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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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eines dreifach über drei Zeilen wiederholten Sanctus, Sanctus, Sanctus, drei Tierleiber mit Menschenköpfen, von denen zwei sich beugten, der eine nach oben, der andere nach unten, um sich in einem Kuss zu vereinen, den als schamlos zu definieren man nicht gezögert hätte, wäre man nicht überzeugt gewesen, dass die Existenz dieser Darstellung an diesem Ort ohne Zweifel gerechtfertigt war durch eine tiefe, wenn auch nicht ohne Weiteres erkennbare spirituelle Bedeutung.
    Ich folgte den Bildern in einer Mischung aus stummer Bewunderung und Ergötzen, denn unwillkürlich reizten mich diese Figuren zum Lachen, obwohl sie heilige Texte kommentierten. Auch William betrachtete sie mit einem Lächeln und sagte heiter: »Babewyn nennt man sie auf meinen Inseln.«
    »Babouins heißen sie in Gallien«, nickte Malachias, »und in der Tat hat Adelmus seine Kunst in Eurer Heimat erlernt, obwohl er dann später auch in Paris studierte. Paviane, Fratzengesichter, afrikanische Affen – Figuren einer verkehrten Welt, in welcher die Häuser sich auf Nadelspitzen erheben und die Erde über dem Himmel ist.«
    Mir kamen einige Verse in den Sinn, die ich zu Hause in meinem heimatlichen Idiom gehört hatte, und ich konnte mich nicht enthalten, sie zu zitieren:
     
    Aller wunder si geswigen,
    das erde himel hât überstigen,
    daz sult ir vür ein wunder wigen.
     
    Malachias stimmte ein und fuhr fort:
     
    Erd ob un himel unter,
    das sult ir hân besunder
    vür aller wunder ein wunder.
     
    »Bravo, Adson«, lobte der Bibliothekar, »in der Tat sprechen diese Bilder von jener Region, in die man auf dem Rücken einer Blaugans gelangt, um dort Sperber zu finden, die Fische fangen in einem Bach, und Bären, die Falken am Himmel jagen, und Krebse, die mit den Tauben fliegen, und drei Riesen, die gefangen in einer Falle sitzen und von einem Hahn gebissen werden.«
    Ein feines Lächeln erhellte seine Züge, worauf die anderen Mönche, die unserem Gespräch mit einer gewissen Scheu gefolgt waren, wie erlöst in ein allgemeines Gelächter ausbrachen, als hätten sie nur die Zustimmung des Bibliothekars abgewartet. Dieser freilich verdüsterte sich sofort wieder, doch die anderen lachten nun weiter im Chor, lobten die Kunst des armen Adelmus und zeigten einander die unwahrscheinlichsten Gestalten. Und während sie alle laut durcheinanderlachten, ertönte plötzlich in unserem Rücken eine sehr ernste und strenge Stimme:
    »Verba vana aut risui apta non loqui!«
    Wir drehten uns um. Der da gesprochen hatte, war ein greiser Mönch, gebeugt von der Last seiner Jahre und weiß wie der Schnee, nicht nur an Kopf und Händen, sondern auch im Gesicht und sogar in den Augen. Offensichtlich ein Blinder. Seine Stimme hatte majestätisch geklungen, und seine Glieder schienen mir trotz seines hohen Alters noch kraftvoll zu sein. Er fixierte uns streng, als könnte er uns sehen, und auch in den folgenden Tagen sah ich ihn stets sich bewegen und sprechen, als wäre er noch im Besitz seines Augenlichtes. Doch der Ton seiner Stimme war der eines Mannes, der nur das innere Auge besitzt, will sagen die Gabe der Prophetie.
    »Der ehrwürdige und weise Mönch, der da vor Euch steht«, sagte Malachias zu William und wies auf den Neuankömmling, »ist Bruder Jorge von Burgos. Älter als jeder andere in diesem Kloster, ausgenommen Alinardus von Grottaferrata, ist er es, dem hier die meisten Brüder ihre Sündenlast anvertrauen im Geheimnis der Beichte.« Und zu dem Greis gewandt sagte er: »Vor Euch steht Bruder William von Baskerville, er ist bei uns zu Gast.«
    »Ich hoffe, Euch nicht erzürnt zu haben mit meinen Worten«, sagte der Alte kühl. »Ich hörte Personen über lachhafte Dinge lachen und erinnerte sie an einen Grundsatz unserer Regel. Denn wie der Psalmist sagt: Wenn der Mönch sich der guten Reden enthalten muss aufgrund des Schweigegebotes, so hat er erst recht die üblen Reden zu meiden. Und wie es üble Reden gibt, gibt es auch üble Bilder. Und das sind solche, die Lügen verbreiten über die Formen der Schöpfung, indem sie die Welt verkehrt herum darstellen, als das Gegenteil dessen, was sie ist und sein muss und bleiben wird von Säkulum zu Säkulum bis ans Ende der Zeiten... Doch Ihr kommt ja aus einem anderen Orden, in welchem, wie mir berichtet wurde, selbst noch die unangebrachteste Heiterkeit mit Nachsicht betrachtet wird.« Die letzten Worte waren eine Anspielung auf die unter den Benediktinern verbreiteten Ansichten über die Grillen des

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