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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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habe geschlafen.«
    »Ihm fehlt eine Hand.«
    »Und? Ich habe schon von Männern gehört, die weitaus stärker behindert waren und trotzdem Morde begingen. Wie wollen wir wissen, daß er Reverchien nicht in den Irrgarten folgte und ihn dort ermordete? Oder daß er Peterkins Tod nicht zu verantworten hat?«
    »Und die Sache bei Botham Bar?« fragte Ranulf. »Hat er etwa auch den Zweihänder geschwungen?«
    Corbett zuckte mit den Schultern. »Concedo, das wäre ihm schwergefallen, ist aber nicht vollkommen unmöglich. Aber dann hat mir der Koch auch von einem maskierten Reiter erzählt, der in den Wäldern in der Nähe des Herrenhauses auf der Lauer liegt.«
    »Ein Auftragsmörder?« wollte Ranulf wissen.
    »Möglich. Vielleicht hat mich der Koch aber auch angelogen. Schließlich ist da noch eine Sache — die Falschmünzen. Oder handelt es sich womöglich gar nicht um Falschmünzen...« überlegte Corbett laut. »Auf jeden Fall sind sie nach der Ankunft der Templer erstmals in York aufgetaucht.«
    »Womit wir wieder bei Alchimie oder Magie wären«, sagte Ranulf. »Herr, als ich noch die Straßen von London unsicher machte, kannte ich einige Falschmünzer. Sie nehmen einfach eine echte Münze und lassen zwei daraus werden. Ich habe noch nie gehört, daß ein Falschmünzer solide Goldmünzen hergestellt hat.«
    Corbett setzte sich aufs Bett und rieb sich die Augen. »>Wenn man alles analysiert hat<«, zitierte er, »>und immer nur auf eine Lösung kommt, dann ist diese Lösung die Wahrheit.<« Er sah Ranulf an. »Vielleicht ist es ja Magie.« Und dann meinte er noch nachdenklich: »Vielleicht brennt unter uns das Höllenfeuer.«

6

    Die beiden Ritter stellten sich an entgegengesetzten Seiten des Turnierplatzes auf. Den staubigen Platz entlang lief eine Holzschranke, die mit Leder gepolstert war. Die Ritter trugen volle Rüstungen und große Turnierhelme. Knappen reichten ihnen Schilde und Turnierlanzen aus Holz. Beide Reiter lenkten ihre Pferde mit den Schenkeln. Aus der Haltung ihrer Lanzen sprach große Erfahrung. Eine Trompete erklang. Die Ritter bewegten sich langsam aufeinander zu. Ein weiteres Trompetensignal, und die Pferde fielen in Galopp. Ihre eisenbeschlagenen Hufe wirbelten eine Staubwolke auf. Sie hatten die Köpfe gesenkt. Die beiden Ritter hielten parallel zur Turnierschranke geradewegs aufeinander zu. Sie hoben die Schilde und senkten die Lanzen. In der Mitte des Turnierplatzes trafen sie mit einem widerhallenden Krachen aufeinander. Die Lanzen splitterten. Beide Ritter schwankten im Sattel, blieben jedoch sitzen und ritten bis zum Ende des Turnierplatzes weiter.
    »Ausgezeichnet!« rief Bruder Odo, lehnte sich gegen die Mauer und stieß seinen Stock mehrmals auf den Boden. »Trefflich, Legrave. Symmes!« brüllte der alte Bibliothekar. »Senkt Eure Lanze etwas früher, oder Ihr werdet noch auf den Hintern fallen!«
    Diese letzten Worte riefen bei den Zuschauern, Rittern und Sergeanten Gelächter hervor. Corbett und seine beiden Gefährten standen etwas im Hintergrund. Die Sonne brannte, und der Staub vom Turnierplatz fing sich in ihren Augen und ihrer Kehle. Die Ritter bereiteten sich auf einen neuen Waffengang vor. Neue Lanzen, Schilde in Position, und auf ein weiteres Trompetensignal hin stürmten die riesigen Streitrösser, denen man buntes Zaumzeug angelegt hatte, los. Als sich die beiden Gegner einander näherten, fielen sie in Galopp. Sie trafen aufeinander, aber diesmal war Symmes zu langsam. Er verfehlte mit seiner Lanze Legrave und ließ gleichzeitig sein Schild sinken, was ihn verwundbar machte. Es krachte fürchterlich. Symmes’ Pferd bäumte sich auf, und dieser purzelte aus dem Sattel. »Ausgezeichnet!« rief de Molay. Er saß auf einem thronähnlichen Stuhl unter einem Baldachin aus Seide. Dann gab er Corbett ein Zeichen, näher zu treten.
    »Habt Ihr Legrave gesehen? Er hat gewechselt und die Lanze in der Linken gehalten! Eine solche Geschicklichkeit! Sagt schon, Sir Hugh, habt Ihr so etwas bei den Rittern des Königs schon einmal gesehen?«
    »Nein, Großmeister.«
    Corbett sprach die Wahrheit. Nach der Totenmesse und dem Frühstück hatten die Templer mit dem Turnier begonnen. Corbett hatte ihre umfassenden Fertigkeiten sehr bald bewundert, obschon er müde war und ihm die Hitze und der Staub zu schaffen machten. Er schaute auf den Turnierplatz. Knappen halfen Symmes gerade wieder auf die Beine und nahmen ihm seinen Helm ab. Sie hielten ihm Schöpfkellen mit Wasser hin, um sich den

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