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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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treffende Wort. Oder wie nennst du diejenigen, die einem Rechtsbrecher folgen?«
    »Ich nenne Dragosz keinen Rechtsbrecher, und uns selbst nicht Abtrünnige«, sagte Abdurezak traurig. »Und das, obwohl ich deine Sicht der Dinge verstehen kann.«
    »Und warum teilst du sie dann nicht?«, fragte Zakaan bitter.
    »Weil ich sie nicht teilen kann«, antwortete Abdurezak rasch. »Denn ich urteile nicht aus der Sicht des Schamanen, sondern aus der des Ältestenrates. Und in diesem Fall unterscheiden sich unsere beiden Einstellungen so sehr wie die eines Fuchses und eines Hahns, der sein Gelege verteidigen muss.«
    Zakaans Gesicht verdunkelte sich. »Sind dir denn Ehre und Anstand nichts mehr wert, Bruder?«
    »Doch«, antwortete Abdurezak. »Sie sind mir vielleicht sogar mehr wert, als du erahnen magst. Aber zu allererst geht es mir um das Schicksal unseres Volkes. Unseres gemeinsamen Volkes, Zakaan! Und so beschwöre ich dich: Sprich noch einmal mit Ragok. Mach ihm klar, dass er sein Leben – und das all derjenigen, die in Treue zu ihm stehen – gefährdet, wenn er nicht mit uns zu der großen Wanderung aufbricht!«
    Zakaan wich ein Stück vor diesen Worten zurück. »Das kann ich nicht«, flüsterte er dann. »Und du weißt es! Ragok würde eher sterben, als seinem verräterischen Bruder zu folgen!«
    »Und dafür lieber seinen Tod in Kauf nehmen? Und den der ihm anvertrauten Menschen?« Abdurezak schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Das darf nicht sein!«
    »Und doch ist es so …« Zakaan machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber noch sind wir nicht tot. Die Stammväter werden mir einen Weg weisen, wie wir die Dürre überstehen können.«
    »Mach dir doch nichts vor!« Abdurezak deutete auf den Fluss hinter Zakaan, auf dessen anderer Seite vor Ewigkeiten eine Todessyre gestanden hatte. »Dort fließt schon lange kein Wasser mehr. Die Wiesen und Felder sind ausgetrocknet. Und es gibt kaum noch jagbares Wild. Wie lange, glaubst du, werdet ihr das noch überstehen können, Bruder?«
    »Eine Ewigkeit, wenn es sein muss, Bruder«, antwortete Zakaan. »Denn die Götter sind mit uns.«
    Abdurezak starrte ihn schweigend an, sein Gesicht verfinsterte sich zunehmend. »Du selbst hast uns vorhergesagt, dass wir das Land unserer Vorväter finden müssen, wenn wir die Dürre überstehen wollen.«
    Zakaan nickte. »Ja, das habe ich«, sagte er mit erstickter Stimme. »Aber das entbindet mich nicht des Eides, den ich Dragosz’ Bruder gegenüber geleistet habe. Ich werde Ragok folgen. Und wenn es sein muss, auch in den Tod, und sogar darüber hinaus.«
    Abdurezak starrte ihn schweigend an. »So soll also ein tödlicher Zwist unter zwei anderen Brüdern dafür sorgen, dass auch wir uns nach all der Zeit entzweien?«
    Zakaan hätte darauf geantwortet, wenn er es gekonnt hätte. Aber die Worte blieben ihm im Hals stecken.
    »Alles, was ich tun konnte, war, hier und jetzt einen offenen Kampf zu verhindern«, fuhr Abdurezak fort. »Alles, was ich tun kann, ist, die verfeindeten Parteien zu trennen. Für alles andere musst du selbst sorgen.«
    Zakaan rang um Worte. »Dann leb wohl, Bruder«, sagte er schließlich. »Und lass uns darauf hoffen, dass wir uns bei der nächsten Begegnung nicht mit dem Schwert in der Hand gegenüberstehen!«
    Abdurezak schüttelte den Kopf. »Niemals! Niemals werde ich zulassen, dass sich Brüder und Schwestern mit dem Schwert bekämpfen!«
    »Nein«, flüsterte Zakaan. »Auch ich werde das niemals zulassen!«
    Es war nicht mehr das Gesicht Abdurezaks, in das er starrte. Es war das der Todessyre. Und zum ersten Mal zeichnete sich so etwas wie ein zufriedenes Lächeln auf ihren Zügen ab. »Die Vergangenheit«, sagte sie, »die Zukunft. Die Gegenwart. All das vermischt sich.«
    »Ja.« Zakaan hätte genickt, wenn er es noch gekonnt hätte. Aber das war nicht der Fall. Sein Körper fühlte sich nicht mehr einfach nur schrecklich alt an, sondern uralt, wie der eines Mannes, der längst seine eigene Lebensspanne überlebt hatte. Er wusste, was diese Empfindung bedeutete, ebenso wie die Schwäche und die Verwirrung, die mit ihr Hand in Hand gingen. Das Fleisch der Götter forderte seinen Tribut. Es saugte seine Lebenskraft aus. Jeder Atemzug, den er länger in Trance verharrte, würde ihn dem endgültigen Zusammenbruch näherbringen.
    Also musste er die Trance abbrechen. Sofort. Sonst war er verloren.
    Und dennoch zögerte er. Zakaan hätte sich auf das Trommeln und Murmeln seiner Begleiter

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