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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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andere Heldentat, mit der er sich brüstete, hatte ihm Nor vielleicht doch nicht in solcher Ausführlichkeit vorgesagt. »Mein Bruder hat mich fast den ganzen Weg zurückgetragen«, schloss Kron. »Ohne ihn wäre auch ich jetzt nicht mehr am Leben.«
    »Du wärst ohne meine Mutter jetzt nicht mehr am Leben!«, sagte Arri aufgebracht.
    Kron sah einen Herzschlag lang in ihre Richtung und senkte dann betreten den Blick, aber Nor fragte: »Ist das war? Hat ihre Mutter auch dir geholfen?«
    »Ha!«, mischte sich Sarn ein. »Geholfen?« Er sprang auf und gestikulierte erregt mit beiden Händen. »O ja, sie hat ihm das Leben gerettet. Wie Achk war auch er mehr tot als lebendig, als Grahl ihn zurückbrachte. Sein Arm war brandig, und das Gift aus der Wunde hatte schon begonnen, seinen Körper zu verseuchen.«
    Er fuhr mit einer so plötzlichen Bewegung auf dem Absatz herum und in Arris Richtung, dass sie erschrocken zusammenzuckte. »Geholfen hat deine Mutter diesem armen Mann?« Er fuchtelte jetzt noch aufgeregter mit den Armen, wobei er abwechselnd auf Kron und Arri deutete, und seine Stimme wurde schrill. »Zum Krüppel gemacht hat sie ihn! Den Arm abgeschnitten hat sie ihm, sodass er nicht mehr als Jäger ausziehen und seinen Lebensunterhalt verdienen kann!«
    »Aber. aber er wäre gestorben, wenn sie das nicht getan hätte!«, protestierte Arri. »Das wisst ihr doch ganz genau!«
    »Ja, vielleicht«, antwortete Nor an Sarns Stelle, »und vielleicht war es der Wille der Götter, dass er stirbt. Es liegt keine Schande darin, im Kampf gegen einen heimtückischen und übermächtigen Feind sein Leben zu geben. Krons Familie und Freunde hätten sein Andenken in Ehren bewahrt, und wir hätten seine Heldentaten in Liedern besungen und unseren Kindern und Kindeskindern davon erzählt. Aber deine Mutter hat ihm den Arm genommen und ihn zum Krüppel gemacht, so wie sie auch Achk zum Krüppel gemacht hat. Zwei Männer, die nicht mehr arbeiten können und den Ihren nur zur Last fallen.«
    »Aber das. das ist doch. das ist doch nicht wahr!«, stammelte Arri. Das unwillige Murren und Erstaunen hinter ihr wurde noch lauter, und auch der monotone Singsang der Priester veränderte sich abermals und schien nun selbst ihrem Herzschlag seinen düsteren Takt aufzuzwingen. Verzweiflung machte sich in Arri breit. Sie wusste genau, worauf Nor hinauswollte. Sein Plan war so durchsichtig, dass es schon fast lächerlich war. Aber wie kam es dann, dass sie so vollkommen hilflos dagegen war? Wie konnte es sein, dass Nor alles, was sie sagte und tat, irgendwie ins Gegenteil verkehrte und gegen sie verwendete?
    »Du leugnest es also immer noch«, sagte Nor. »Und du willst auch nicht zugeben, das deine Mutter mit den Fremden gesehen worden ist, die über die Berge im Osten kommen und uns alle bedrohen?«
    »Sie ist.«, begann Arri, brach aber dann mitten im Satz ab und biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte es nicht, aber ihr Blick löste sich für einen Moment von Nors Gesicht und glitt zu Rahn hin. Wie viel hatte er Sarn und Nor erzählt? Wussten sie von Dragosz, und wenn ja, was?
    »Vielleicht war dies der Plan deiner Mutter, mein Kind«, fuhr Nor fort. »Ich will nicht bestreiten, dass sie uns allen Wohlstand und Reichtum gebracht hat, dass die Menschen zufriedener und glücklicher sind, seit sie bei uns ist. Doch vielleicht war das das Schlimmste ihrer Geschenke. Unsere Krieger sind schwach geworden. Unsere Aufmerksamkeit hat nachgelassen. Unsere Männer sind müde und ihre Weiber satt und zufrieden. Es war der Plan deiner Mutter, genau das zu erreichen. Wenn die fremden Krieger aus dem Osten kommen, dann werden sie leichtes Spiel mit uns haben. Noch ein weiterer Sommer wie der letzte, und unsere Krieger werden verlernt haben, wie man kämpft. Niemand wird mehr in der Lage sein, unsere Frauen und Kinder zu beschützen und um unser Land zu kämpfen, wenn die Feinde kommen, um es uns wegzunehmen. War es das, was deine Mutter wollte?«
    »Nein!«, protestierte Arri. Sie konnte selbst hören, wie ihre Stimme zitterte und wie dicht sie davor stand, einfach in Tränen auszubrechen. Es waren Tränen der Wut und der Fassungslosigkeit, nicht der Furcht, aber das spielte für Nor keine Rolle. Wichtig war, dass alle anderen hier hörten, wie ihre Stimme zitterte.
    »Ja, deine Mutter hat vielen von uns das Leben gerettet«, fuhr Nor fort. »Doch die Götter haben mir die Augen geöffnet und es mir ermöglicht, ihren Plan zu durchschauen.« Er hob seinen

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