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Die Hitzkammer

Die Hitzkammer

Titel: Die Hitzkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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bringen. Er schätzte, dass er schon über eine halbe Stunde wartete.
    Da! Eine Gestalt bewegte sich zum Feuer bei den Stalagmiten. Sie trug eine Teufelsmaske und einen roten Umhang. Und sie hinkte. War das Fetzer? Lapidius zog sich noch weiter zurück in die Schwärze des Gangs. Der Unbekannte machte sich an der Glut zu schaffen. Aha, er legte Holz nach. Nun wandte er sich um und kümmerte sich um das zweite Feuer. Als er auch diese Flammen versorgt hatte, entzündete er mehrere Fackeln, die er zur Befestigung in Felsspalten stieß. Es war jetzt sehr hell in der Halle. Dann verschwand die Gestalt.
    Drei Atemzüge später war der Unbekannte wieder da. Diesmal einen eisernen Topf in der Hand haltend, dazu ein dolchähnliches Messer, von dem Lapidius annahm, dass es der Hirschfänger war. Beides legte er ab. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit zwei Schalen am Boden zu. Mit einem Kienspan entzündete er die Bröckchen, die sich darin befanden. Weihrauch! Lapidius konnte es kurz darauf riechen. Das schwere Aroma durchzog die Höhle.
    Jäh fuhr er zusammen. Gerade noch hatte er den Weihrauchgeruch wahrgenommen, j etzt hörte er plötzlich Töne. Oder waren es Geräusche? Nein, es war eine Stimme. Sie kam aus den Tiefen der Höhle. Auch der Unbekannte hatte sie vernommen und verschwand mit schnellen Schritten im rechten toten Gang.
    »Luzifer, Deine Söhne … huldigen …«, rief die Stimme. »Wir erflehen Deine Gnade … Blut … laben.« Lapidius konnte nicht alles verstehen. Die Worte klangen dumpf, aber nicht drohend, eher einschmeichelnd und monoton. »Wir sind die Söhne des Teufels, die Söhne des Teufels …«
    Alles in Lapidius schrie danach, fortzulaufen. Doch er blieb. Er musste bleiben. Die Stimme war das Böse, das fühlte er deutlich. Das Böse, das ihm schon wiederholt begegnet war. Die Inkarnation alles Üblen. Nur mühsam gelang es ihm, seinem Fluchttrieb nicht nachzugeben. Er war hierher gekommen, um dem Morden ein Ende zu machen. Und um Freyja von allen Verleumdungen rein zu waschen. Er hoffte inbrünstig, dass ihm beides gelingen möge.
    »Ich bin der Erste Sohn des Teufels«, hörte er die Stimme, die nun lauter wurde, »der Erste Sohn des Teufels, und du bist der Zweite Sohn des Teufels, der Zweite Sohn des Teufels. Sieh mir in die Augen, du bist der Zweite Sohn des Teufels. Wenn du der Zweite Sohn des Teufels bist, dann antworte mit Ja.«
    »Ja!«, hörte Lapidius einen tiefen Bass antworten.
    »Du weißt, dass alle satanischen Brüder dem Ersten Sohn des Teufels zu Willen sein müssen.«
    »Ja«, erklang es wieder.
    »Du weißt, dass Satan sich durch mich zeigt, dass er durch meinen Mund spricht, dass ich Satan bin. Ich bin Satan, der Bockshörnige, bin Luzifer, der Herr der Unterwelt, und du bist der Zweite Sohn des Teufels.«
    »Ja, Meister.«
    »Wenn ich sage, tue dies, dann tust du es, wenn ich sage, tue das, dann tust du es, wenn ich sage, töte, dann tötest du … Wenn ich sage, töte, dann tötest du, du tötest gern, wie du es schon oft für Luzifer, deinen Herrn, getan hast, du tötest gern, du tötest gern, und morgen wirst du von alledem nichts mehr wissen, nichts, nichts. Du wirst heute töten und es morgen nicht mehr wissen. Und wenn das alles gut so ist, dann antworte mit Ja, mit Ja …«
    »Ja.«
    Die gebetsmühlenartige Ansprache ging weiter, nur dass es jetzt der Dritte Sohn des Teufels war, dem die Worte galten. Lapidius konnte nicht umhin: Schauer des Entsetzens j agten ihm über den Rücken.
     
        »Luzifer, Du Herrlicher!
    Einzig bist Du, einzig warst Du, einzig wirst Du immer sein! Deine Kraft und Männlichkeit komme über uns,
    auf dass wir Dich
    wie unser eigenes Leben lieben! Auf ewig!«
     
    »Auf ewig!«, riefen auch der Zweite und der Dritte Sohn des Teufels.
    Lapidius stand mit schreckgeweiteten Augen da, obwohl er nichts sah, sondern nur hörte.
    Geraume Zeit verging, nur ab und zu war ein Schnaufen oder Stöhnen zu vernehmen. Dann meldete die Stimme sich wieder: »Nimm unser gemeinsames Blut, Dritter Sohn des Teufels, und trage es zum Feuer beim steinernen Buckelbett. Trage es dorthin und gieße es in den Gral der schwarzen Messe, auf dass es sich später mit dem Blute von Luzifers Opfer vermische.«
    Abermals erscholl Gesang, diesmal an einen Kirchenchoral erinnernd. Er klang eintönig und schien aus mehreren Strophen zu bestehen. Die Gestalt, in der Lapidius Fetzer vermutete, erschien wieder, hinkend ausschreitend, in der Hand eine Art Pokal, dessen Inhalt er

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