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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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noch mehr oder minder als Dandy, aber dann beginnt er sich mehr und mehr für die Probleme der Industrialisierung und des Proletariats zu interessieren. Dies führt zur Publikation der Mystères de Paris, die von Juni 1842 bis Oktober 1843 fast täglich in der Zeitung Le Journal des Débats erscheinen – ein figuren- und handlungsreiches Porträt der Gesellschaft, in dem sich zahllose Leser wiederzuerkennen glauben (und in das sie auch oft mit Vorschlägen oder Forderungen eingreifen). Zentrale Figur ist ein Graf von Gerolstein, der sich wie Harun al-Raschid incognito unters Volk mischt, um einzugreifen, wo es ihm nötig scheint. Nach demselben Muster, aber in dem eher linken Blatt Le Constitutionel erschien danach von Juni 1844 bis Oktober 1845 der Roman Der Ewige Jude .
    An der Februarrevolution 1848 beteiligt sich Sue aktiv als linker Journalist, 1850 wird er ins Parlament gewählt, aber nachdem Staatsstreich von Louis Bonaparte im Dezember 1851, bei dem er auch kurz verhaftet wird, muss er nach Savoyen emigrieren, das damals noch piemontesisch war. Dort entsteht sein letzter Roman, Die Geheimnisse des Volkes, der in Form zahlreicher kleiner Bände bis zu Sues Tod 1857 erscheint.
     
       8    Maurice Joly
     
     
     
    Radikaldemokratischer Autor, Aktivist und Anwalt (um 1829–1878), Verfasser zahlreicher Polemiken gegen und Satiren auf Napoleon III .,für die er mehrmals ins Gefängnis musste. ein bekanntestes Werk ist der 1864 in Brüssel gedruckte Dialogue aux Enfers entre Machiavel et Montesquieu ou la politique de Machiavel au XIXe siècle, par un contemporain (»Dialog in der Hölle zwischen Machiavelli und Montesquieu oder die Politik Machiavellis im 19. Jahrhundert, von einem Zeitgenossen« – deutsch erschienen als Ein Streit in der Hölle. Gespräche zwischen Machiavelli und Montesquieu über Macht und Recht , aus dem Französischen von Hans Leisegang, Eichborn, Frankfurt a. M . 1990), ein verkappter, aber für Zeitgenossen leicht erkennbarer Angriff gegen Napoleon III., der des zynischen Despotismus angeklagt wird. Da offene Kritik am Regime des Kaisers in Frankreich verboten war, inszenierte Joly einen Dialog in der Hölle, wo er Machiavelli als typischen Vertreter zynischer Machtpolitik mit Montesquieu als typischen Vertreter des Liberalismus über die Aufgaben und Ziele der Politik diskutieren lässt. Dabei vertritt Machiavelli erkennbar die Ansichten und Methoden Napoleons III.: Despotismus sei die einzige Regierungsform, die dem gesellschaftlichen Zustand der modernen Völker entspreche. Die Mehrheit des Volkes sei einfach nicht fähig, sich selbst demokratisch zu regieren, und brauche daher einen starken Mann. Politik habe noch nie etwas mit Moral zu tun gehabt, und nie sei es leichter gewesen, eine despotische Herrschaft zu errichten. Der moderne Herrscher brauche dem Volk nur den bloßen Schein der Selbstregierung zu gewähren, dann werde er nicht die geringste Schwierigkeit haben, die absolute Macht zu erlangen. Das Volk werde sich bereitwillig seinen Entscheidungen fügen, da es glaube, es habe sie selbst getroffen. Mit oppositionellen Kräften werde er leichtes Spiel haben: Für die Presse gebe es die Zensur, für politische Gegner die strenge polizeiliche Überwachung und das Gefängnis.
    Das anonym in Brüssel erschienene Buch sollte nach Frankreich eingeschmuggelt und klandestin verbreitet werden, es wurde jedoch gleich hinter der Grenze von der Polizei beschlagnahmt. Auch der Autor war bald identifiziert und verhaftet. Im April 1865 wurde Joly zu fünfzehn Monaten Gefängnis verurteilt. Seine späteren Jahre, auch nach dem Ende des Zweiten Kaiserreichs, verbrachte er glücklos und zunehmend verbittert als oppositioneller Autor und Kritiker der Verhältnisse. Im Juli 1878 fand man ihn tot in seiner Pariser Wohnung; man nimmt an, dass er Selbstmord begangen hat.
     
       9    Henri-Roger Gougenot des Mousseaux
     
    Französischer Rechtskatholik der ultramontanen Richtung (1805–1876), Autor umfangreicher Werke über Magie, Esoterik, Geheimgesellschaften und Freimaurer sowie besonders über das Judentum in der Geschichte. Sein 1869 erschienenes Buch Le Juif, le judaïsme et la judaïsation des peuples chrétiens (»Der Jude, das Judentum und die Judaisierung der christlichen Völker«) gilt als ein Grundbuch des modernen Antisemitismus. 1870 bekam er dafür »in Anerkennung seines Mutes« den Segen von Papst Pius IX. sowie einen hohen päpstlichen Orden. 1920 wurde es von Alfred

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