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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Grund sollte gerade mein Platz nicht an der Seite meines Mannes sein?«
    Abdurezak richtete sich langsam auf, und jetzt sah er auch zu dem Einbaum hinüber – und wie es Arri schien, versenkte sich sein Blick in den des toten Kriegers. Seit sie ihre alte Heimat verlassen hatten, um das gelobte Land ihrer Ahnen zu suchen, waren Abdurezak und Dragosz fast so etwas wie Vater und Sohn gewesen. Der Schmerz, den der alte Mann über seinen Tod empfand, mochte kaum weniger brennend sein als der ihre.
    »Warum sollte denn gerade ich dabei stören?«, wiederholte sie störrisch. »Ich bin doch seine Frau!«
    Abdurezak schüttelte traurig den Kopf. »Nein. Das bist du nicht mehr. Wir haben die Totenzeremonie durchgeführt. Ich selbst habe aus den Eingeweiden eines frisch getöteten Speerreihers Dragosz’ Schicksal gelesen.«
    »Wie …?«, fragte Arri ängstlich. »Und was hast du dort gelesen?«
    Beschwichtigend hob Abdurezak die Hand. »Beruhige dich, Kind. Dragosz’ Reise über den Frykr und hinab ins Reich der Toten, sie wird glücken, und er wird dort auf ewig als großer Krieger geehrt werden. Dort wird er sich erneut mit Surkija vermählen. Dir selbst ist aber ein anderes Schicksal zugedacht.«
    »Mit Surkija vermählen?« Zuerst verstand Arri überhaupt nicht, was der alte Mann damit meinte. Doch dann tröpfelte der Sinn seiner Worte langsam in ihre Seele. »Aber das ist doch nicht möglich! Ich bin jetzt seine Frau! Wir beide sind für die Ewigkeit bestimmt!«
    »Nein.« Wieder schüttelte der alte Mann den Kopf, und eine ehrliche Trauer lag in seinen Zügen. »Surkija ist Dragosz’ Gefährtin für die Ewigkeit. Es war ein großes Unglück, dass sie bei der Geburt von Dragosz’ zweitem Sohn starb, zumal das Kind ihren Tod nur um wenige Wochen überlebte. Doch jetzt wird Dragosz die beiden wiedersehen. Sie werden sich als Familie wiedervereinen, das habe ich in den Eingeweiden des Vogels ganz deutlich erkennen können.«
    Vogeleingeweide. Lächerlich. Was hatten die mit ihr und Dragosz zu tun?
    »Du weißt, was das bedeutet?«, setzte Abdurezak nach.
    »Nein, das weiß ich nicht«, flüsterte Arri zwar, aber eigentlich hätte sie sagen müssen: »Nein, das will ich nicht wissen.«
    »Das bedeutet, dass wir dir hiermit den Rang als rechtmäßige Frau von Dragosz, unserem Herrscher, für immer und alle Zeiten aberkennen«, fuhr Abdurezak unbarmherzig fort. »Das Gleiche gilt auch für deinen Rang als Heilerin.«
    Heilerin? Das kümmerte sie gar nicht. Alles, was sie im Augenblick interessierte, war Dragosz!
    »Das könnt ihr nicht tun!« Die letzten Worte schrie sie fast heraus. »Ich soll nicht mehr seine Frau sein? Und das sagst ausgerechnet du, der in der Zeremonie der Ehe die heiligen Worte gesprochen hat?«
    Abdurezak nickte traurig. »Ja, das sage ausgerechnet ich. Weil ich auch der Einzige bin, der das wieder trennen kann, was ich im Namen der Götter zusammengefügt habe.«
    »Das ist doch gar nicht möglich«, stammelte Arri. »Niemand kann uns auseinanderbringen.«
    Abdurezaks rechte Augenbraue wanderte nach oben. »Noch nicht einmal der Tod?«
    »Ganz sicher nicht der Tod«, Arri deutete mit den gefesselten Händen auf das Boot, »wo auch immer Dragosz ist, ich werde nicht aufhören, ihn zu ehren und zu lieben.«
    »Aber nicht mehr als seine Frau«, sagte Abdurezak sanft. »Seine Frau ist Surkija.«
    »Surkija ist tot!«, begehrte Arri auf.
    »Ja. Und das bist du auch bald.« Als sich Abdurezak bei diesen Worten straffte, huschte ein Schatten über sein von Falten und Runzeln überzogenes Gesicht. »Du wirst die nächsten Schritte alleine gehen müssen. Der Bund mit Dragosz ist getrennt. Endgültig. So sei es.«
    »Nein«, wimmerte Arri. »Ich bin seine Frau.«
    »Du wirst fortan … nichts mehr sein«, beschied sie der Alte. Über sein Gesicht lief eine Welle des Unmuts, und plötzlich sah er noch älter aus, als er ohnehin schon war: fast wie eine Totenfratze. »Jedes weitere Wort dazu wäre Verschwendung«, sagte er nun grob. »Es ist entschieden. Wenn wir die Fesseln lösen, wirst du dich als freie Frau erheben.«
    Arri war jetzt völlig verwirrt. »Als freie Frau?«, wiederholte sie. »Aber … ich dachte …
    »Du wirst dich ohne Fesseln erheben, und dann werden wir dir den Prozess machen.«
    Arri hatte geglaubt, dass es nicht noch schlimmer kommen konnte. Aber das stimmte nicht. Dass sie ihr den Prozess machen wollten, dass sie sie bestraft sehen wollten – damit hatte sie ja schon gerechnet. Aber

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