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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gefüllten Schalen sah, die der zweite Krieger neben der Tür auf den Boden stellte, konnte sie nicht länger schweigen; auch wenn sie das Gefühl hatte, schreien zu müssen, um das Knurren ihres eigenen Magens zu übertönen. »Was soll das?«, begehrte sie auf. »Wollt ihr mich verhungern lassen? Das reicht ja nicht einmal, um einen Säugling satt zu machen!«
    Der Krieger, der die Schalen gebracht hatte, beließ es nur bei einem verächtlichen Blick und wollte sich zum Gehen wenden, aber sein Kamerad nutzte den Vorwand, den Arri ihm mit ihrer Beschwerde geliefert hatte, um nicht nur drohend mit seinem Speer in ihre Richtung zu stochern, sondern sie mit der Spitze aus scharf geschliffenem Feuerstein in den Oberarm zu pieksen. »Halt den Mund, du dummes Ding!«, fuhr er sie an. »Sei froh, dass du überhaupt etwas bekommst! Wenn es nach mir ginge.«
    ». würdest du mich verhungern lassen?«, fiel ihm Arri ins Wort. Sie lachte böse. »Seltsam, aber wieso habe ich seit ein paar Tagen eigentlich das Gefühl, dass ihr genau das tut?«
    In den Augen des Kriegers blitzte es noch wütender auf, und Arri schluckte den Rest dessen, was ihr eigentlich auf der Zunge lag, vorsichtshalber herunter und biss sich auf die Unterlippe. Die Stelle, an der sie die Speerspitze getroffen hatte, blutete zwar nicht, aber sie tat ziemlich weh, und vielleicht war es besser, wenn sie ihm keinen weiteren Vorwand lieferte, seine Waffe noch einmal und vielleicht mit etwas mehr Nachdruck in ihr Fleisch zu bohren. Sie funkelte ihn einfach nur herausfordernd an, konnte aber trotz allem nicht verhindern, dass ihr Blick immer wieder zu den beiden Schalen neben der Tür irrte. Ihr war schlecht vor Hunger.
    »Komm jetzt«, sagte der andere Krieger von der Tür aus. Er wirkte angespannt. »Du weißt, was Nor gesagt hat. Er ist auch so schon zornig genug.«
    Arri zog es vor, nicht über die genaue Bedeutung dieser Worte nachzudenken, und es wäre ihr wohl auch schwer gefallen, denn ihre ganze Konzentration galt plötzlich der Speerspitze, die nun nicht mehr auf ihre Seite gerichtet war, sondern langsam nach oben wanderte und schließlich ihre Kehle berührte.
    »Hör damit auf«, sagte der Mann von der Tür aus. Er klang jetzt mehr als nur beunruhigt, fast schon ängstlich, aber Arri wollte den Grund für diesen Stimmungswandel gar nicht so genau wissen.
    »Warum?«, fragte der Krieger. Er machte ein anzügliches Geräusch. Die Speerspitze glitt an Arris Hals hinauf, strich an ihrer Wange entlang und näherte sich ihrem Auge. Arri hielt unwillkürlich den Atem an. Sie wäre noch weiter vor der Waffe zurückgewichen, aber sie stand bereits ganz in der Ecke und hatte Schultern und Hinterkopf so fest gegen den Stein gepresst, wie sie nur konnte. Sie wagte es nicht einmal mehr zu atmen. Noch eine Haaresbreite näher, und der Speer würde sich in ihr Auge bohren oder sie gleich töten. Ihr Herz hämmerte so rasend, als wollte es in ihrer Brust zerspringen.
    Endlich senkte der Krieger den Speer und trat zurück; allerdings nur einen halben Schritt weit und nicht einmal lange genug, um Arri Zeit für ein erleichtertes Aufatmen zu lassen. Dann hob er seinen Speer erneut. Die gezackte Spitze glitt unter den Saum ihres Rocks und schob ihn in die Höhe, wobei sie gewiss nicht aus Zufall einen dünnen, aber höllisch brennenden Kratzer auf ihrer Haut hinterließ. Dann ließ er den Speer sinken, doch nur, um ihn erneut anzusetzen und jetzt in Arris Bluse zu bohren und auch sie anzuheben. Sein Blick folgte der Spur, die die Speerspitze auf ihrer Haut hinterließ, bis er den Stoff fast bis zu ihrer Brust hochgeschoben hatte, und Arri machte eine neue, selbst in diesem Moment überraschende Erfahrung: Sie hatte geglaubt, die Berührung von Rahns grabschenden Händen auf ihrem Leib sei widerwärtig gewesen, aber nun musste sie erkennen, dass Blicke mindestens genauso unangenehm sein konnten.
    »Eigentlich ist sie gar nicht einmal so hässlich«, fuhr der Krieger fort und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Wenigstens für eine wie sie.«
    »Hör endlich damit auf, Jamu«, sagte sein Kamerad hastig. »Nor wird.«
    »Nichts wird Nor«, unterbrach ihn der andere. »Weil er nämlich nichts davon erfahren wird. Oder willst du es ihm erzählen?«
    »Nein«, antwortete der Mann unwillig. »Aber sie vielleicht. Was willst du Nor sagen, wenn er dich fragt, warum du seinen Befehl missachtet hast?«
    »Vielleicht gar nichts, wenn er es nicht erfährt«, sagte Jamu

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