Die historischen Romane
versiegelt sind.
Die Kelten glaubten jedoch, man bräuchte nur den globalen Plan der Erdstrahlen zu entdecken. Darum stellten sie Megalithe auf. Die Menhire waren radiästhetische Apparate, so etwas wie Wünschelruten, Fühler, Sonden, elektrische Stecker, die an die Punkte gesteckt wurden, wo sich die tellurischen Ströme in verschiedene Richtungen teilten. Die Leys bezeichneten den Verlauf der bereits identifizierten Ströme. Die Dolmen waren Kammern zur Kondensation der Energie, in denen die Druiden versuchten, mit geomantischen Mitteln den globalen Plan zu erschließen, die Cromlechs und Stonehenge waren mikro-makrokosmische Observatorien, in denen man sich bemühte, am Lauf der Sterne den Lauf der Ströme zu erraten – denn wie die Tabula Smaragdina lehrt: So wie es oben ist, ist es auch unten.
Doch nicht dies war das Problem, jedenfalls nicht dies allein. Das hatte der andere Flügel der Atlantis-Emigranten begriffen. Die geheimen Kenntnisse der Ägypter waren von Hermes Trismegistos auf Moses übergegangen, der sich wohlweislich hütete, sie seinen zerlumpten Landsleuten mitzuteilen, die den Hals noch voll Manna hatten – denen hatte er die zehn Gebote gegeben, die konnten sie wenigstens verstehen. Die Wahrheit jedoch, die aristokratisch ist, die hatte Moses chiffriert im Pentateuch niedergeschrieben. Und das hatten die Kabbalisten begriffen.
»Denken Sie nur«, sagte ich. »Alles stand bereits wie in einem offenen Buch in den Maßen des Salomonischen Tempels geschrieben, und die Hüter des Geheimnisses waren jene Rosenkreuzer, welche die Große Weiße Brüderschaft konstituierten, das heißt die Essener, die bekanntlich Jesus an ihrem Geheimnis teilhaben ließen, was der Grund für die sonst unbegreifliche Tatsache ist, dass er gekreuzigt wurde ... «
»Gewiss, die Passion Christi ist eine Allegorie, eine Ankündigung des Templerprozesses.«
»In der Tat. Und Joseph von Arimathia hat das Geheimnis von Jesus erfahren und ins Land der Kelten gebracht oder besser zurückgebracht. Aber noch ist das Geheimnis unvollständig, die christlichen Druiden kennen nur einen Teil davon, und dies ist die esoterische Bedeutung des Grals: Es gibt da noch etwas, aber wir wissen nicht, was es ist. Was es sein müsste, was der Tempel schon lange besagen würde, wenn man ihn nur zu lesen verstünde, vermuten nur ein paar Rabbiner, die in Palästina geblieben sind. Sie vertrauen es den muslimischen Geheimsekten an, den Sufis, den Ismaeliten, den Mutakallimun. Und von denen erfahren es dann die Templer.«
»Endlich die Templer. Ich war schon in Sorge.«
Wir formten und feilten weiter an dem Großen Plan, der sich wie weicher Ton unserer Fabulierlust fügte. Die Templer hatten das Geheimnis während jener schlaflosen Nächte entdeckt, die sie, Arm in Arm mit ihren Sattelgefährten, in der Wüste verbrachten, wo unerbittlich der Samum blies. Sie hatten es Stück für Stück denen entrissen, die das kosmische Konzentrationsvermögen des Schwarzen Steins von Mekka kannten, der ein Vermächtnis der babylonischen Magier war – denn nun war auch klar, dass der Turmbau zu Babel nichts anderes gewesen war als der Versuch, leider übereilt und zu Recht an der Hybris seiner Planer gescheitert, den größten Menhir aller Zeiten zu errichten, nur dass die babylonischen Architekten sich mit der Statik verrechnet hatten, denn hätte der Turm die geplante Höhe erreicht, so hätte sich wegen seines enormen Gewichts, wie Athanasius Kircher gezeigt hat, die Erdachse um neunzig Grad oder vielleicht noch mehr gedreht, und unser armer Planet wäre, statt aufrecht mit einer zum Himmel ragenden ithyphallischen Krone, gebeugt mit einem sterilen Appendix dagestanden, mit einer welken Mentula, einem pendelnden Affenschwanz, einer Schechinah, die sich in den schwindelnden Abgründen einer antarktischen Malchuth verlor, als schlaffe Hieroglyphe für Pinguine.
»Gut, aber worin besteht nun das von den Templern entdeckte Geheimnis?«
»Geduld, das finden wir auch noch heraus. Es hat sieben Tage gedauert, die Welt zu erschaffen. Suchen wir weiter.«
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The earth is a magnetic body; in fact, as some
scientists have found, it is one vast magnet, as
Paracelsus affirmed some 300 years ago.
Helene Petrovna Blavatsky, Isis Unveiled , New York,
Bouton, 1877, I, p. XXIII
Wir suchten und fanden. Die Erde ist ein großer Magnet. Die Kraft und Richtung ihrer inneren Ströme werden unter anderem auch durch den Einfluss der Himmelskörper
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