Die Hitze der Hölle
Hoheit. Er muß jedoch einen Komplizen gehabt haben«, entgegnete Corbett. »Dieselbe Person folgte mir durch York und ließ mir die warnende Botschaft zukommen.«
»Aber warum sollten die Templer mich umbringen wollen?« fragte Edward. »Und hat dieser Mordversuch etwas mit diesem armen Teufel zu tun, den die beiden Nonnen brennend an der Straße nach York gefunden haben?« Er holte tief Luft. »Ihr seht noch ganz frisch aus, Corbett. Ich möchte, daß Ihr nach Fram-lingham reitet.« Er nahm einen Ring vom Finger und gab ihn Corbett. »Zeige diesen Ring de Molay. Er wird ihn erkennen.« Corbett schaute auf einen funkelnden, in Gold gefaßten Amethyst.
»Die Templer schenkten diesen Ring meinem Vater«, erklärte Edward. »Ich will ihn zurückhaben, doch bis dahin seid Ihr durch ihn autorisiert. Ihr sollt in dieser Angelegenheit ermitteln, Corbett! Gebraucht Eure lange Nase und Euren scharfen Verstand, findet heraus, wer der Meuchelmörder ist, damit ich ihn umbringen kann!«
»Ist das alles, Eure Hoheit?«
»Was denn noch?« fragte Edward höhnisch. »Soll Euch die Wanne des Erzbischofs etwa noch das Tedeum Vorsingen? Und«, rief er Corbett hinterher, der sich bereits verbeugt hatte und auf dem Weg zur Tür war, »ich will, daß Ihr in Eramlingham wohnt, bis diese Angelegenheit geregelt ist. Als Zeichen meiner Freundschaft mit dem Großmeister sollt Ihr dieses Faß Wein mitnehmen, das ich versprochen habe.«
Es wurde geklopft, und die Türe wurde so abrupt geöffnet, daß Corbett beinahe zu Fall kam. Amauiy de Craon, der Gesandte Philipps IV. am englischen Hof, stolzierte erregt in den Raum. »Eure Hoheit«, murmelte er. »Ich habe von dem Angriff auf Euer Leben gehört.« Er hob sein rotbärtiges Antlitz, das dem eines Fuchses glich. »Im Namen meines Gebieters danke ich Gott, daß er Euer Leben geschont hat. Ich bete darum, daß Euer Feind bald sein wohlverdientes Ende findet.«
»Wird geschehen. Wird geschehen.«
Edward streckte dem französischen Gesandten seine Hand zum Handkuß hin. De Craon kniete sich hin, küßte sie und erhob sich dann wieder.
»Unser geschätzter und geachteter Bevollmächtigter, Sir Hugh Corbett, der Hüter des Geheimsiegels«, fuhr der König fort, »wird die Wahrheit schon herausfinden.«
»Wie ich das bereits bei anderer Gelegenheit getan habe«, meinte Corbett, schloß die Tür und lehnte sich dagegen.
De Craon drehte sich um. »Sir Hugh, Gott stehe Euch bei!« Er ging auf Corbett zu, umarmte ihn und küßte ihn auf die Wange, ein Judaskuß. »Ihr seht aus wie das blühende Leben, Sir Hugh!«
Corbett starrte seinen Erzfeind an, Philipps Meisterspion, der für sämtliche Heimtücke des französischen Königs verantwortlich war. Corbett bewunderte die auffällige Kleidung des Franzosen, einen Waffenrock aus Damast mit einer Goldborte an Hals und Manschetten. Der Saum über den glänzenden roten Stiefeln war mit winzigen Edelsteinen besetzt.
»Ihr habt Euch ebenfalls nicht verändert, Sir Amaury.«
»Ich bin jedoch nicht hierhergekommen, um Höflichkeiten auszutauschen.« De Craon wandte sich um. »Und auch nicht, um das knappe Entrinnen Seiner Hoheit zu feiern.«
»Warum dann?« fauchte Corbett.
»Um Euch eine Warnung meines Herrn zu überbringen«, fuhr de Craon fort. »Ihr habt davon gehört, daß er auf der Jagd im Bois de Boulogne auf ähnliche Weise angegriffen wurde?«
»Sprecht weiter«, sagte Edward leise.
»Der Täter wurde gefaßt«, berichtete de Craon. »Ein Templer, ein hochrangiger Sergeant aus ihrer Festung in Paris. Die Spione meines Herrn schnappten ihn. Er legte ein volles Geständnis ab, nachdem er eine kurze Zeit in den Kerkern des Louvre gesessen hatte.«
»Und?« fragte Corbett.
»Offensichtlich existieren hochrangige Templer, die den westlichen Regenten die Schuld an ihrer Vertreibung aus dem Heiligen Land geben, und nicht nur diesen, sondern auch dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sowie dem Papst selbst, aber ganz besonders Philipp von Frankreich und Edward von England.«
Corbett ging zu ihm hinüber. »Ihr überbringt uns also eine Warnung?«
»Ja, Sir Hugh, ich überbringe Euch eine Warnung. England und Frankreich stehen kurz davor, einen wichtigen Friedensvertrag zu unterzeichnen. Dieser soll durch eine Heirat zwischen den beiden Häusern besiegelt werden. Unsere Länder hatten ihre Meinungsverschiedenheiten. Das hier jedoch ist eine Gefahr, die uns beide bedroht und die diesen Frieden zerstören könnte.«
»Was hat der Sergeant
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