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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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fester, als sie sich der Brücke über die Ouse näherten. Sie war breit, und an den Holzgeländern standen Tische, von denen Fisch verkauft wurde. »Frisch gerupft aus dem Fluß«, riefen die Händler. Corbett blieb stehen und bat Ranulf, die Zügel der Pferde zu halten. Dann schaute er durch eine Lücke im Geländer. Rechts lag der Hauptturm von York Castle, links ließen sich die gewaltigen Türme von York Minster und der St. Mary’s Abbey ahnen.
    »Was sollen wir dem König sagen?« murmelte er vor sich hin, ohne die seltsamen Blicke der Umstehenden weiter zu beachten. Er schaute auf den wirbelnden Fluß, auf die Stare, die unter der Brücke ihre Nester hatten, und auf die zerbrechlichen Boote der Fischer, die auf den Wellen tanzten. Diese ruderten gegen den Strom, klammerten sich an ihre Netze und wichen dem Unrat aus, der überall auf dem Fluß trieb und zwischen den gewaltigen Brückenpfeilern steckenblieb. Corbett konnte sich auf den Tod des Templers keinen Reim machen. Ein Kämpfer, den man kurzerhand in ein Häufchen Asche verwandelt hatte! Er ging zu Ranulf zurück. Da lief ein kleiner Bettlerjunge auf ihn zu. Er hielt in der einen Hand einen Penny, in der anderen ein Pergament und brabbelte etwas. Corbett kniete sich hin.
    »Was willst du, Junge?«
    Das Lächeln des Knaben verstärkte sich. Er drückte Corbett den schmutzigen zusammengefalteten Pergamentfetzen in die Hand. Der Bevollmächtigte öffnete ihn, und der Junge rannte davon. Corbett las ihn, und trotz Sonne und Menschenmassen gefror ihm das Blut in den Adern.

    Wisse, daß Dir all Dein Besitz abhanden kommt und schließlich uns zufällt.
    Wisse, daß wir kommen und gehen, wie es uns beliebt, und daß Du uns nicht daran hindern kannst.
    Wisse, daß wir Macht über Dich besitzen und daß das so sein wird, bis wir unsere Mission erfüllt haben.

    Corbett studierte das Gekritzel auf dem Pergament. Die Reihenfolge war verändert, aber deswegen war die Bedrohung nicht minder wirklich. Er schaute auf. Der Junge war verschwunden. Es war unmöglich, ihn zu verfolgen. Irgendwo aus der Menge heraus hatte der Meuchelmörder sie beobachtet. Er hatte sie verfolgt. Der tote Templer hatte nicht allein gehandelt, man hatte ihn kaltblütig geopfert. Das Spiel hatte gerade erst begonnen.

3

    E dward von England hatte sich in der großen hölzernen Badewanne in dem privaten Gemach im Palast des Erzbischofs aus-gestreckt. Der Boden um die Wanne herum war mit purpurfarbenem Buckram ausgelegt. Die Wanne selbst war von einem Trupp Diener mit Eimern kochendheißen Wassers gefüllt worden, in dem Malvenblüten und andere Kräuter schwammen und einen angenehmen Duft verbreiteten. Der König ließ seine Arme über die Seiten der Wanne hängen. Er schwamm in süßlich duftendem, mit Seifenschaum bedecktem Wasser, während er über den Rand der Wanne auf Corbett, der neben de Warrenne saß, schaute. Der Bevollmächtigte bemühte sich, sein Gesicht nicht zu verziehen. Nicht daß Edward im Bad auch nur das Geringste seiner Königswürde eingebüßt hätte, Corbett amüsierte sich mehr über den Dünkel des Erzbischofs, den Eigentümer der Wanne, dessen Wappen zusätzlich zu einigen Kreuzen auf die Außenseite gemalt waren.
    »Findet Ihr das vielleicht lustig?« knurrte Edward. »Die Templer haben mir gerade eine Anleihe von fünfzigtausend Pfund Sterling zugesagt. Ich habe vor ihnen ein verdammtes Gelöbnis abgelegt, mich auf einen Kreuzzug zu begeben, und jetzt sagt Ihr, daß die Schweine versuchen, mich umzubringen!«
    »Das war keine Anleihe«, entgegnete Corbett, »sondern ein Geschenk. Mit Verlaub, Eure Hoheit, aber eher fängt diese Wanne an, das Tedeum zu singen, als daß Ihr Euch auf einen Kreuzzug begebt.«
    Edward erhob sich und schüttelte sich wie ein nasser Hund. Er kletterte aus der Wanne. De Warrenne legte ihm ein wollenes Laken um die Schultern.
    »Das war jetzt gut«, sagte Edward. »Hoffentlich dauert es bis zum nächsten Bad nicht bis Mittsommer.« Er ging mit nassen Füßen auf Corbett zu und schüttelte sich das Wasser aus den Haaren. »Ihr badet doch einmal in der Woche?«
    »Ein arabischer Arzt, der in Salerno studiert hat, meinte, daß mir das nicht schaden könne.«
    »Verweichlichung!« grollte Edward.
    Der König begab sich zu einem kleinen Tisch, füllte drei vergoldete Becher mit Wein und drückte de Warrenne und Corbett je einen in die Hand.
    »Dieser Templer schoß also zweimal und ging dann in Flammen auf?«
    »Es hat ganz den Anschein, Eure

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