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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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das Geringste mit den anderen Morden zu tun. Bernard beruhigte ihn im Tone der Nachsicht: Das sei im Augenblick nicht die Frage, um die es hier gehe, die Anklage laute auf Ketzerei, der Angeklagte solle nicht dauernd (hier wurde Bernard wieder streng) von seiner ketzerischen Vergangenheit ablenken, indem er vom toten Severin rede oder den Bibliothekar verdächtig zu machen suche. Also zurück zu den Briefen!
    »Malachias von Hildesheim«, wandte er sich an den Zeugen, »Ihr steht hier nicht als Angeklagter. Heute früh habt Ihr mir rückhaltlos meine Fragen beantwortet, ohne mir irgendetwas zu verhehlen. Wiederholt uns nun bitte, was Ihr heute früh sagtet, und Ihr werdet nichts zu befürchten haben.«
    »Ich wiederhole, was ich heute früh sagte«, begann der Bibliothekar. »Als Remigius damals zu uns gekommen war, begann er sich bald um die Küche zu kümmern, und so bekamen wir häufig aufgrund unserer Pflichten miteinander zu tun... Als Bibliothekar, müsst Ihr wissen, bin ich zuständig für die nächtliche Schließung des Aedificiums, mithin auch der Küche... Ich habe keinen Grund zu verhehlen, dass wir bald Freunde wurden im Geiste der Brüderlichkeit, auch hatte ich keinerlei Grund, irgendeinen Verdacht gegen ihn zu nähren. Eines Tages sagte er mir, er sei im Besitz von Dokumenten geheimer Natur, die ihm anvertraut worden seien und nicht in falsche Hände geraten dürften. Da ich den einzigen Ort des Klosters verwalte, der allen anderen verboten ist, bat er mich, ihm diese Dokumente sicher aufzubewahren, verborgen vor jedem neugierigen Blick, und ich willigte ein, ohne zu ahnen, dass sie ketzerischer Natur sein könnten... Ich las sie auch selber gar nicht, sondern versteckte sie unverzüglich im... im unzugänglichsten Raum der Bibliothek, und seit damals habe ich nicht mehr daran gedacht – bis mich heute früh der Herr Inquisitor darauf ansprach, und da ging ich hin und holte die Dokumente und gab sie ihm...«
    Der Abt unterbrach ihn ärgerlich: »Warum hast du mich nicht informiert über diesen deinen Pakt mit dem Cellerar? Die Bibliothek ist nicht dazu da, das Privateigentum der Mönche aufzubewahren!« Womit klargestellt war, dass die Abtei mit dieser Angelegenheit nichts zu tun hatte.
    »Herr Abt«, antwortete Malachias verwirrt, »mir war die Sache damals nicht wichtig genug erschienen. Verzeiht mir, ich habe gefehlt ohne Arglist.«
    »Gewiss, gewiss«, versicherte der Inquisitor in herzlichem Ton, »wir alle sind überzeugt, dass der Bibliothekar in gutem Glauben gehandelt hat, und der Freimut, mit dem er dieses Gericht unterstützt, beweist es. Ich bitte Euer Hochwürden brüderlich, ihm jenes kleine Versäumnis von damals nicht nachzutragen. Wir haben Vertrauen zu Malachias. Wir möchten ihn nur noch bitten, uns jetzt unter Eid zu bestätigen, dass diese Schriftstücke hier dieselben sind, die er mir heute früh übergab und die ihm vor Jahren Remigius von Varagine anvertraut hatte.« Er zog zwei Pergamentbögen unter den Blättern auf seinem Tisch hervor und hielt sie hoch. Malachias betrachtete sie und erklärte mit fester Stimme: »Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen Vater, der Jungfrau Maria und allen Heiligen, dass es dieselben sind und waren.«
    »Danke, das genügt mir«, sagte Bernard. »Ihr könnt gehen, Malachias von Hildesheim.«
    Malachias ging gesenkten Hauptes zur Tür, doch kurz bevor er sie ganz erreichte, erklang eine schrille Stimme aus dem Gedränge der Neugierigen am unteren Ende des Saales: »Du hast ihm die Briefe versteckt, und dafür hat er dir in der Küche den Arsch der Novizen gezeigt!« Gelächter prustete los, Malachias drängte sich, Stöße nach rechts und links verteilend, eiligst hinaus; ich hätte schwören können, dass es Aymarus' Stimme gewesen war, doch der Satz war mit Fistelstimme geschrien worden. Der Abt lief dunkelrot an und brüllte: »Ruhe dahinten!« Andernfalls werde er alle bestrafen und den Saal räumen lassen. Bernard grinste anzüglich, Kardinal Bertrand auf der anderen Seite des Saales beugte sich zu Jean d'Anneaux hinüber und raunte ihm etwas ins Ohr, woraufhin dieser sich rasch die Hand vor den Mund hielt und den Kopf niedersenkte, als hätte er einen Hustenanfall. William sagte leise zu mir: »Der Cellerar war nicht nur ein fleischlicher Sünder zum eigenen Wohl, er hat sich auch als Kuppler betätigt.
    Aber das interessiert Bernard überhaupt nicht, oder höchstens, soweit es den Abt in Verlegenheit bringt, den kaiserlichen

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