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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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… oder aus den alten Geschichten über Todessyren, die einem Krieger in der Gestalt zierlicher Mädchen erschienen, bevor sie im Kampf erschlagen wurden …
    »Alles in Ordnung?«, wiederholte das Mädchen.
    Seine Stimme klang wie die eines Menschen, und doch auch wieder nicht; sie war ein wenig tiefer und gleichzeitig schriller – vollkommen unmöglich, dass sie zu einem menschlichen Wesen gehörte.
    »Was ist …?«, stammelte er, und ein eiskalter Schauer rann ihm über den Rücken.
    Das Mädchen nickte, als hätte es damit seine Frage beantwortet. Dann drehte es sich um und war schon kurz darauf zwischen den Bäumen verschwunden.
    Vielleicht war es ja tatsächlich eine Traumerscheinung …
    Oder doch eine Todessyre …
    Zakaan taumelte hoch. Die Geschichten über die Todessyre waren uralt, gingen in die Zeit zurück, als die Menschen noch in Höhlen lebten und Eis und Schnee selbst im Sommer kaum zurückgingen. Man erzählte sich, dass damals noch andere Menschen hier gelebt hatten, die zu keinem ihrer Völker gehört hatten: bärtige, grobe Gesellen, die unglaublich stark gewesen sein mussten und viel besser geeignet gewesen waren als sie, der Kälte und dem Schnee zu trotzen. Aber dann war etwas geschehen, das die Höhlenjäger wie eine dunkle Wolke immer weiter zurückgedrängt hatte, bis sie keinen Lebensraum mehr gefunden hatten.
    Die Todessyre hatte sie berührt.
    Zakaan kannte diese Geschichten weit besser als jeder andere seines Volkes, denn sie wurden ausschließlich von Schamane zu Schamane weitergereicht. Es war auch gut so, dass kein anderer sie erfuhr. Denn sie waren unverständlich und grausam. Und sie endeten damit, dass eine ganze Menschenrasse untergegangen war.
    Partuk, einer der Männer, die ihm bei der Zeremonie beigestanden hatten, packte ihn am Arm und stützte ihn.
    »Was ist mit dir?«, flüsterte er.
    »Lexz …« Der Schamane schüttelte den Kopf. »Lexz ist in Gefahr.«
    Der alte Krieger beobachtete ihn aufmerksam. Zakaan streifte seine Hand ab und wandte sich mit unsicheren Bewegungen ab. Er konnte jetzt keinen Menschen ertragen, schon gar nicht diesen Partuk mit seinem Augenleiden, das ihn ständig blinzeln ließ – und das umso schlimmer wurde, desto aufgeregter er war.
    Und jetzt schien er ziemlich aufgeregt zu sein.
    Als Partuk wieder etwas sagen wollte, hob Zakaan die Hand. »Ich muss nachdenken.«
    Er ging ein paar Schritte, nur fort von dem Platz, von dem aus er in die andere Welt eingetaucht war.
    Lexz war in Gefahr, das traf zu. Aber das war noch nicht alles. Es waren dunkle Wolken, die über ihrer aller Schicksal aufzogen. Dass ihm die Todessyre erschienen war, mochte auch mit seinem bevorstehenden Tod zu tun haben. Er ahnte schon seit Langem, dass seine Zeit gekommen war. Es war nichts, was ihn wirklich beunruhigen konnte.
    Da gab es ganz andere Sachen.
    Mit einer wackligen Bewegung ließ er sich nieder, mitten unter zwei Bäumen, die ihn mit ihrem dichten, im Wind raschelnden Blätterdach schützten. Vor seinen Augen tanzten schwarze Punkte, und nur allmählich gelang es ihm, seinen Atem halbwegs zu beruhigen und seine Gedanken auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig schien.
    Es hieß, dass die bärtigen Höhlenjäger nicht durch äußere Gewalt vernichtet worden seien. Damals gab es wenig Streit zwischen den verschiedenen Menschengruppen, dazu waren sie zahlenmäßig einfach zu klein und zu sehr mit ihrem eigenen Überleben in einer feindlichen Umgebung beschäftigt. Eher war es etwas gewesen, das sie von innen heraus zerfressen hatte. Über Generationen hatten sie sich tapfer gegen diese so wenig greifbare Gefahr gewehrt, von der Zakaan allenfalls eine ganz undeutliche Vorstellung hatte, und am Ende doch verloren.
    »Die Vergangenheit«, murmelte Zakaan. »Die Vergangenheit und die Zukunft … Alles ist noch viel inniger miteinander verwoben, als ich gedacht hatte.«
    »Ja«, sagte Partuk. »In den alten Geschichten steckt mehr Weisheit, als man meinen sollte.«
    Der Schamane sah überrascht hoch. Er hatte gar nicht bemerkt, dass ihm Partuk gefolgt war. Es war schon bedenklich, dass er sich nicht mehr auf seine Sinne verlassen konnte.
    »Das ist zwar nicht gerade das, was ich gemeint hatte«, antwortete er. »Aber du hast recht. In den alten Geschichten steckt sehr viel Weisheit.«
    Partuk ließ sich neben ihm nieder, und unter dem Gewicht seines Körpers knackten dünne Zweige weg. Zakaan musste daran denken, dass brechende Knochen ein ganz ähnliches

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