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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aufbrausend, alles andere als ein Schwächling, der die unterstützende Hand seines älteren Bruders brauchte, um seine Herrschaft ausüben zu können. Hätte sich Dragosz in Ruhe mit ihm beraten, so hätte ihm Zakaan nicht dazu geraten, die gerade erworbene Macht unter keinen Umständen zu teilen. In wichtigen Fragen konnte es immer nur einen Einzelnen geben, der eine Entscheidung traf.
    »Ich habe Dragosz und Ragok ermahnt, einen Streit niemals öffentlich auszutragen«, erinnerte sich der Schamane. »Ich habe ihnen geraten, sich verschiedene Bereiche zu suchen, damit dort jeder für sich die notwendigen Entscheidungen treffen kann.«
    »Ja.« Partuk nickte. »Ragok sollte sich um den Handel kümmern, und um die Fischerei. Dragosz um die Felder, um die Jagd, um das Dorf und um alle wichtigen Streitfälle. Aber Dragosz ist ein Hitzkopf. Ich habe schon damals befürchtet, dass er seinen Bruder nicht einfach gewähren ließe. Aber was dann passiert ist …«
    Er beendete den letzten Teil seines Satzes nicht, doch der Schamane wusste auch so, was Partuk meinte. »Ja, das hat auch mich überrascht.«
    Partuk machte eine ärgerliche Handbewegung. »Nur gut, dass ihr Vater nicht noch miterlebt hat, wie Ragok kurz darauf Dragosz mit Surkija im Heu erwischte«, seine Stimme zitterte vor Empörung, »und wie sich seine Söhne daraufhin an die Gurgel gingen! Wer weiß, was passiert wäre, wenn du nicht dazwischengegangen wärst!«
    »Gewiss nichts, was den Göttern gefallen hätte.« Der Schamane versuchte die Erinnerung zurückzudrängen, aber das wollte ihm nicht gelingen. Ja, es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre es zwischen Dragosz und Ragok zu einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen. Er war dazwischengegangen, hatte sich Ragok in den Arm geworfen und ihn abgedrängt, weniger durch pure Muskelkraft als durch die Autorität, die ihm seine Stellung verlieh.
    Ragoks Gesicht war hassverzerrt gewesen, und Dragosz, eben noch schuldbewusst und zerknirscht, hatte begonnen sich auf eine ganz fürchterliche Art aufzuregen – auf eine Art, die ihn dazu bringen konnte, Dinge zu tun, die er sich später selbst nicht mehr verzieh.
    »Nein!«
    Surkijas Schrei hallte noch heute in Zakaan wider. Dieses Entsetzen. Dieses Wissen, dass sie es war, die einen tödlichen Streit unter den Brüdern ausgelöst hatte. Sie, die makellose Heilerin, die immer allen hatte helfen können, nur am Ende nicht sich selbst.
    »Ja.« Zakaan musste sich fast gewaltsam zusammenreißen, um in die Gegenwart zurückzufinden, die zu einer langen Kette unglücklicher Vorfälle – von dem Bruderzwist ausgehend bis ins Hier und Heute – reichte. »Und genau das ist der Punkt.« Er nahm einen dürren Zweig auf und brach ihn in der Mitte durch. »Das ist mit unserem Volk passiert. Es wurde in zwei Teile zerbrochen. Aber ohne den jeweils anderen Teil kann keiner von ihnen auf Dauer bestehen – oder sogar den Ort finden, von dem aus unsere Stammväter vor vielen, vielen Generationen aufgebrochen sind, um der Kälte und dem ewigen Eis zu entgehen. Und zu dem sie nun zurückkehren müssen, um der Hitze zu entkommen, die ihre neue Heimat ausgedörrt hat.«
    »Dort, wo die Gebeine unser Väter und Mütter liegen«, zitierte Partuk, »dort haben die Götter mächtige Steinkreise errichtet, größer und prächtiger als alles, was sich von Menschenhand erschaffen ließe. Und diesen Ort, den Ort unseres Ursprungs, müssen wir wiederfinden – oder wir werden untergehen.«
    Der Schamane nickte. Er hatte das selbst immer und immer wieder gesagt. Es war die tiefe Überzeugung von ihnen allen, dass sie den Ort wiederfinden mussten, an dem man ihre Stammesväter zu Grabe getragen hatte.
    Aber das ist noch nicht alles, dachte er. Die Todessyre war ihm als Zeichen dafür erschienen, dass ihr Volk dem Untergang geweiht war – so wie einst die Höhlenjäger. Nur, dass es diesmal nicht wie bei den Höhlenjägern viele Generationen bis zum Untergang dauerte, sondern viel, viel schneller gehen würde.
    Aber nicht, wenn er es verhindern konnte.
    »Ich brauche jetzt meine Ruhe, Partuk«, fuhr Zakaan fort. »Ich muss mich mit dem Geist der Ahnen verbinden.«
    Partuk starrte auf den zerbrochenen Zweig in Zakaans Händen, nickte dann fast widerwillig und erhob sich, um ohne ein weiteres Wort zu gehen. Zakaan starrte ihm nach, ohne ihn wirklich zu sehen.
    Das, was er vorhatte, würde seine ganze Kraft fordern. Und dabei war er so müde, so unendlich müde. Wie sollte er es nur

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