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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Zaumzeug helfen sie dabei, dass sich Mensch und Pferd besser verstehen.«
    Arianrhod ließ augenblicklich die schwarze Mähne des Hengstes los, obwohl sie ganz und gar nicht davon überzeugt war, wirklich klug zu handeln. Obwohl sie sich mit beiden Beinen und aller Kraft festklammerte, hatte sie doch das Gefühl, dass sich der ganze Wald plötzlich um sie drehte, und gleichzeitig ein Dutzend unsichtbarer Hände aus einem Dutzend verschiedener Richtungen an ihr zerrten. Nachtwind schnaubte noch einmal und stand dann plötzlich stocksteif, fast als spürte er ihre Unsicherheit und wollte es ihr leichter machen, doch das Schwindelgefühl, das Arianrhod ergriffen hatte, wurde eher noch schlimmer. Und so etwas sollten die Kinder in der Heimat ihrer Mutter gelernt haben, bevor sie laufen konnten? Lächerlich!
    »Dann sollten wir besser keine Zeit mehr verlieren«, sagte Lea, zu Dragosz gewandt. »Sarn ist wie eine Katze mit neun Leben. Du hättest einen deiner kostbaren Pfeile für ihn aufheben sollen.«
    Mit einer Bewegung, die in Arianrhod eine Mischung aus blankem Neid und schierem Entsetzen hervorrief, schwang sie sich hinter ihr auf den Rücken des Hengstes, griff mit beiden Händen an ihr vorbei nach dem Zügel und fuhr Dragosz gleichzeitig an: »Worauf wartest du? Sie sind bestimmt schon hinter uns her!«
    Der schwarzhaarige Krieger funkelte sie einen Herzschlag lang fast trotzig an, dann aber kletterte er gehorsam, allerdings weit weniger elegant oder schnell, auf Sturmwinds Rücken. Seine Hände zitterten sichtbar, als er nach dem Zügel der weißen Stute griff.
    »Also los«, sagte Lea. »Halt dich gut fest.«
    Obwohl sie den gewundenen Weg nicht einmal schnell erst hügelaufwärts und dann wieder -abwärts ritten, kam es Arianrhod so vor, als flöge der Wald nur so an ihnen vorbei. Gegen den ausdrücklichen Rat ihrer Mutter krallte sie sich weiter mit aller Kraft in die Mähne des Pferdes. Schließlich gab Lea es auf, und selbst Nachtwind protestierte jetzt nicht mehr gegen das Unbehagen, das ihm das Zerren an seinem Haar bereiten musste, fast als spürte das Tier, was in ihr vorging, und nähme darauf Rücksicht. Arianrhod hatte das Gefühl, sich keinen Augenblick länger auf dem Rücken des Hengstes halten zu können, als sie etwas langsamer wurden - aber nur, um in einen schmalen, tief eingeschnittenen Hohlweg einzutauchen, aus dessen Wänden fingerdicke, bizarr verdrehte und gewundene Wurzeln herauswuchsen, die nach ihnen zu greifen schienen wie die Klauen sonderbarer, gefährlicher Wesen, die unter der Erde lebten.
    Arianrhod versuchte den Gedanken als albern abzutun, eine jener Geschichten, mit denen man Kinder erschreckte und von denen sie sich wirklich nicht mehr beeindrucken lassen sollte; was aber nichts daran änderte, dass ihr der bloße Anblick fast mehr körperliches Unbehagen bereitete als die Vorstellung, sich noch für eine halbe Ewigkeit irgendwie auf dem Pferderücken festklammern zu müssen. Zumindest, was den Hohlweg anging, schien ihre Mutter ihr Unbehagen zu teilen. Sie lenkte Nachtwind nur wenige Schritte weit in diesen unheimlichen, nach oben hin offenen Tunnel hinein, dann ließ sie den Hengst anhalten, sah einen Moment lang unbehaglich nach rechts und links und glitt schließlich von seinem Rücken. Wortlos streckte sie die Hände aus, und Arianrhod wartete diesmal nicht, bis sie ihre Einladung wiederholte, sondern leistete ihr ganz im Gegenteil erleichtert und sehr schnell Folge.
    Nachtwind schnaubte erlöst und machte zwei oder drei vorsichtige Schritte, bevor er wieder stehen blieb und unruhig mit dem Schweif zu schlagen begann. Seine Ohren drehten sich hektisch hin und her, und seine Nüstern weiteten sich, während er misstrauisch die Luft einzog. Dem Tier gefiel diese Umgebung so wenig wie seinen Reitern, das war nicht zu übersehen, und diese Erkenntnis steigerte Arianrhods Unbehagen nur noch. Auch wenn sie nicht so weit gehen würde wie viele, die manchen Tieren übernatürliche Kräfte zusprachen, so wusste sie doch, um wie vieles feiner die Instinkte mancher Tiere als die der Menschen waren. Wenn der Hengst eine Gefahr witterte, dann war es besser, sie gingen davon aus, dass es sie auch gab.
    »Was habt ihr?«, drang Dragosz' Stimme zu ihnen. Er hatte Sturmwind dicht vor dem Eingang des Hohlweges angehalten und reckte in dem vergeblichen Versuch den Hals, irgendetwas zu erkennen.
    »Nichts«, antwortete Lea. Arianrhod fragte sich allerdings, warum der Blick ihrer Mutter dabei

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