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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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schnitt ihm Bernard denn auch das Wort ab: »Nicht du bist es, der uns das bestätigen muss, sondern Malachias von Hildesheim.«
    Er ließ den Bibliothekar rufen, der sich nicht unter den Anwesenden befand. Ich wusste, dass er im Skriptorium oder im Umkreis des Hospitals auf der Suche nach Benno und dem verschwundenen Buche war. Man ging ihn holen, und als er schließlich erschien, sichtlich verstört und bemüht, niemandem in die Augen zu sehen, murmelte William bitter: »Jetzt kann Benno tun, was er will.« Er irrte jedoch, denn gleich darauf erblickte ich Benno zwischen den Mönchen, die sich in der offenen Saaltür drängten, um dem Verhör zu folgen. Ich zeigte ihn meinem Meister, und beide dachten wir, dass anscheinend Bennos Neugier auf dieses spektakuläre Ereignis noch stärker war als seine Neugier auf das griechische Buch. Wie wir später erfahren sollten, hatte er freilich zu diesem Zeitpunkt bereits einen schändlichen Handel abgeschlossen.
    Malachias trat vor den Richtertisch, ohne dass sich sein Blick ein einziges Mal mit dem des Cellerars kreuzte.
    »Malachias«, sagte Bernard, »heute früh, nach Salvatores Geständnissen in der Nacht, habe ich Euch gefragt, ob Ihr von dem hier anwesenden Angeklagten jemals Briefe erhalten habt...«
    »Malachias!« heulte Remigius auf. »Du hast mir vorhin erst geschworen, dass du nichts gegen mich tun wirst!«
    Malachias drehte sich leicht zu dem Angeklagten, dem er den Rücken zuwandte, und sagte leise über die Schulter, so dass ich es kaum verstehen konnte: »Es war kein Meineid. Wenn ich etwas gegen dich tun konnte, hatte ich es bereits getan. Die Briefe befanden sich seit heute früh in Bernards Händen, schon bevor du Severin umgebracht hast...«
    »Aber du weißt doch, dass ich Severin nicht umgebracht habe! Du musst es doch wissen, du warst doch schon drinnen!«
    »Ich? Ich kam erst herein, als sie dich bereits drinnen entdeckt hatten...«
    »Und wenn auch«, fuhr Bernard dazwischen. »Was suchtest du in Severins Laboratorium, Remigius?«
    Der Cellerar drehte sich um und schaute erschrocken zu William, dann zu Malachias und dann wieder zu Bernard. »Ich... ich hörte heute Morgen, wie der hier anwesende Bruder William zu Severin sagte, er solle gewisse Schriften sorgsam verwahren... und ich fürchtete seit heute Nacht, als Salvatore gefasst worden war, es wäre von diesen Briefen die Rede...«
    »Also weißt du etwas von diesen Briefen!« triumphierte Bernard. Der Cellerar war ihm in die Falle gegangen. Er sah sich nun eingekeilt zwischen zwei Gefahren, die er gleichzeitig abwehren musste: die Anklage der Häresie und den Mordverdacht. In seiner Not beschloss er anscheinend, zunächst der zweiten entgegenzutreten, doch instinktiv, denn er ließ nun jeden Plan und jede Bedachtsamkeit fahren. »Von den Briefen später... ich werde es Euch erklären... ich werde sagen, wie sie in meine Hände kamen... Lasst mich zuerst erklären, was heute Morgen geschah. Ich dachte gleich an diese Briefe, als ich sah, dass Salvatore dem Herrn Inquisitor in die Hände gefallen war, seit Jahren quält mich der Gedanke an diese Briefe... Und als ich dann hörte, wie Bruder William zu Severin von gewissen Schriftstücken sprach... ich weiß nicht, da packte mich die Angst, ich dachte, vielleicht hatte Malachias die Briefe loswerden wollen und sie Severin gegeben... Ich wollte sie vernichten und eilte zum Laboratorium... Die Tür stand offen, und Severin war schon tot, und da machte ich mich über seine Sachen her, um diese Briefe zu finden... Es war nur aus Angst...«
    William flüsterte mir ins Ohr: »Der arme Tropf: Aus lauter Angst vor der einen Gefahr läuft er blind in die andere hinein...«
    »Nehmen wir an, dass du ungefähr – ich sage ungefähr – die Wahrheit sagst«, ergriff Bernard jetzt wieder das Wort. »Du dachtest also, Severin hätte die Briefe, und suchtest sie bei ihm. Und warum dachtest du, dass er sie hätte? Und warum hast du vorher die anderen drei Mitbrüder umgebracht? Dachtest du etwa, dass diese Briefe schon länger von Hand zu Hand gingen? Obliegt man etwa in dieser Abtei der Jagd nach Reliquien verbrannter Ketzer?«
    Ich sah, wie der Abt zusammenzuckte. Es gab nichts Schlimmeres als die Bezichtigung, Ketzerreliquien zu sammeln, und Bernard war sehr geschickt im Vermengen der Morde mit Ketzerdelikten und beider mit den Gebräuchen in der Abtei. Ein Aufschrei riss mich aus meinen Gedanken: Es war der Cellerar, der schrill protestierte, er habe nicht

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