken davongekommen. Aber es hätte auch anders ausgehen können. Es hätte auch ihn das Leben kosten können. Wolltest du das?«
    Arri war ein wenig erstaunt, als ihr klar wurde, dass sie diese Frage nicht wirklich beantworten konnte. Abermals hob sie hilflos die Schultern. Vielleicht nur, um überhaupt etwas zu sagen, murmelte sie nach einer Weile: »Was stört mich dieser Dummkopf.«
    Ohne dass sie hätte sagen können, warum, spürte sie, dass diese Antwort vielleicht die falscheste war, die sie in diesem Moment hätte geben können. Ihre Mutter sah sie eine kleine Ewigkeit lang durchdringend an, dann überzeugte sie sich mit einem raschen Blick davon, dass das Gelände vor ihnen eben und frei von Hindernissen war, sodass die Pferde zumindest für das nächsten Stück allein ihren Weg finden würden, ließ die Zügel in den Schoß sinken und drehte sich auf der schmalen Bank ganz zu ihr um. »Ist das alles, was er für dich ist? Ein Dummkopf?«
    Arri wollte antworten, doch ihre Mutter schüttelte den Kopf, um ihr das Wort abzuschneiden, und fuhr mit ein wenig traurig klingender Stimme fort: »Du hasst ihn, nicht wahr? Ich meine, nicht erst, seitdem du ihn zusammen mit mir gesehen hast. Er hat dich ein Leben lang gequält und gedemütigt, und du hast dir schon lange gewünscht, es ihm heimzuzahlen. Ist es das, was du wolltest? Seinen Tod?«
    »Nein!«, sagte Arri fast erschrocken - und vielleicht gerade so hastig, weil da

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