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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwächer und hörten schließlich ganz auf. Doch auch jetzt ließ der andere Angreifer sie noch nicht los, sondern presste die Hand noch eine ganze Weile mit aller Kraft auf ihr Gesicht, bevor er endlich zufrieden war und das Mädchen einfach fallen ließ. Runas Körper sank schlaff zu Boden, und der Krieger versetzte ihr noch zwei, drei derbe Fußtritte; vielleicht nicht einmal wirklich, um sich davon zu überzeugen, dass sie tot war, sondern einfach, weil es ihm Spaß machte.
    »Wenn du nicht willst, dass es dir genauso ergeht, dann gibst du keinen Laut von dir, wenn ich dich jetzt loslasse«, grollte die Stimme des zweiten Mannes an ihr Ohr. »Hast du das verstanden?«
    Arri konnte nicht antworten. Sie starrte in fassungslosem Entsetzen auf das tote Mädchen hinunter, und ein Teil von ihr weigerte sich einfach zu glauben, was sie sah. Trotzdem zog sich die Hand schließlich von ihrem Gesicht zurück, wenn auch nicht weit und jederzeit bereit, sofort wieder zuzupacken, wenn sie auch nur an Widerstand denken sollte.
    Aber Arri hätte nicht einmal schreien können, wenn sie gewollt hätte. Ihr Mund war wieder frei, doch sie hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und es war ihr unmöglich, den Blick vom reglosen Körper des Mädchens loszureißen. Sie konnte nicht einmal mehr richtig denken. Runa. konnte nicht tot sein! Sie hatte noch vor einem Augenblick mit ihr geredet. Sie hatten miteinander gescherzt, und jetzt war sie tot, vollkommen grund- und sinnlos umgebracht, nur weil sie sie (was hatte der Mann gesagt?) nicht mehr brauchten?!
    Und plötzlich brandete eine Woge reiner, lodernder Wut in ihr hoch. Mit einer Bewegung, die selbst für ihren aufmerksamen Bewacher zu schnell kam, riss sie sich los, fuhr herum und schlug mit beiden Fäusten auf Runas Mörder ein, so schnell und hart, dass der Mann mit einem überraschten Grunzen zurücktaumelte und wahrscheinlich gestürzt wäre, wäre er nicht gegen die Stollenwand geprallt. Dann traf sie selbst ein Schlag, den sie nicht einmal kommen sah, und die Welt versank in einem Strudel aus erstickendem Nebel und Übelkeit.
    Das Nächste, was sie bewusst wahrnahm, war der Umstand, dass sie auf Händen und Knien hockte, eine starke Hand ihren Nacken umschloss und ihren Kopf mit erbarmungsloser Kraft nach vorn drückte, sodass ihre Stirn fast den Boden berührte. Seit ihrem ebenso überraschenden wie sinnlosen Angriff auf Runas Mörder konnte kaum Zeit vergangen sein, denn der Mann kämpfte sich genau in diesem Moment mit wild fuhrwerkenden Armen wieder in die Höhe und machte Anstalten, sie zu treten; wahrscheinlich hätte er es sogar getan, hätte sein Kamerad ihn nicht mit einer zornigen Bewegung mit dem freien Arm zurückgescheucht.
    »Lass das!«, sagte er grob. An Arri gewandt und in scharfem, drohendem Ton fuhr er fort: »Und du versuchst das besser nicht noch einmal, hast du verstanden? Wir brauchen dich nicht unbedingt lebend, das solltest du besser nicht vergessen!« Der Druck auf Arris Nacken wurde nun so stark, dass sie die Zähne zusammenpresste und trotzdem vor Schmerz aufstöhnte, aber der Krieger drückte nur noch fester zu und fragte: »Hast du mich verstanden?«
    Arri konnte nicht reden. Sie bekam kaum noch Luft. Alles, was sie zustande brachte, war ein angedeutetes, hastiges Nicken, das dem Krieger allerdings auszureichen schien, denn er ließ ihren Hals zwar nicht los, lockerte seinen Griff aber zumindest so weit, dass sie wieder atmen und sogar den Kopf ein wenig heben konnte. Allerdings gestattete er ihr nicht aufzustehen.
    »Geh und schau nach, ob jemand was gehört hat«, wandte er sich an seinen Kameraden. »Und bring eine Fackel mit. Diese Dunkelheit ist mir nicht geheuer.«
    Der andere zögerte. Arri konnte ihm ansehen, dass er sehr viel lieber geblieben wäre und etwas ganz anderes getan hätte, aber dann warf er ihr einen drohenden Blick zu, der ihr wohl klarmachen sollte, dass aufgeschoben in diesem Fall ganz und gar nicht aufgehoben bedeutete, schürzte trotzig die Lippen und eilte davon. Arri wartete darauf, dass sein Kamerad nun endlich ihren Nacken losließ, und das tat er auch, allerdings nur, um sie praktisch im gleichen Augenblick grob am Arm zu packen und in die Höhe zu zerren. Sie wurde so unsanft gegen die Wand gestoßen, dass ihr Hinterkopf gegen den harten Fels prallte und sie schon wieder das Gefühl hatte, in einen bodenlosen Schacht aus Schwärze zu stürzen. »Versuch nur keine Dummheiten«,

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