Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
einzige Unterschied zwischen ihnen und uns ist der, daß sie ein Keuschheitsgelübde abgelegt haben. Ihre Braut ist die Kirche Christi.«
    Ranulf stieß einen leisen Pfiff aus. »Aber sie müssen doch Gefühle haben«, meinte er frotzelnd.
    Corbett setzte sich an den kleinen Tisch und öffnete die Satteltaschen mit seinen Schreibutensilien. »Warum stellst du die Frage nicht direkter, Ranulf? Jedes Mitglied des Templerordens hat sich einem Leben der Keuschheit und Ehelosigkeit verschrieben. Das ist eines der Opfer, die sie bringen. Wie bei allen Männerbünden gibt es allerdings auch hier Mitglieder, die einander verfallen.«
    »Aber das ist doch Sünde«, sagte Maltote. »Und wenn sie erwischt werden?«
    »Dann helfe ihnen Gott. Der Templerorden hat angeblich solche Männer in eine Zelle gesperrt und anschließend Tür und Fenster zugemauert. Dort sind sie verhungert.«
    »Werdet Ihr de Molay nach der Geheimkammer fragen?« wollte Ranulf wissen. »Dort im zweiten Stock, wo es ein überzähliges Fenster gibt. Ich habe es heute morgen nach der Messe noch einmal kontrolliert. Zwischen zwei Zimmern ist die Wandvertäfelung erneuert. Vermutlich war da einmal eine Tür.«
    »Der Großmeister wird viele Fragen beantworten müssen«, entgegnete Corbett. »Ich brenne darauf zu erfahren, was sie dort verstecken.«
    »Könnte das etwas mit den Feuern zu tun haben? Eine geheime Waffe oder eine Wunder wirkende Reliquie? Ich habe einmal in London einen Mann getroffen«, erzählte Maltote, »der vorgab, bis ins tiefste Ägypten gereist zu sein. Jenseits von Alexandria sei er auf einen Stamm gestoßen, der die Bundeslade besessen habe. Wenn man sie berührt, wird man angeblich von einem seltsamen Feuer verzehrt. Das ist die Wahrheit!« Maltote hatte immer lauter gesprochen, da Ranulf angefangen hatte, verstohlen zu lachen. »Ich habe ihm zwei Pence für einen Holzsplitter gezahlt!«
    »Ich wette, daß der Bursche nie weiter als bis Southampton gekommen ist«, sagte Ranulf kichernd. »Habt Ihr eigentlich Maltotes Reliquiensammlung schon einmal gesehen, Herr? Er hat unter anderem ein rostiges Schwert, das Herodes’ Soldaten beim bethlehemitischen Kindermord geschwungen haben sollen...«
    Ein plötzliches Klopfen an der Tür beendete diesen launischen Wortwechsel. Corbett öffnete. Er rechnete damit, einen Boten des Großmeisters vor sich zu haben. Statt dessen stand ihm der junge Sergeant gegenüber, den er während der Messe beobachtet hatte. Er wurde von einem untersetzten und stämmigen Mann begleitet, der an einen Mastiff erinnerte. Er hatte ein markantes Kinn, preßte die Lippen zusammen und blinzelte kein einziges Mal. Seine Frisur wirkte außerordentlich lächerlich — die Haare waren bis über die Ohren rasiert und standen auf dem Kopf wie ein wirrer Busch ab.
    »Bitte?« fragte Corbett.
    »Ein Besucher, Sir Hugh.«
    »Ihr hattet mich doch erwartet?« sagte der Fremde ungehalten und ging ohne weitere Umschweife ins Zimmer, wobei er Corbett fast umstieß. Die Tür schlug er hinter sich zu und dem jungen Templer ins Gesicht. Er stand breitbeinig da, die Daumen in den Gürtel eingehakt, an dem ein Schwert hing. Dann zog er seinen dunkelbraunen Umhang aus und warf ihn über einen Stuhl.
    »Verdammt«, er schmatzte lautstark, »ich bin am Verdursten!«
    »Wenn Ihr nicht ein bißchen plötzlich erklärt, wer Ihr seid, dann könnte Euch jeder Durst vergehen!«
    Ranulf sprang auf. »Wer seid Ihr, um Himmels willen?«
    »Roger Claverley, der Vertreter des Sheriffs von York.« Der Besucher öffnete einen Beutel, nahm eine Vollmacht auf einem Pergament heraus und warf sie Corbett zu. »Das ist meine Vollmacht vom Bürgermeister und Sheriff. Ich bin hier, um Euch zu helfen.«
    Corbett kaute auf der Unterlippe, um ein Grinsen zu unterdrücken. Je länger er Claverley betrachtete, der Ranulf feindselig gegenüberstand, je mehr erinnerte er ihn an den kleinen Mastiff, der immer hinter Uncle Morgan, einem Verwandten von Maeve, hertrottete. Der Mastiff mochte Ranulf nicht, und dieses Gefühl war gegenseitig.
    »Hol unserem Besucher einen Becher Wein, Ranulf«, sagte Corbett und las den Brief ganz genau. »Er ist ein überaus einflußreicher Beamter, und wenn dieser Brief stimmt, dann kann er uns sehr wertvolle Informationen über die Goldmünzen und andere Dinge liefern.« Corbett legte das Pergament auf den Tisch und ging mit ausgestreckter Hand auf Claverley zu.
    Dieser nahm sie und hätte Corbett beinahe die Gelenke zermalmt.
    »Ihr seid

Weitere Kostenlose Bücher