Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe
übergossen wurde – oder die durch ihren Liebhaber erregt wurde. Dann spürte er sie auch wieder nicht, zu sehr war seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet, einen möglichst festen Stand zu haben und seine ganze Kraft für den Augenblick aufzusparen, in dem er Ekarna herausziehen konnte.
Sie spannte sich auf ihre Raubkatzenart an, und Lexz spürte seinerseits, wie er von starken Armen gepackt wurde, als Torgon herangekommen war.
»Und … jetzt!«, schrie Torgon.
Sie waren so eingespielt, dass ihre Kraft tatsächlich wie die eines einzigen Wesens mit sechs Armen und sechs Beinen explodierte. Ekarna kam auch ein Stück hoch, glitt dann aber wieder – wie von einem starken Mann in die andere Richtung gezogen – ein Stück zurück, und Lexz und Torgon verdoppelten ihre Anstrengungen, während sich Ekarna wand und bog und dann den linken Fuß mit einem Ruck hervorzog.
Ein fürchterliches Geräusch antwortete ihr, fast so etwas wie ein Aufschrei, eingeleitet von einem bedrohlich klingenden Blubbern, dem eine Explosion mit solcher Wucht folgte, als würde ein falsch unterfüttertes Schmiedefeuer hochgehen, und grünlichgelber Schleim spritzte in einer Riesenfontäne hinauf, begleitet von mehreren kleineren Eruptionen und Spritzern, die ihre ekelhafte Ladung in alle Richtungen verteilten.
Ekarna keuchte und schrie auf, bevor sie endlich freikam, und Lexz und Torgon torkelten mit ihr rückwärts, ein paar Schritte weit, ehe sie alle drei das Gleichgewicht verloren. Lexz stürzte auf Torgon, und Ekarna auf ihn, und Lexz hatte plötzlich einen spitzen Ellbogen im Gesicht, bevor sich die Raubkatze über ihm hinwegdrehte und mit einem keuchenden Laut neben ihm ins Gras fiel.
Lexz blieb erst einmal dort liegen, wo er war: auf dem dicken Torgon. Dass diese Lage nur für ihn selbst bequem war, begriff er aber erst, als das Fett unter ihm zu schwabbeln begann.
»Bei allen verfluchten Sumpfgeistern«, keuchte Torgon. »Fang bloß nicht an, es dir auf mir bequem zu machen!«
»Was ist denn?«
Torgon packte Lexz an der Schulter und zerrte an ihm herum. »Sieh zu, dass du von mir runterkommst«, stieß Torgon gepresst hervor, und Lexz tat es Ekarna nach, ließ sich auf die andere Seite gleiten und fiel auf den feuchten Boden, der aber trotzdem ausreichend Widerstand bot.
Als er dann wieder hochsah, flogen mehrere Schmeißfliegen von seinem Gesicht auf, und da erst bemerkte er das Brennen auf seinen Wangen, seinem Hals und seinen Händen, also überall dort, wo sein Körper nicht von der Kleidung geschützt war. Das musste das Zeug sein, das von der Grube hochgespritzt war, als sie Ekarna aus ihr herausgerissen hatten.
Lexz wollte aufstehen, aber es gelang ihm nicht. Ihm war schwindlig, und sein Atem ging nicht so gleichmäßig, wie er es eigentlich sollte, sondern hart und heftig. Was war bloß mit ihm los? Er fühlte sich benommen, fast wie berauscht.
»Reiß dich doch zusammen«, herrschte ihn Torgon an.
»Was?«, fragte Lexz.
»Reiß dich zusammen«, wiederholte die Stimme, und da erst begriff er, dass es gar nicht Torgon gewesen war, der ihn angefahren hatte, sondern Zakaan. Die Stimme in seinem Kopf, die immer da war, wenn er etwas falsch machte – und das auch dann, wenn der Schamane in Wirklichkeit eine Tagesreise entfernt im Lager zurückgeblieben war, so wie es auch jetzt der Fall war.
Lexz hatte immer einen leichten Druck auf den Schläfen verspürt, wenn der Schamane zu ihm gesprochen hatte, und sein Atem war niemals so selbstverständlich geflossen, wie es Zakaan von ihm verlangt hatte. Dabei hatte er immer das Gefühl gehabt, schon im Ansatz etwas falsch zu machen – so wie ein Jäger, der sich mit dem Wind an eine Beute anzuschleichen versucht, statt den Wind für sich arbeiten zu lassen.
Wenn Zakaan von ihm verlangte, sich auf etwas wirklich Wichtiges zu konzentrieren, waren seine Gedanken abgeschweift. Wenn er erwartete, dass Lexz ruhig war, hatte sein Herz besonders laut zu pochen begonnen, und wenn er ihm geraten hatte, seine ganze Kraft in seine Hände und Augen zu schicken, um in einem bevorstehenden Kampf gewappnet zu sein, dann hatte er nur mit Mühe ein Zittern unterdrücken können, das von seinem ganzen Körper Besitz ergreifen wollte.
Und wenn er von ihm verlangt hatte, alles aus reinem Herzen aufzunehmen, was ihm der Schamane beibrachte, dann hatte Lexz nie das Gefühl gehabt, seinen Ansprüchen wirklich gerecht zu werden.
Er war ein unwürdiger Schüler des großen Schamanen, und seinem
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