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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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ihm die Hand.
    »Ich hätte nie gedacht«, fuhr der Hauptmann fort, »daß ich hier so empfangen werden würde. Dieser Mann hat sich schließlich nichts zuschulden kommen lassen.«
    »Das ist eine lange Geschichte, Hauptmann.«
    Symmes trat vor. Er fing Baddlesmere auf, der im Begriff war, umzufallen, und führte ihn zu einem Stuhl.
    »Wenn er nichts verbrochen hat, warum ist er dann in Ketten?« fauchte Branquier. Er füllte einen Becher mit Wein und reichte ihn dem Gefangenen.
    »Ganz einfach«, schnaubte Montibus. »Die Verordnung des Königs war nicht mißzuverstehen. Keinem Templer war es erlaubt, Framlingham Manor zu verlassen.«
    »Und wo habt Ihr ihn aufgegriffen?« fragte Corbett.
    »Er wollte unbemerkt durch das Micklegate Bar kommen. Er war zwar nicht in seine Templerrobe gekleidet, hatte aber in seinen Satteltaschen genügend Hinweise auf seine wahre Identität. Die Amtmänner der Stadt nahmen ihn fest. Erst saß er in der Burg, dann befahl der König, ihn hierherzubringen.« Der Hauptmann ließ ein schmatzendes Geräusch vernehmen und schaute auf die Tafel. »Es ist eine fürchterliche Nacht«, meinte er, »und meine Männer frieren und sind hungrig.«
    »Dann seid unsere Gäste«, sagte de Molay gelassen. »Legrave, führe unsere Gäste in die Küche. Die Ketten können doch wohl entfernt werden?«
    Montibus willigte ein. Baddlesmeres Beineisen und Handfesseln wurden aufgeschlossen und fielen scheppernd zu Boden. Baddlesmere saß immer noch wie betäubt da. Ab und zu blinzelte er oder trank mit großen Schlucken aus einem Becher. Seine Bewacher verschwanden in der Küche, mit Ausnahme von Montibus. Corbett setzte sich wieder hin. Maltote blieb erstaunt stehen.
    Ranulf, der die Situation außerordentlich unterhaltend fand, grinste von einem Ohr zum anderen. Er beugte sich zu Corbett hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: »Nichts ist jemals so, wie es aussieht, was, Herr?«
    »Hat er ein Verbrechen begangen?« fragte de Molay.
    »Nicht, daß ich wüßte«, antwortete Montibus, »außer sich über das Verbot des Königs hinwegzusetzen.«
    »Zum erstenmal«, erklärte Ranulf lachend und nahm wieder an der Tafel Platz, »sitze ich mit einem Mann am Tisch, der tot und begraben ist und dem man die Totenmesse gelesen hat.«
    »Schweigt!« schrie Branquier außer sich vor Wut.
    Ranulf lächelte nur. Baddlesmere stellte seinen Becher auf den Tisch, seufzte und fiel förmlich in sich zusammen. Tränen liefen ihm über die Wangen. Ungeachtet dessen lud sich Montibus seinen Teller mit Huhn und Schweinebraten voll. Hungrig begann er zu essen und schaute dann auf. Erst jetzt kam ihm zu Bewußtsein, was Ranulf da eben gesagt hatte und daß es totenstill geworden war. »Was geht hier eigentlich vor?« Er wurde auf einmal sehr ernst, als er des Gesichtsausdrucks der anderen gewahr wurde. »Was meint Ihr damit, ein Mann, der tot und begraben ist?«
    »Hauptmann«, ergriff Corbett das Wort, »eßt und trinkt. Ihr und Eure Männer könnt über Nacht bleiben. Ich bin mir sicher, daß die Gastfreundschaft des Großmeisters das zuläßt. Sir Bartholomew, ich muß Euch einige Fragen stellen, aber dies ist nicht der Ort dafür.«
    »Nein, da habt Ihr recht«, stimmte de Molay ihm zu und erhob sich. »Branquier, Sir Hugh, bringt Baddlesmere auf mein Zimmer.«
    Corbett flüsterte Ranulf zu, die königliche Wache nicht aus den Augen zu lassen, und folgte dem schlurfenden Baddlesmere, der von Branquier geführt wurde, aus dem Saal und durch die Gänge ins Zimmer des Großmeisters. Eine Weile murmelte Baddlesmere vor sich hin, faßte sich an den Mund und schaute sich mit glasigem Blick um.
    »Er ist von Sinnen«, meinte Branquier.
    »Sir Bartholomew«, rief de Molay. »Ihr müßt uns sagen, was passiert ist! Eure Zelle brannte aus. Auf dem Bett lagen die Leichen von zwei Männern bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Wir dachten, Ihr wärt einer der beiden.«
    Baddlesmere hob den Kopf. »Ich bin ein Wurm und kein Mann«, sagte er feierlich. »Meine Sünden, meine Sünden stehen mir immer vor Augen.«
    »Welche Sünden?« fragte Corbett mit leiser Stimme und rückte seinen Hocker so, daß er dem Templer direkt gegenübersaß. »Welche Sünden, Bartholomew?«
    Baddlesmere hob den Kopf. »Die Sünde der Päderastie«, antwortete er mit rauher Stimme. »Die förmlich nach Gottes Rache schreit.«
    »Und dennoch«, entgegnete Corbett und zitierte aus der Bibel, »wenn Eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden. Ihr habt

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