Die Hitze der Hölle
offenem Mund an. »Meint Ihr, er war vergiftet? Wurden sie vergiftet oder betäubt?«
»Das ist die einzige Erklärung.«
»Aber ich hätte ihm nie etwas zuleide getan!« jammerte Baddlesmere. »Ich hätte Scoudas nie etwas angetan.«
»Wann habt Ihr den Wein in Euer Zimmer gebracht?«
»Am frühen Nachmittag, den besten Rheinwein. Ich stellte den Krug in eine Schüssel mit kaltem Wasser, um den Wein abzukühlen.«
»Und habt Ihr davon getrunken?«
»Ja, das habe ich, etwa einen halben Becher. Dann kamen Scoudas und Joscelyn. Ihr Spott machte mich so wütend, daß ich den Becher zu Boden warf und ging.«
»Sir Bartholomew«, fuhr Corbett fort, »Euer gesamter Besitz wurde von dem Feuer zerstört, aber bei den Sachen von Scoudas fanden wir eine Kartenskizze von York und die Drohung der Assassinen, beide von Eurer Hand, und außerdem eine Quittung über eine bestimmte Geldsumme, die Murston unterschrieben hatte.«
Baddlesmeres Blick bekam etwas Verschlagenes. Dieser Stimmungsumschwung kam so schnell, daß Corbett sich fragte, ob dieser Mann wirklich noch ganz zurechnungsfähig war. Vielleicht hatte er ja doch den Mörder, Sagittarius, vor sich.
»Die Papiere«, sagte Corbett, »bitte. Warum waren diese Papiere in Scoudas’ Besitz?«
Baddlesmere hustete und leckte sich die Lippen. »Ich hätte gerne noch etwas Wein, Sir Hugh.«
Branquier füllte an einem der Beistelltische einen Becher und drückte ihn Baddlesmere in die Hand.
»Beantwortet meine Frage«, forderte Corbett ihn auf.
»Ihr habt hier gar nichts zu fragen«, fuhr Branquier dazwischen. »Doch, das hat er«, fauchte de Molay den Kommandanten an. »Sir Bartholomew, beantwortet die Frage.«
»Ja, ich werde antworten.« Baddlesmere setzte sich aufrecht hin. »Obwohl ich keine neugierigen Beamten leiden kann. Welche Sünden ich auch immer begangen haben mag, ich bin trotzdem noch ein Templer. Ich kann Euch nicht leiden, Corbett. Es widerstrebt mir, daß Ihr hier seid. Der Orden hat seine eigenen Rituale und Regeln.«
»Die Papiere«, wiederholte Corbett ziemlich ungehalten.
»Ich hatte mit meinen eigenen Nachforschungen begonnen«, sagte Baddlesmere unwirsch. »Ich zeichnete die Karte und schrieb die Warnung ab, um der Lösung des Rätsels näherzukommen. Ich gab Scoudas eine Abschrift und bat ihn, Augen und Ohren offenzuhalten. Wenn mein Zimmer nicht ausgebrannt wäre, dann hättet Ihr dort weitere Abschriften gefunden.« Er zuckte mit den Schultern. »Von der Quittung von Murston weiß ich nichts.«
»Warum hat es in Eurem Zimmer gebrannt?« fragte Corbett. »Auch das weiß ich nicht.«
»Befand sich dort etwas, das ein so starkes Feuer hätte verursachen können?«
»Nein. Kleider, Pergament, einige Bücher, aber das war auch schon alles.«
»Eine Öllampe?« fragte Corbett.
»Ich sage nichts mehr.« Baddlesmere wandte den Kopf ab. Corbett wußte, daß der in Ungnade gefallene Templer einen bestimmten Verdacht hatte.
»Was wird mit mir geschehen?« flüsterte Baddlesmere. Er sah de Molay flehend an.
»Ihr werdet bei Brot und Wasser in eine Zelle gesperrt«, antwortete der Großmeister. »Und wenn diese Sache geregelt ist und der Bevollmächtigte des Königs uns allein gelassen hat, dann werden wir Euch den Prozeß machen. Die Krone kann Euch, wenn sie das wünscht, ebenfalls für die Übertretung der königlichen Verordnung bestrafen.«
Baddlesmere nickte. »Das ist das Ende«, murmelte er mehr zu sich selbst. »Man wird mir meinen Adelstitel und alle Abzeichen meines Ranges nehmen. Sir Bartholomew Baddlesmere, Kommandant des Templerordens, degradiert zum Küchengehilfen in einer abgelegenen Festung.« Er ballte die Hand zur Faust und sah Corbett so wütend an, daß dieser nach seinem Dolch griff. Der Haß von Sir Bartholomews Gefährten schlug ihm ebenfalls entgegen. Obwohl Baddlesmere entehrt war, hatten die Templer wie alle geschlossenen Gemeinschaften einiges gegen die Einmischung von Außenstehenden einzuwenden. Corbett erhob sich.
»Großmeister, ich habe meine Fragen gestellt. Ich muß darauf bestehen, daß Sir Bartholomew streng bewacht wird.« Er ging zur Tür.
»Corbett!« Baddlesmere schaute ihn seltsam an. »Die Wahrheit liegt am Ufer.«
»Was meint Ihr damit?«
Baddlesmere begann zu lachen, schüttelte den Kopf und gab ihm zu verstehen, er solle gehen. Corbett verbeugte sich vor de Molay und kehrte in sein Zimmer zurück. Ranulf und Maltote fingen sofort an, ihn auszufragen.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Corbett.
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