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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Unbekannten Oberen für unser Kleines Ding niemand anderes waren als Lia und ich, aber dass es uns dann sofort erkennen würde, ohne erst lange den alten Trottel de Maistre danach zu fragen.
    Doch nein, wir – die Sardoniker – wollten ja unbedingt mit den Diabolikern Verstecken spielen und ihnen zeigen, dass, wenn sie partout ein kosmisches Komplott haben wollten, wir eins zu erfinden wussten, das kosmischer gar nicht mehr sein konnte.
    Geschieht dir ganz recht, sagte ich mir vorgestern Abend im Periskop. Jetzt bist du hier, um zu warten, was unter dem Foucaultschen Pendel geschehen wird.

 
    78
     
    Gewiß kommt diese monströse Kreuzung nicht
    aus einem Mutterleib, sondern aus einem Ephialtes,
    einem Incubus oder anderen schrecklichen Dämon,
    als wäre sie von einem faulen und giftigen
    Pilz geboren, ein Kind von Faunen und Nymphen,
    ähnlicher einem Teufel als einem Menschen.
     
    Athanasius Kircher, Mundus Subterraneus , Amsterdam,
    Jansson, 1665, II, p. 279-280
     
    An jenem Tag wollte ich lieber zu Hause bleiben, ich ahnte etwas, aber Lia hatte gesagt, ich solle nicht den Prinzgemahl spielen und ganz normal zur Arbeit gehen. »Es ist noch Zeit, Pim. Es kommt noch nicht. Auch ich muss noch aus dem Haus. Geh.«
    Ich war gerade vor der Tür des Büros angekommen, da öffnete sich nebenan die Tür von Signor Salon. Der Alte erschien in seinem gelben Arbeitskittel. Ich konnte nicht umhin, ihn zu grüßen, und er fragte mich, ob ich nicht für einen Moment hereinkommen wollte. Ich hatte sein Laboratorium noch nie gesehen und folgte der Einladung.
    Wenn hinter der Tür eine Wohnung gewesen war, musste Salon die Trennwände entfernt haben lassen, denn was ich sah, war eine weite dämmrige Höhle. Aus unerfindlichen architektonischen Gründen hatte dieser Teil des Gebäudes ein Mansardendach, und das Licht fiel durch schräge Scheiben ein. Ich weiß nicht, ob die Scheiben schmutzig oder aus Mattglas waren oder ob Salon sie verhängt hatte, um das direkte Sonnenlicht abzuschirmen, oder ob es am Gedränge der Objekte lag, die allenthalben den Horror vacui verkündeten, jedenfalls lag die Höhle in einem fast abendlichen Dämmerlicht, auch weil der weite Raum unterteilt war durch breite Regale, wie man sie aus alten Apotheken kennt, hohe Möbel mit geschnitzten Säulen und Kolonnaden, die Durchblicke, Passagen und Perspektiven erlaubten. Die vorherrschende Farbe war braun, braun waren die Gegenstände, die Regale und Tische, die diffuse Melange aus trübem Tageslicht und dem Schein jener alten Lampen, die einige Zonen fleckig erhellten. Mein erster Eindruck war, in die Werkstatt eines Geigenbauers getreten zu sein, die seit den Zeiten von Stradivari nicht mehr benutzt worden ist, so dass sich der Staub immer dicker auf alles gelegt hat.
    Dann, als meine Augen sich langsam angepasst hatten, begriff ich, dass ich mich, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, in einem erstarrten Zoo befand. Dort hinten kletterte ein kleiner Bär mit glänzenden Glasäugelchen auf einem künstlichen Ast, hier neben mir saß eine Eule reglos und feierlich, da vorn vor dem Tisch lief ein Wiesel – oder ein Marder, ein Iltis, was weiß ich –, und auf dem Tisch stand ein prähistorisches Tier, das ich im ersten Moment nicht erkannte, es sah aus wie eine Katze, die von Röntgenstrahlen durchleuchtet wurde.
    Es hätte ein Puma sein können, ein Leopard, ein großer Hund, man sah das Skelett, das zum Teil mit einer strohigen Füllung beklebt war, die von einem Drahtgestell zusammengehalten wurde.
    »Der Dobermann einer reichen Dame mit butterweichem Herzen«, erklärte Salon grinsend. »Sie möchte ihn so im Gedächtnis behalten, wie er in der Zeit ihres Ehelebens war. Sehen Sie? Man zieht dem Tier das Fell ab, man behandelt das Fell auf der Innenseite mit arsenhaltiger Seife, dann legt man die Knochen frei und lässt sie bleichen ... Sehen Sie dort in dem Regal die schöne Sammlung von Wirbelsäulen und Brustkörben ... Schönes Ossarium, nicht wahr? Dann bindet man die Knochen mit Drähten zusammen, und ist das Skelett einmal rekonstruiert, packt man ein Gerüst mit der Füllung darauf, gewöhnlich verwende ich Heu oder Pappmaché oder auch Gips. Am Ende zieht man das Fell darüber. Ich repariere die Schäden des Todes und der Verwesung. Sehen Sie diesen Waldkauz hier, sieht der nicht wie lebend aus?«
    Von nun an würde mir jeder lebende Waldkauz wie tot erscheinen, von Signor Salon in ewige Starre versetzt. Ich sah diesem

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