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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Mariä Lichtmeß den Dienst quittieren könnte, also vor ungefähr sieben Wochen.«
    Edward schaute auf ihn hinunter. »Wichtige Angelegenheiten des Staates, Sir Hugh.« Er hob seine lange, mit Narben übersäte Hand. »Wir haben hier in York eine Versammlung. Der französische Gesandte hat sich eingefunden. Wir müssen über die Heirat meines Sohnes verhandeln. Dann ist da die Sache mit den Falschmünzern und die Angelegenheit mit den Templern.« Er faßte Corbett an der Schulter. »Ich brauche Euch hier, Hugh.«
    »Und meine Frau braucht mich zu Hause«, entgegnete Corbett. »Ihr habt mir Euer Wort gegeben, Sire, Ihr, Edward von England. Denkt an Euren Wahlspruch: >Mein Wort gilt.<«
    Der König zuckte mit den Schultern. »Nun, gelegentlich mag das so sein...«Er nahm seinen Umhang von der Stuhllehne. »Gelegentlich ist es jedoch auch anders.«
    »Wir würden alle gerne nach Hause reiten, heim zu unseren Frauen und Familien«, rief de Warrenne und schaute Corbett wie ein wütender Eber an. Der Earl hatte nie ganz verstanden, wie der König Corbetts Direktheit dulden konnte. Corbett biß sich auf die Zunge. Er hätte den Earl gerne daran erinnert, daß er auch soviel Zeit wie möglich auf Reisen verbringen würde, wenn er mit Lady de Warrenne verheiratet wäre. Er schaute den König an.
    »Wann kann ich aufbrechen, Sire?«
    Edward spitzte die Lippen. »Mitte April, das verspreche ich Euch, am Fest des heiligen Alphage werde ich Euch entlassen. Aber bis dahin«, Edward ging zur Tür und gab de Warrenne ein Zeichen, ihm zu folgen, »will ich, daß die Falschmünzer gefaßt sind. Außerdem will ich, daß Ihr ein Auge auf die Templer habt. Darüber hinaus gibt es über hundert Petitionen unserer guten Bürger der Stadt York. Ihr und Euer grünäugiges Schlitzohr von Schreiber Ranulf könnt Euch darum kümmern.« Der König machte, die Hand bereits auf der Türklinke, eine Pause. »Oh, und als Zeichen, daß alle Animositäten zwischen mir und dem Großmeister vergessen sind: Geht zum Weinhändler und Meisterschankwirt Hubert Seagrave. Er besitzt die größte Schenke in York ein paar Schritte von der Coppergate Lane entfernt. Bestellt bei ihm ein Faß des besten Gascogner Weins. Morgen, wenn ich das Gelübde abgelegt habe, sollt Ihr es als kleine Aufmerksamkeit von mir nach Framlingham bringen.«
    Corbett drehte sich auf seinem Stuhl nach ihm um. »Und werdet Ihr auf einen Kreuzzug gehen, Sire?«
    Edward schaute ihn unschuldig an. »Natürlich, Hugh. Ich habe mein Ehrenwort gegeben. Wenn die Angelegenheiten hier in England geregelt sind, dann werden wir alle zusammen, Ihr, ich, de Warrenne und der ganze Troß, auf einem Kreuzzug nach Jerusalem ziehen.«
    Leise kichernd verließ der König das Refektorium. De Warrenne trottete hinter ihm her. Corbett seufzte und erhob sich. Er blickte sich um. An der Stirnwand des Refektoriums hing ein gewaltiges schwarzes Kreuz und über dem Kamin ein Triptychon in leuchtenden Farben. Er ging zum Fenster und schaute wieder auf den Innenhof. Die Soldaten des Königs hatten zwei blinde Bettler dazu überredet, mit Holzschwertem gegeneinander zu kämpfen. Die beiden langhaarigen und zerlumpten Männer sprangen vor und versuchten, so gut es ging, aufeinander einzuschlagen. Meist trafen ihre Hiebe jedoch ins Leere. Ab und zu stieß sie einer aus dem Kreis der Soldaten unter allgemeinem Gelächter wieder in den Kampfring zurück.
    »Hat es dir nicht gereicht?« flüsterte Corbett halblaut vor sich hin. »Gab es im Krieg in Schottland nicht genug Demütigungen und Blutvergießen?«
    Er setzte sich in die Fensternische. Seit Ende Januar hatte sich der König in den nördlichen Grafschaften aufgehalten und immer wieder Ausfälle über die schottische Grenze gemacht. Er hatte versucht, den Anführer der Schotten, William Wallace, in eine Schlacht zu verwickeln oder ihn gefangenzunehmen. Der Anblick der niedergebrannten Weiler und Dörfer und der Leichen in roten Blutlachen in feuchter niedergetrampelter Heide hatte ihm Übelkeit verursacht. Die grauen Rauchsäulen, der Geruch von Tod und Verwesung und die Galgen, an denen die nackten Toten dicht an dicht hingen. Vieh und Schafe geschlachtet, deren aufgeblähte Kadaver Flüsse und Brunnen verseuchten. All das ging in einem Flammenmeer unter, denn Edward pflegte beim Rückzug alles zu brandschatzen.
    Corbett wollte nicht nur zu Maeve und Eleanor zurückkehren, weil sie ihm fehlten, sondern weil ihn der gnadenlose Versuch, die Schotten in die Knie zu

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