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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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voraussichtlich noch zur besten Zeit in den Fischgründen eintreffen, ja der Kapitän Bourcart zeigte in dieser Hinsicht eine solche Vertrauensseligkeit, daß er auch die ärgsten Zweifler umstimmte.
    »Hätte sich nur unsere Abfahrt, erklärte er eines Tages, nicht um vierzehn Tage verzögert, so könnten wir jetzt schon auf der Höhe von Ascension oder Sanct Helena sein, und wir thäten unrecht, klagen zu wollen…
    – Vorausgesetzt, meinte der Lieutenant Coquebert, daß der Wind uns einen Monat lang einigermaßen günstig bleibt, dürften wir den Zeitverlust sogar bequem einholen…
    – Gleichwiel, setzte Heurtaux hinzu, es bleibt doch bedauernswerth, daß der Doctor Filhiol den vortrefflichen Gedanken, sich auf dem »Saint Enoch« einzuschiffen, nicht weit früher gehabt hat.
    – Das bedauere ich ebenfalls, erwiderte der Arzt vergnügt lächelnd, denn ich hätte doch nirgends einen besseren Empfang und eine bessere Gesellschaft finden können.
    – Da hilft nun kein Klagen und Bedauern mehr, meine Herren, erklärte Bourcart. Die guten Gedanken kommen nicht, wenn man es will…
    – So wenig wie die Walfische, rief Romain Allotte. Selbst wenn sie auftauchen, muß man sofort bei der Hand sein, die plumpen Gesellen anzugreifen…
    – Uebrigens, unterbrach ihn der Doctor Filhiol, fehlte dem »Saint Enoch« nicht nur der Schiffsarzt, sondern auch der unentbehrliche Böttcher.
    – Ganz recht, stimmte der Kapitän Bourcart ein, wir wollen auch nicht vergessen, lieber Filhiol, daß Sie es waren, der mir von Jean-Marie Cabidoulin sprach. Ohne Ihr Dazwischentreten hätte ich niemals daran gedacht, mich gerade an den Mann zu wenden.
    – Nun kurz, er ist jetzt an Bord, ließ sich Heurtaux vernehmen, und das ist doch die Hauptsache. So weit ich ihn aber kenne, Kapitän, hätte ich nimmermehr geglaubt, daß er zustimmen würde, seine Werkstatt und seine Tonnen zu verlassen. Wiederholt hatte er schon, trotz verlockender Angebote, abgeschlagen, noch einmal in See zu gehen, und Sie müssen viel Ueberredungskunst angewendet haben…
    – Na, ich habe nicht gerade zu viel Widerstand gefunden, meinte der Kapitän. Seinem Reden nach war er des Seefahrens überdrüssig. Er hatte Glück gehabt, sich ohnehin schlecht und recht durchzuschlagen. Warum das Schicksal herausfordern?… Man trägt dabei doch schließlich die Haut zu Markte… nein, man muß sich zur rechten Zeit zurückzuziehen verstehen, und so weiter… Sie kennen ja die Litaneien des wackeren Mannes! Und dann noch die Behauptung, daß er schon alles gesehen habe, was man bei einer Fahrt zum Walfange irgend sehen könne!
    – Alles hat man niemals gesehen, erklärte der Lieutenant Allotte, und ich für meinen Theil erwarte noch immer etwas Unvorhergesehenes, Außerordentliches…
    – Nun, meine Herren, versicherte der Kapitän Bourcart, etwas Außerordentliches wäre es, was jedoch ganz unwahrscheinlich ist, wenn sich das Glück von dem »Saint Enoch« abwenden sollte, wenn diese Reise nicht den vorhergegangenen gleich käme, die uns allen einen hübschen Nutzen eingebracht hatten. Das wäre es, wenn uns irgend ein Unfall beträfe, oder wenn unser Schiff nicht die gewohnte volle Ladung an Thran und Fischbein heimbrächte! Doch darüber bin ich beruhigt. Die Vergangenheit bürgt für die Zukunft, und wenn der »Saint Enoch« in den Handelshafen wieder einläuft, wird er auch seine zweitausend bis zum Spundloche gefüllten Fässer mitbringen!«
    Wahrlich auch Jean-Marie Cabidoulin würde, wenn er diese von unerschütterlichem Vertrauen getragenen Worte gehört hätte, sich vielleicht gesagt haben, daß man wenigstens auf dieser Fahrt keinerlei Gefahr zu fürchten habe, so vom Glücke begünstigt war ja das Schiff des Kapitäns Bourcart. Nachdem im Südosten die Höhen des Caps Ortegal gepeilt waren, wendete sich der »Saint Enoch«, von günstigen Wetterverhältnissen unterstützt, auf Madeira zu, um zwischen den Canarien und den Azoren hindurchzugehen. Sobald der Wendekreis, vor den Inseln des Grünen Vorgebirges, überschritten war, traf die Besatzung auf ein vortreffliches Klima mit mittelhoher Temperatur.
    Ein wenig verwunderte es freilich den Kapitän, seine Officiere und seine Matrosen, daß bis jetzt noch kein Walfisch aufgetaucht war, den man hätte verfolgen können. Waren auch zwei bis drei zu sehen gewesen, so hielten sie sich doch so entfernt, daß an ein Flottmachen der Boote gar nicht zu denken gewesen war. Zeit und Mühe wären dabei rein verschwendet

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