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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und sagte: »Und das schon eine ganze Weile. Ihr zwei scheint einen guten Schlaf zu haben.«
    »Um so schlimmer«, polterte Sarn. »Wo seid ihr den ganzen Tag und die halbe Nacht gewesen?«
    »Meine Tochter und ich waren an einem geheimen Ort im Wald, wo wir in jeder dritten Nacht nackt um einen Stein herumtanzen, um böse Geister zu beschwören«, antwortete Lea bissig. »Bisher hatten wir noch nie Erfolg damit, aber jetzt bin ich nicht mehr sicher, ob es nicht vielleicht doch geklappt hat.« Sie warf Arri einen fragenden Blick zu. »Was meinst du?«
    Arri hob zur Antwort nur die Schultern. Natürlich wusste sie, wie Lea diese Worte gemeint hatte, und ganz gewiss wusste es Sarn auch. Trotzdem wäre es ihr lieber gewesen, sie hätte das nicht gesagt. Sarn war kein Mann, der sich beißenden Spott gefallen ließ. In seinen Augen blitzte es denn auch prompt auf. Er fuchtelte ungeduldig in Grahls Richtung, und der Jäger beeilte sich, sich nach seinem Stock zu bücken und ihn dem Schamanen zu reichen. Als er sich vorbeugte, sah Arri es unter seinem Umhang kurz aufblitzen. Der Jäger hatte eine Waffe mitgebracht.
    Wieder im Besitz seines Stabes, schien Sarn auch sein altes Selbstvertrauen zurückgewonnen zu haben. Er stampfte mit dem Ende des Stockes auf, dass die ganze Hütte dröhnte, und herrschte Lea an: »Wo ihr gewesen seid, habe ich gefragt!«
    Zu Arris Erleichterung blieb ihre Mutter vollkommen ruhig. »Ich habe dich verstanden, Sarn. Ich finde nur, dass das eine sehr seltsame Frage ist für einen Mann, der uneingeladen in meine Hütte eingedrungen ist. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dir einen Schlafplatz angeboten zu haben - so wenig wie dir, Grahl. Oder hat dich deine Frau rausgeworfen, weil du wieder einmal hinter fremden Röcken her warst?«
    Sarns Gesicht verdüsterte sich noch weiter. Er warf dem Jäger einen herausfordernden Blick zu, aber Grahl funkelte Lea nur trotzig an und rührte sich nicht.
    »Was wollt ihr?«, fragte Lea.
    »Du hast Rahn weggeschickt«, antwortete Sarn. »Wohin? Und zu welchem Zweck?«
    »Er macht ein paar Besorgungen für mich«, antwortete Lea. »Keine Angst. Er wird bald zurück sein und seine Arbeit nicht vernachlässigen.«
    Das hatte Sarn nicht gefragt. Seine Augen wurden schmal. »Wieso schickst du ihn fort, ohne mein Wissen?«
    »Oh, verzeiht, edler Sarn«, antwortete Lea spöttisch. »Ich wusste nicht, dass ich Eure Erlaubnis brauche, wenn ich jemanden auf einen Botengang schicke.«
    »Wenn dieser Botengang die Sicherheit meines Dorfes gefährdet.«
    »Eures Dorfes?«, unterbrach ihn Lea.
    Sarn ignorierte den Einwurf. ». geht es mich sehr wohl etwas an«, fauchte er.
    »Die Sicherheit des Dorfes?« Lea verzog abfällig die Lippen. »Es geht dich zwar nichts an, Sarn, aber ich habe Rahn ins Nachbardorf geschickt, um eine Wagenladung Kupfererz und Zinn sowie Treibhämmer, Meißel, Stichel und Schlegel zu holen. Wie sollte das die Sicherheit Eures Dorfes gefährden?«
    Kupfererz und Zinn?, dachte Arri überrascht. Und Schmiedewerkzeug? Wozu benötigte ihre Mutter all diese Dinge? Das Dorf hatte keinen Schmied mehr, seit Achk sein Augenlicht verloren hatte, und alles, was sie jetzt an Bronzewaren brauchten, mussten sie mit Gosegs Genehmigung andernorts eintauschen.
    »Es ist gefährlich, das Dorf zu verlassen!«, beharrte Sarn und stampfte abermals mit seinem Stock auf. »Hast du die Fremden vergessen, die in den Wäldern umherstreifen?«
    »Du meinst die, die noch niemand zu Gesicht bekommen hat?«, fragte Lea kühl.
    Grahl sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein und spannte sich, während Sarn zum dritten Mal mit seinem Stock aufstampfte. »Genug«, sagte er scharf. »Sie haben einen von Grahls Brüdern getötet und einen anderen verkrüppelt!«
    »Wofür wir auch nur Grahls Wort haben«, sagte Lea schulterzuckend. Grahl wurde noch ein bisschen blasser, aber Lea fuhr völlig unbeeindruckt fort: »Ich weiß nicht, was wirklich passiert ist. Vielleicht war es so, wie Kron und Grahl berichten, vielleicht auch nicht. Es spielt keine Rolle.«
    »Es spielt keine Rolle, wenn Fremde durch unsere Wälder streichen und uns auskundschaften, weil sie vielleicht einen Angriff planen?«, ächzte der Dorfälteste.
    »Einen Angriff?«, wiederholte Lea. »Wer sollte das tun, und warum? Die Rache Gosegs wäre ihnen gewiss.«
    »Uns haben sie vollkommen grundlos angegriffen«, warf Grahl ein.
    »Vielleicht sind sie auf Eroberung aus«, sagte Sarn. »Es gibt Gerüchte über ein

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