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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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wissen.
    Der Templer schluckte. »John Scoudas. Er befindet sich hier im Herrenhaus.«
    »Ihr braucht mich nicht zu fragen!« schrie Branquier vom anderen Ende der Tafel. »Ich verließ St. Leonard’s Priory als letzter. Als ich nach York kam, waren die Straßen wegen der Ankunft des Königs voller Menschen. Ich verweilte ein wenig, aber schließlich wurde es mir in der Stadt zu eng und zu heiß. Dann kam ich hierher. Das kann Euch Bruder Odo bestätigen.« Corbett schaute rasch auf das bisher Geschriebene. De Molay und Legrave gaben sich gegenseitig ein Alibi. Bruder Odo stand für Branquier ein. Aber Baddlesmere? Corbett hatte den Verdacht, daß er log. Das galt auch für Symmes, der das hinter der Tischkante verborgene Wiesel streichelte. Corbett starrte auf sein Pergament. Die Templer wurden langsam ungeduldig, Stuhlbeine scharrten, und ärgerliche Seufzer ließen sich vernehmen.
    »Was meint Ihr eigentlich, wo wir waren?« fragte Legrave unvermittelt. »Meint Ihr, wir hätten Murston bei seinem Versuch, den König zu ermorden, geholfen? Oder daß wir Euch die Nachricht auf der Ouse Bridge hätten zukommen lassen?«
    »Oder daß wir den Hinterhalt für Euch geplant hätten?« spottete Baddlesmere.
    »Großmeister«, Branquier warf seine Feder hin und bekleckste die Tafel dabei mit Tinte. »Das ist das letztemal, daß ich auf solche Fragen antworte. Weil so ein Idiot von Sergeant, der nicht mehr alle auf der Reihe hatte, versucht hat, den König zu ermorden, und weil blödsinnige und anmaßende Warnungen hierhin und dorthin geschickt werden, sind wir schuldig?«
    Seine Worte stießen auf Zustimmung. De Molay war es ganz eindeutig unwohl in seiner Haut. Seine dunklen und aristokratischen Züge verrieten sein Unbehagen. Corbett schaute nach links und nach rechts. Baddlesmere kratzte sich das Kinn seines wettergegerbten Gesichts. War er etwa der Mörder, fragte sich Corbett, der heimliche Sünder? Oder Legrave mit seinem ordentlich gescheitelten braunen Haar, seinem bronzenen Teint und seinem jungenhaften Gesicht? Ein erstklassiger Soldat. Oder der einäugige Symmes? Oder der große Branquier, der über die Tafel gebeugt saß? Corbett war sich sicher, in einem dieser Männer den Mörder vor sich zu haben, ja, vielleicht steckten sie alle unter einer Decke, und es würde bald weitere Morde geben.
    »Wir haben Peterkins Leiche in die Stadt schaffen lassen«, ergriff de Molay wieder das Wort, »in einem hübschen Sarg.« Er hob die Hand. »Keine Sorge. Sie wurde nicht von einem Templer begleitet, sondern von einem unserer Verwalter. Dieser hatte auch ein Beileidsschreiben und einen Beutel Silber für die Mutter dabei. Warum sollte jemand einen armen Koch ermorden, Sir Hugh? Was ist durch seinen Tod gewonnen?«
    »Und was ist mit dem armen Reverchien?« sagte Baddlesmere unwirsch.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Corbett. »Aber, Großmeister, warum seid Ihr eigentlich nach York gekommen?«
    »Das habe ich Euch bereits gesagt. Es ist Pflicht jedes neuen Großmeisters, alle Ordensprovinzen zu besuchen.«
    »Vor Eurer Ankunft«, fragte Corbett unbeschwert weiter, »wurde Framlingham Manor von Sir Guido Reverchien, einem Amtmann und einem Administrator verwaltet?«
    »Ja.«
    »Warum werden bestimmte Treppenaufgänge jetzt bewacht? Welche anderen Geheimnisse gibt es in diesem Herrenhaus?«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Der maskierte Reiter, der in den Wäldern bei Framlingham gesehen worden ist.«
    De Molay schaute seine Gefährten an und schüttelte dann den Kopf. »Davon wissen wir nichts. Was noch?«
    »Was ist mit dem verschlossenen Raum im zweiten Stock des Herrenhauses?«
    »Ruhe!« befahl de Molay, als seine Gefährten Corbett vorwerfen wollten, herumzuschnüffeln. »Habt Ihr Eure Befragung jetzt beendet, Sir Hugh?«
    »Ja.«
    »Dann werde ich Euch nun unser geheimes Zimmer zeigen.« De Molay erhob sich. Corbett legte seine Schreibgeräte so schnell wie möglich weg und ging hinter dem Großmeister her aus dem Refektorium.
    »Sir Richard Branquier«, rief de Molay über die Schulter, »kommt bitte ebenfalls.«
    Der Großmeister hatte Mühe, nicht die Selbstbeherrschung zu verlieren. Er führte Corbett die Treppe hinauf und durch den Flur des zweiten Stocks. Der Fußboden bestand aus Dielen, die Wände waren holzverkleidet und mit Schnitzereien verziert. De Molay ging etwa bis zur Mitte des Gangs und blieb stehen. »Branquier, öffnet dieses Zimmer für Sir Hugh!«
    Der Templer drängte sich an Corbett vorbei und

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