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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Byrta stürmten gleichzeitig los und liefen ineinander, verkeilten sich, keiften sich an. Zakaan jedoch hatte keine Augen dafür. Er griff in den Gürtel, dorthin, wo das letzte ganz besondere Plätschen in einer eigens dafür ins Leder geritzten Kerbe eingelassen war. Seine Finger waren fast zu steif, um es schnell hervorzuziehen, aber sein Wille ließ keine weitere Verzögerung zu.
    Er riss es hervor, bohrte mit dem Finger ein Loch in das bereits muffige, dünn geschabte Eichhörnchenleder und legte den Kopf in den Nacken. Mit ungestümen Bewegungen schüttete er sich das Pulver in den Rachen, das er während der ganzen langen Wanderung genau für diesen einen Augenblick in dem Leder verborgen gehalten hatte.
    Die Mischung war staubtrocken und schmeckte etwas ranzig, und er hatte alle Mühe, sie schnell herunterzuwürgen. Aber kaum spürte er, wie das Pulver in seinen Hals eher herunterrieselte als -glitt, da meinte er auch schon seine Wirkung zu spüren …
    Das Gewitter, das bislang nicht mehr als ein fernes Grummeln gewesen war, kam allmählich näher. Und ehe es sich Arri versah, riss ihr ein wirklich harter Donnerschlag die Worte aus dem Mund. Was auch immer an Gefühlen und Gedanken in ihr gewesen sein mochte, verdampfte nun mit der Energie, die der Blitz irgendwo in der Nähe an einem Baum ausließ. Isana zuckte bei dem Einschlag so heftig, als wäre sie geschlagen worden, aber Arri sackte nur noch ein Stück weiter in sich zusammen.
    Das Erschrecken war nur in ihr. Und es fand auf eine merkwürdige Art statt: Es kehrte ihre Gefühle scheinbar um und ließ, was sie eben noch gefangen gehalten hatte, fast lächerlich erscheinen.
    Dragosz war tot, und er würde wieder mit Surkija zusammenkommen, irgendwo, aber das war so weit von ihr entfernt, dass es nichts mehr mit dem zu tun hatte, was sie jetzt tun musste. Ihre Bestimmung war eine ganze andere. Sie war Mutter – und musste ihr Kind beschützen. Kyrill würde heranwachsen, er würde ein Krieger werden, vielleicht sogar ein Herrscher. Was dann mit ihr geschah, war unwichtig. Der immerwährende Kreislauf des Lebens.
    »Wenn ich hier rauskomme«, sagte Arri düster, »dann habe ich nur noch eine Aufgabe: Kyrill zu beschützen. Und gleichgültig, welcher Mann sich zwischen mich und meinen Sohn stellen will: Er wird sterben. Auf die eine oder andere Art!«
    So war das also, wenn man jung war. Zakaans Füße flogen geradezu über den Waldboden, und jede Unebenheit, jede Wurzel war nur noch ein lästiges Hindernis, das er mühelos überspringen konnte. Auch sahen seine Augen besser, genauso wie seine Ohren besser hörten und sein Geruchssinn gesteigert schien.
    Der Wind trug Brandgeruch an ihn heran. Das Gewitter war heftig, und bevor es weiterzog, hatte es sich über einem Teil des Waldes, der zuvor vom Regen satt getränkt worden war, schon kräftig ausgetobt. Trotzdem waren einige Bäume in Flammen aufgegangen, und wenn noch der richtige Wind dazukam, konnte es durchaus zu einer Feuersbrunst kommen, die auf den ganzen Wald übergriff.
    Sämtliche Sinne Zakaans waren erweitert, auch diejenigen, über die gewöhnliche Menschen gar nicht oder nur sehr eingeschränkt verfügten. Früher mochten diese Sinne bei ihm besser entwickelt gewesen sein, aber damals hatte er kaum etwas mit dem anfangen können, was er über sie erfahren hatte.
    Das war jetzt anders. Seine Schritte waren zwar nicht mehr ganz mit der Leichtigkeit gesegnet wie in seiner Jugend, aber seine Empfindungen waren viel schärfer.
    Abdurezak. Er war hier. Ganz in der Nähe.
    Lexz. Auch er war nicht weit von ihm entfernt.
    Selbst Arianrhod vermeinte er zu erahnen, wenn auch nur ganz schwach. Richtig einordnen konnte er das nicht. Zweige brachen unter seinen Füßen, Blätter wirbelten auf, und er lief in die Richtung, in die es ihn zog.
    Er kannte Arianrhod allein aus Dragosz’ Erzählungen, und das beunruhigte ihn. Irgendetwas stimmte da nicht. Wenn Dragosz in der Nähe war, dann sollte er ihn doch spüren. Wenn er stattdessen die Frau wahrnahm, die Dragosz nach Surkijas Tod zu seiner Gefährtin erwählt hatte – dann war da etwas ganz und gar nicht richtig.
    Zurück zu Ragoks Lager. Etwas anderes konnte es jetzt nicht geben, das war ihnen allen klar.
    Ekarna hatte recht gehabt. Sie mussten Ragok und all die anderen warnen – in der Hoffnung, dass es noch nicht zu spät war. Es war gar nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ein paar Frauen auf der Suche nach Beeren und Waldfrüchten

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