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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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verschleierten Getreuen seinen Leichnam so herrichten, als sei er der eines Priesters, indem sie ihn mit jenen Ölen salbten, die sein Abbild in das Leintuch eindrückten, in das man ihn hüllen werde. Dieses Abbild solle ich dem Priester bringen, und so blass er darauf auch erscheinen werde, würde er sich seinem Adoptivvater immer noch weniger entstellt zeigen, als er es war. Wenig später verschied er, und die beiden Getreuen taten, was getan werden musste. Sie sagten mir, das Leintuch brauche einige Stunden, um seine Züge aufzunehmen, sie würden es dann zusammenrollen und in eine Schatulle legen. Sie rieten mir schüchtern, die Eunuchen über den Tod des Diakons zu informieren. Ich beschloss, es nicht zu tun. Der Diakon hatte mich zum Oberbefehlshaber seiner Truppen ernannt, und nur deshalb würden die Eunuchen es nicht wagen, mir nicht zu gehorchen. Ich war darauf angewiesen, dass sie beim Kriegführen einigermaßen kooperierten, indem sie in der Stadt die Aufnahme der Verwundeten vorbereiteten. Hätten sie sofort vom Tod des Diakons erfahren, so hätten sie im Mindestfall den Kampfgeist der Truppen geschwächt, indem sie die traurige Nachricht verbreiteten, und hätten die Leute durch die Beisetzungsfeierlichkeiten abgelenkt. Im schlimmsten Fall hätten sie vielleicht, misstrauisch, wie sie waren, sofort die höchste Macht ergriffen und damit ebenfalls alle Verteidigungspläne des Poeten umgeworfen. Also auf in den Krieg, sagte ich mir. Auch wenn ich immer ein Mann des Friedens gewesen war – diesmal ging es darum, das noch ungeborene Wesen zu verteidigen.«

 
    35. Kapitel
    Baudolino gegen die Weißen Hunnen
     
    Seit Monaten war der Plan in allen Einzelheiten ausgefeilt worden. Hatte sich der Poet bei der Ausbildung seiner Truppen als guter Hauptmann erwiesen, so hatte Baudolino eine Begabung als Stratege an den Tag gelegt. Gleich am Stadtrand erhob sich der höchste jener von weitem wie Sahnekegel aussehenden Hügel, die sie als erstes bei der Ankunft gesehen hatten. Von dort oben beherrschte man die ganze Ebene bis zu den Bergen im Osten und bis über den Rand des Farnwalds hinaus im Norden und Westen. Von dort aus würden Baudolino und der Poet die Bewegungen ihrer Krieger leiten. Eine Schar ausgewählter Skiapoden, angeführt von Gavagai, würde ihnen schnellste Kommunikation mit den diversen Truppenteilen erlauben.
    Die Ponkier sollten sich über verschiedene Punkte der Ebene verteilen, um mit ihrem hochempfindlichen Brustorgan die Bewegungen des Gegners zu erspüren und, wie vereinbart, Rauchsignale zu geben.
    Ganz vorn, fast am äußersten Rand der Farnwaldes, sollten die Skiapoden bereitstehen, um unter dem Kommando des Porcelli unversehens vor den Invasoren aufzutauchen und mit ihren Blasrohren vergiftete Pfeile auf sie zu schießen. Nachdem die Reihen der Feinde durch diesen ersten Ansturm gelichtet sein würden, sollten hinter den Skiapoden die Giganten aufspringen, geführt von Aleramo Scaccabarozzi genannt il Ciula, um sich ihrer Pferde anzunehmen, aber, so hatte ihnen der Poet eingeschärft, solange sie nicht den Befehl zum Angriff erhielten, sollten sie sich auf allen vieren bewegen.
    Sollte es einem Teil der Feinde gelingen, die Barriere der Giganten zu überwinden, so würden von zwei Seiten der Ebene her einerseits die Pygmäen, geführt von Boidi, und andererseits die Blemmyer unter der Führung von Cuttica in Aktion treten. Durch den Pfeilhagel der Pygmäen zur anderen Seite getrieben, würden die Hunnen dort auf die Blemmyer stoßen, die, noch ehe sie zwischen den Farnen entdeckt wären, mit ihren Steinmessern unter die Pferde schlüpfen könnten.
    Keiner von ihnen durfte jedoch zu viel riskieren. Sie sollten dem Feind ernste Verluste zufügen, aber die eigenen so gering wie möglich halten. Denn die Hauptwaffe in dieser Strategie waren die Nubier, die in der Mitte der Ebene warten sollten. Die Hunnen würden die ersten Zusammenstöße sicherlich überstehen, aber sie würden vor den Nubiern angeschlagen eintreffen, zahlenmäßig verringert und voller Wunden, und ihre Pferde würden sich zwischen den hohen Farnen nicht allzu schnell bewegen können. An diesem Punkt würden die kriegerischen Circumcellionen mit ihren todbringenden Keulen und ihrer legendären Verachtung der Gefahr zum Einsatz kommen.
    »Einverstanden, zuschlagen und wegrennen ist die Parole«, sagte der Boidi, »die unüberwindliche Schranke werden die tapferen Circumcellionen sein.«
    »Und ihr«, mahnte der Poet,

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