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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fischers. Vielleicht hatte sie ihn von Anfang an falsch beurteilt, weil ihre Überheblichkeit sie blind gemacht hatte, vielleicht hatte er aber auch ihr - und allen anderen - etwas vorgespielt. Wie auch immer, letztlich hatte sich Rahn als alles andere als der Dummkopf erwiesen, für den sie ihn ein Leben lang gehalten hatte. »Aus Rahn bin ich immer noch nicht ganz schlau geworden«, gestand sie. »Er ist also nicht der harmlose Fischer, für den er sich immer ausgegeben hat?«
    Lea schüttelte den Kopf. »Wohl kaum. Dann wäre er sicher nicht auf die Idee mit den Wildschweinen gekommen.«
    »Das war Rahn?«, fragte Arianrhod verblüfft.
    »Aber ja. Er hat vollkommen zu Recht gemeint, dass alle Tiere Angst vor Feuer haben und dass man mit dem entsprechenden Feuerzauber eine Gruppe Wildschweine im wahrsten Sinne des Wortes im Schweinsgalopp vor sich hertreiben könnte. Ich war mir trotzdem bis zum letzten Moment nicht sicher, dass es funktioniert.«
    Wahrscheinlich hätte es das auch nicht, dachte Arianrhod. Eine Gruppe Wildschweine, noch dazu auf kopfloser Flucht vor dem Feuer, war eine ernst zu nehmende Gefahr, selbst für eine Anzahl bewaffneter Männer, und doch wären Sarns Krieger rasch mit ihnen fertig geworden, wären es nur die Schweine gewesen. Was die Männer tatsächlich in Panik versetzt hatte, das war der Anblick des schwarzen Ungeheuers gewesen, das hinter ihnen herangesprengt kam, und natürlich Dragosz' Pfeile. Arianrhod schauderte, als ihr klar wurde, was für ein unglaubliches Glück sie und ihre Mutter gehabt hatten. Dieser Plan - wenn man ihn denn so nennen wollte - war aus purer Verzweiflung geboren und vielleicht einfach nur deshalb aufgegangen, weil im Herzen ihrer Mutter das Feuer ungezügelter Mutterliebe brannte.
    Arianrhod zog den Mantel enger um die Schultern und wandte sich ab, um nach Nachtwind zu suchen. Der schwarze Hengst stand ein gutes Stück entfernt am Wegesrand und zupfte an den kümmerlichem Grashalmen, die dort wuchsen, doch als sie ihn ansah, drehte er den Kopf in ihre Richtung und ließ ein leises Schnauben hören; fast als hätte er ihren Blick gespürt und antwortete auf seine Weise. »Ich wusste gar nicht, dass man auf seinem Rücken sitzen kann«, sagte sie.
    »Reiten«, verbesserte sie ihre Mutter. »Man nennt es reiten.« Sie trat an Arianrhods Seite und sah ebenfalls zu Nachtwind hin, und, wahrscheinlich, ohne dass es ihr selbst auch nur bewusst war, erschien ein sonderbarer, beinahe zärtlicher Ausdruck auf ihrem Gesicht. »Niemand hier weiß das. Die Menschen hier sind so dumm. Wo wir herkommen, lernen die Kinder manchmal das Reiten, bevor sie richtig laufen können.«
    Und wahrscheinlich, dachte Arianrhod, hatte ihr genau dieses Unwissen das Leben gerettet. Selbst sie hatte im ersten Moment ja geglaubt, sich einem Dämon gegenüberzusehen, der direkt aus der Hölle emporgestiegen war, um mit Feuer und Tod über die Menschen hereinzubrechen. Auf Sarns Krieger, denen der Anblick eines Pferdes nicht annähernd so vertraut war wie ihr, musste das Bild ihrer Mutter, die auf dem Rücken des riesigen Hengstes herangesprengt kam und ihr tödliches Schwert schwang, geradezu verheerend gewirkt haben. Aber sie machte sich nichts vor. Es hatte einmal funktioniert, aber das würde es gewiss nicht wieder tun. Aus einer Überraschung ließ sich selten mehrmals ein Vorteil ziehen. »Wenn sich alle Tiere vor dem Feuer fürchten«, fragte sie nachdenklich, »warum hatte er dann keine Angst?«
    Lea lächelte flüchtig. »Weil Nachtwind kein gewöhnliches Tier ist.«
    Arianrhod blinzelte leicht. »Aber du hättest mir doch zumindest sagen können, dass du ihn reiten kannst!«
    »Ja, das hätte ich«, sagte ihre Mutter ruhig. »Und ich hatte nicht nur das vor, sondern auch, dir selbst das Reiten beizubringen. Aber es ist nicht leicht, es zu erlernen, und deswegen habe ich auf einen günstigen Augenblick gewartet, um dich in das Geheimnis dieser edlen Tiere einzuweisen.«
    Nachtwind schnaubte, wie um ihre Worte zu bekräftigen, doch dann begriff Arianrhod, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Der Hengst hob den Kopf und stieß plötzlich ein zweites, ganz anders klingendes Schnauben aus, und auch Lea fuhr mit einer raschen Bewegung herum. Ihre linke Hand machte eine Bewegung, wie um den Umhang zurückzuschlagen, den sie gar nicht mehr trug, die andere schloss sich um den Schwertgriff an ihrem Gürtel, und erst jetzt hörte auch Arianrhod das dumpfe, rasch näher kommende

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